Was Bürger von offenen Daten erwarten
Die Öffnung von Verwaltungsdaten schreitet auch in Österreich voran. Nach den Städten Wien und Linz, die bereits im vergangenen Jahren erste Daten frei gaben, sollen heuer weitere Bundesländer und Städte, aber auch der Bund folgen. Das Open Knowledge Forum Österreich (OKFÖ) hat in einer gemeinsam mit der futurezone durchgeführten Online-Umfrage die Erwartungen von Bürgern und Wirtschaft an die Freigabe nicht personenbezogener Verwaltungsdaten in Österreich erhoben.
"Bürger wollen Transparenz"
Bürger wünschen von Open-Data-Angeboten der Verwaltung vor allem die Veröffentlichung von Daten zur politischen Transparenz. Mehr als 62 Prozent der Teilnehmer an der Online-Umfrage sprachen sich dafür aus, dass Daten zu Parteienfinanzierung und zu Förderungen in maschinenlesbarer Form zur Weiterverwendung freigegeben werden sollen. Dazu haben nicht zuletzt auch die zahlreichen Korruptionsskandale in Österreich beigetragen. "Bürger wollen Transparenz", sagt Thomas Thurner vom Open Knowledge Forum Österreich. "Sie finden offenbar auch, dass Open Government Data ein gutes Instrument dafür ist."
Standort- und Echtzeitdaten
Auch Daten zu Standorten öffentlicher Einrichtungen (60,2 Prozent) und statistische Daten zu Demografie, Umwelt und Bildung (50,2 Prozent) erachten die Befragten für den Erfolg von Open-Data-Angeboten als wesentlich. In der Veröffentlichung von Echzeitdaten, unter anderem aus den Bereichen Wetter, Umwelt, Verkehr und Energie, sehen 47,5 Prozent ein Erfolgskriterium für Open-Data-Portale der öffentlichen Hand.
55 Prozent sprachen sich dafür aus, dass die Öffnung von Verwaltungsdaten vor allem Bürgern zugute kommen soll. 16,7 Prozent sehen die Hauptzielgruppe in Wirtschaft und Unternehmen und knapp mehr als acht Prozent meinen, die Freigabe von Daten sollte sich in erster Linie an die Verwaltung selbst richten.
Aktualität und Auffindbarkeit
Wichtig war den Befragten auch die Aktualität der Daten (98,3 Prozent), die Auffindbarkeit der Datensätze (87,5 Prozent) und die Verfügbarkeit und Qualität von Metadaten (84,9 Prozent).
Für das noch im April angekündigte Open Goverment Data Portal der öffentlichen Hand lassen sich aus der Umfrage auch noch einige weitere Steilvorlagen ablesen. Mehr als 57 Prozent der Teilnehmer an der Online-Umfrage wünschen sich, dass das Datenmaterial auch mit Daten anderer Regionen verknüpft und verglichen werden kann. Offene Standards, die die kostengünstige Verknüpfung von Daten unterstützen, spielen für 81,7 Prozent der Befragten eine zentrale Rolle.
App-Wettbewerbe gute Begleitmaßnahme
In App-Wettbewerben sehen 60 Prozent eine gute, laufende Begleitmaßnahme zur Veröffentlichung von Verwaltungsdaten. 22,5 Prozent halten sie zwar für notwendig, eine nachhaltige Maßnahme sehen sie darin aber nicht. 17,5 Prozent sind der Meinung, dass das in die Wettbewerbe investierte Geld besser anderswo ausgegeben werden sollte.
Wirtschaftliches Potenzial
Ein zentrales Thema der Umfrage war auch die Nutzung offener Daten durch die Wirtschaft. Das größte Potenzial wird - wenig überraschend - mit 73,5 Prozent der Entwicklung von Anwendungen (Apps) zugeschrieben. Großes Potenzial wird auch in Datenvisualisierungs- und Datenanalyse-Services (70,4 Prozent) und der Integration offener Daten in organisationsinterne Datenbestände (62,2 Prozent) gesehen.
Um Daten effizient für konkrete Geschäftsmodelle nutzen können erachten mehr als 83 Prozent Programmierschnittstellen (APIs, Application Programming Interfaces), um Daten laufend und aktuell beziehen und verwenden zu können, als wesentlich. Auch klar spezifierte Lizenzen (82,2 Prozent) und maschinenlesbare Metadaten, die zu den Daten zur Verwendung mitgeliefert werden, sind für mehr als 70 Prozent der Befragten essenziell für die Verwendung offener Daten durch die Wirtschaft. "Für die Wirtschaft sind das Grundbedingungen um sinnvoll mit den Daten arbeiten zu können", sagt Thurner.
40 Prozent für kostenfreie Veröffentlichung
Rund 40 Prozent der Befragten sind dafür, dass die Daten komplett kostenfrei abgegeben werden. Rund 60 Prozent wären bereit, unter bestimmten Bedingungen für die Nutzung der Daten zu bezahlen. Konkret sprechen sich 31,9 Prozent dafür aus, dass die Daten bei kommerzieller Nutzung vergütet werden sollen. Für besonders aufwendig erhobene Daten sind 14,7 Prozent der Befragten bereit zu bezahlen. 9,5 Prozent könnten sich vorstellen, dass Bereitstellungsservices und Datenqualität von der Verwaltung verrechnet werden sollen und 3,4 Prozent wollen mit kostenpflichtigem Datenskonsum zur Finanzierung der Verwaltung beitragen.
Open Data in der EU
Auch die von der EU-Kommission angekündigte
Eine Ausweitung der PSI-Richtlinie auf Archive, Bibliotheken und Museen befürworten 51,7 Prozent der Teilnehmer. 43,1 Prozent sind der Meinung, dass dies nur für unmittelbar staatliche Institutionen gelten sollte. 47,8 Prozent sprechen sich für eine von der EU-Kommission eingerichtete Stelle aus, die die Umsetzung der Richtlinie vorantreibt. 33,9 Prozent gehen davon aus, dass effektive Rechtsmittel für die Öffnung von Verwaltungsdaten in Europa genügen.
An der Umfrage nahmen insgesamt 122 Personen teil. Der Großteil der Teilnehmer (28,3 Prozent) kommt aus der Wirtschaft, 23,9 Prozent arbeiten nach eigenen Angaben für Behörden oder Ämter und 21,2 Prozent rechnen sich der Zivilgesellschaft zu. Der Anteil der Teilnehmer aus der Politik beträgt 1,8 Prozent.
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Wie weiter mit Open Government Data?
Rund ein Monat lang hatten Interessierte aus der Open-Data-Community Gelegenheit an der Umfrage "Wie weiter mit Open Government Data" teilzunehmen. Die Ergebnisse der Umfrage liegen nun vor und können im Wiki des Open Government Data Weißbuch auch als Rohdaten heruntergeladen werden.