Transparenz und Innovation durch offene Daten
"Was passiert mit meinem Steuergeld?" Antworten auf diese Fragen erhalten britische Bürger auf der Website Wheredoesmymoneygo. Sie können überprüfen, wofür ihr Steuergeld in welchen Regionen ausgegeben wird und wie sich die Staatsausgaben in den vergangenen Jahren entwickelt haben. Die Basis für die grafisch ansprechend aufbereiteten Berechnungen bilden Daten der britischen Regierung, die seit Anfang vergangenen Jahres in zunehmenden Maße für die Allgemeinheit verfügbar gemacht werden.
Ausgehend von den USA und Großbritannien, wo Politik und Verwaltung bereits seit längerem ausgewählte Regierungs- und Verwaltungsdaten in maschinenlesbarer Form frei zugänglich machen, werden offene Daten nun auch hierzulande zum Thema.
Verfechter offener Daten versprechen sich von der Freigabe nicht personenbezogener Regierungs- und Verwaltungsdaten, wie etwa Geo-, Verkehrs-, Budget- und Umweltdaten in menschen- und maschinenlesbarer Form mehr Transparenz und Bürgerbeteiligungen sowie Innovationen aus der Wirtschaft.
Transparente Entscheidungen und neue Anwendungen
"Bürger können anhand der der Daten Entscheidungen von Politik und Verwaltung analysieren und hinterfragen, Unternehmen können neuartige Smartphone- und Online-Anwendungen kreieren", sagt Martin Kaltenböck von der im vergangenen Jahr gegründeten Initiative Open Government Data Austria (OGD Austria), die sich für die Öffnung der vom Steuerzahler finanzierten Daten der öffentlichen Hand in Österreich stark macht.
Vorreiter Wien und Linz
Die Städte Wien und Linz kündigten vor kurzem entsprechende Angebote an.
In Wien soll der Startschuss für offene Daten Mitte Mai erfolgen. Dann will die Stadt ein Portal mit ausgewählten Datenbeständen aus der Verwaltung freischalten und zur Weiterverwendung freigeben. Die Öffnung von Verwaltungsdaten sei ein konsequenter weiterer Schritt im E-Government, sagt Johann Mittheisz, der für die Wiener Open-Government-Strategie verantwortlich ist: "Für Bürger und Wirtschaft ist ein Mehrwert möglich."
Neben der Bereitstellung von Geodaten, statistischen Daten aus der Stadtverwaltung, Flächenwidmungen, Gemeinderatsprotokollen und Kulturgüterkataster zur Weiterverwendung will die Stadt Wien auch über Möglichkeiten des Umgangs mit Verwaltungsdaten informieren und den Bedarf an weiteren Daten der öffentlichen Hand in der Kommunikation mit Interessierten erheben.
"Open Commons Region" Linz
In Linz sollen neben Geodaten und statistischen Daten auch Echtezeitdaten der Linzer Linien zur allgemeinen Weiterverwertung zur Verfügung gestellt werden. "Wir wollen den Nutzern die Chance geben auf Basis der Daten neue Dinge zu gestalten und neue Lösungen zu finden, die die Stadt selbst nicht in Auftrag gibt", erläutert Gerald Kempinger, Geschäftsführer der IKT Linz.
In der oberösterreichischen Hauptstadt ist die Veröffentlichung von Verwaltungsdaten Teil eines breit angelegten Konzeptes einer "Open Commons Region", die den freien Zugang zu Wissen und Information fördern will. Der Start der Open-Data-Plattform ist für September geplant.
Um die Aktivitäten rund um die frei nutzbaren Verwaltungsdaten zu fördern und zum Mitmachen zu motivieren, wird der App-Wettbewerb "Apps4Linz" ausgeschrieben. "Nutzer werden eingeladen Anwendungen auf Basis der Daten zu entwickeln und zu zeigen, was man mit den Daten machen kann", so Kempinger. Auch in Wien ist laut Mittheisz ein App-Wettbewerb geplant.
"Direkter Bezug zum Bürger"
"Interessant sind vor allem Anwendungen, die einen direkten Bezug zum Bürger haben", meint Robert Harm von der Initiative Open3, die sich für den freien Zugang zu staatlichen Informationen in Österreich einsetzt. Als Beispiele nennt Harm etwa Applikationen, die Fahrplandaten von öffentlichen Verkehrsmitteln nutzen oder Informationen zu Bauvorhaben im unmittelbaren Umfeld der Nutzer bereitstellen.
Open3 machte vor kurzem auch mit der Online-Plattform Ubahnaufzug.at auf sich aufmerksam, über die Bürger kaputte Aufzüge und Rolltreppen in der Wiener U-Bahn melden können. "Könnten dazu auch zeitnahe Betriebsinformationen der Wiener Linien verwendet werden, wäre das ideal", meint Harm.
Wirtschaftliches Potenzial
Der Öffnung von Verwaltungsdaten wird auch ein beträchtliches wirtschaftliches Potenzial zugeschrieben. "Open Data kann man als Wirtschaftsförderung sehen, die zu Wirtschaftswachstum, Umsatzsteigerungen von Unternehmen und neuen Arbeitsplätzen führt", sagt Open-Data-Verfechter Kaltböck.
Der Wiener Open-Data-Koordinator Mittheisz ist mit Prognosen vorsichtig. Die Open-Data-Initiative der Stadt sieht er als notwendigen Impuls. Ob sie etwas bringe, werde eine begleitende Evaluation zeigen. In Linz erhofft man sich durch die Open Commons Region unter anderem Betriebsansiedlungen im technischen und kulturellen Bereich. Aber auch die Verwaltung selbst könne von der Öffnung ihrer Daten profitieren, meint Kaltenböck. Wenn Sie offene Standards verwende und Daten untereinander in Beziehung setzen könne, seien Einsparungen und Effizienzsteigerungen möglich: "Das ist ein durchaus ernstzunehmender wirtschaftlicher Aspekt."