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Amazons Tablets Kindle Fire HD und 8.9 im Test

Am 25. Oktober startete das 7-Zoll-Tablet Kindle Fire HD in Deutschland, am 13. März folgte mit dem Kindle Fire HD 8.9 die größere Version mit hochauflösendem Display. In Österreich waren bis vor kurzem beide Modelle offiziell nicht verfügbar. Zwar konnte man über Umwege die Tablets kaufen, jedoch war dann der Zugang zu Amazons eigenem App Shop, Musik-, E-Book- und Video-Store verwehrt. Zumindest der Großteil davon ist jetzt für User aus Österreich freigeschaltet. Die futurezone hat die Günstig-Tablets, die ab 199 bzw. 269 Euro verfügbar sind, getestet.

Kindle Fire HD
Das 7-Zoll-Tablet hat ein gummiertes Gehäuse, das nicht nur die Rückseite, sondern auch die Ränder bedeckt. An der Rückseite ist eine Aluminium-Leiste eingezogen, in der am linken und rechten Rand Schlitze für die Stereo-Lautsprecher sind. Der Hauch von Metall soll optisch und haptisch die Wertigkeit erhöhen. Hält man das Tablet im Querformat, liegen die Mittelfinger meist auf der Metallleiste auf. Nötig wäre der Metall-Aufputz nicht gewesen, da sich auch das gummierte Gehäuse gut anfühlt und annehmbar aussieht.

Weniger gut ist der breite Rahmen rund um das Display. Dadurch ist der Kindle Fire HD um fast 2 cm breiter als das Google Nexus 7, das ebenfalls ein 7-Zoll-Display hat. Mit 395 Gramm ist der Fire HD auch um 55 Gramm schwerer. Mit 10,3 mm ist das Fire HD zwar nicht schlank, lässt sich aber immer noch angenehm im Hoch- und Querformat halten und im Notfall in die Gesäßtasche stopfen.

Die Lautstärken- und Standby-Tasten sind fast nahtlos im Gehäuse integriert. Das sorgt zwar für einen schönen, einheitlichen Look, lässt einen anfangs aber öfters mal nach den Tasten suchen, da sie nicht so leicht zu sehen und zu erfühlen sind, wie bei anderen Tablets. Neben einem 3,5 mm Klinkenstecker, gibt es noch eine Micro-USB und Micro-HDMI-Buchse. Geladen wird per Micro-USB. Ein Kabel liegt bei, der Stecker kann extra bestellt werden (15 Euro).

Als Zubehör gibt es Schutzhüllen im Lederlook (25 Euro) in verschiedenen Farben, die, bis auf die Anschlüsse, das gesamte Gerät umschließen. Die Hülle macht das Tablet etwas dicker, das Halten des Geräts ist aber noch angenehm möglich. Ähnlich wie beim iPad erwacht das Tablet aus dem Standby-Modus, wenn die Klappe geöffnet wird. Schlägt man die Klappe nach hinten um, kann die Hülle als Standfuß genutzt werden. Die Winkel sind eingeschränkt, da die Hülle auf glatten Oberflächen, wie etwa einem Tisch, nach hinten wegrutscht.

Kindle Fire HD 8.9
Abgesehen von den größeren Dimensionen ist der 8.9 nahezu ident mit dem Fire HD. Er ist eine Spur dünner. Mit 567 Gramm gehört es zwar nicht zu den leichtesten Tablets, ist aber auch nicht unerträglich schwer. Das Gehäuse liegt an der Rückseite dichter an den Innenteilen. Dadurch ist der Hohlraum kleiner, das Gehäuse gibt weniger nach und der 8.9 erweckt dadurch einen robusteren Eindruck als der Kindle Fire HD.

Das gummierte Gehäuse fühlt sich beim 8.9 glatter an, dafür hat die Metallleiste aber etwas mehr Grip als beim Fire HD. Die Tasten sind etwas erhabener und einfacher zu ertasten und zu sehen. Auch für den 8.9 gibt es die Schutzhüllen (40 Euro) und auch bei diesem Gerät ist USB-Kabel, aber kein Ladestecker im Lieferumfang enthalten.

15 Euro Rabatt für Werbeschaltungen
Eines der Hauptargumente, wenn nicht das Kaufargument für Amazons Tablets, ist der Preis. Der Fire HD kostet mit 16 GB Speicher 214 Euro und mit 32 GB 244 Euro. Zum Vergleich: Das Nexus 7 mit 32 GB kostet 249 Euro. Noch günstiger wird es, wenn man das Tablet mit der Option „mit Spezialangeboten" nimmt. Dann kommt das Fire HD auf 199 Euro bzw. 229 Euro.

Diese „Spezialangebote" sind Werbungen im Lockscreen. Hier wird etwa eine Hülle für den Kindle beworben, ein neues E-Book oder eine Serie auf Lovefilm.de – wobei das Filmportal in Österreich nach wie vor nicht verfügbar ist. Egal ob der Kindle mit oder ohne Spezialangebot-Subventionierung gekauft wird, werden zu Apps, Musik und E-Books Empfehlungen im Homescreen eingeblendet – ganz im Stil der Amazon-Website. Die Empfehlungen können jedoch in den Einstellungen deaktiviert werden.

Das Preismodell beim Kindle Fire HD 8.9 ist ähnlich. Mit Werbeunterstützung kommt er auf 269 Euro (16 GB) bzw. 299 Euro (32 GB). Ohne Werbung sind es 284 und 314 Euro.

Bedienung
Menüs, Bedienung und Software ist beim Kindle Fire HD und 8.9 ident. Die Amazon-Tablets setzen auf eine modifizierte Version von Android. Die Menüs und Einstellungen wurden reduziert, wohl auch um User, die bisher keine Erfahrung mit Tablets haben, einen einfacheren Einstieg zu ermöglichen.

So kann etwa das Lockscreen- und Hintergrund-Bild nicht personalisiert werden – auch nicht bei den werbefreien Kindles. Die Swype-Eingabe lässt sich bei virtuellen Tastatur nicht deaktivieren. Hier kann man lediglich zum Split-Layout wechseln, bei der die Tasten so angeordnet werden, dass man einfacher mit den Daumen tippen kann, wenn man das Gerät in Händen hält.

Oben am Display ist eine Notification Bar positioniert, die Shortcuts für die Bildschirmrotation, Lautstärke, Display-Helligkeit, WLAN und Sync enthält. Wird ein Song abgespielt, werden hier Titel, Album, Pause/Play und Vor/Zürck angezeigt.

Hardware-Tasten an der Front gibt es keine. Die virtuellen Tasten sind in einer Leiste an der rechten Seite verborgen. Befindet man sich in einer App, erscheint die Leiste, wenn der kleine Reiter an der rechten Seite berührt wird. Hält man das Tablet im Hochformat, ist die Leiste unten. In der Leiste gibt es Icons für den Homescreen, Einstellung, Zurück, Suche und Favoriten. Die Favoriten werden als eine eigene Leiste geöffnet, die die Icons der zuvor als Favoriten festgelegten Apps, E-Books und Videos zeigt.

Karussell
Auf Widgets wird komplett verzichtet. Der Homescreen zeigt in einer Coverflow-ähnlichen Karussell-Ansicht Apps, Musikalben und E-Books. Die zuletzt genutzten Apps und Medieninhalte werden nach vorne gereiht. Bei E-Books wird zum Cover zusätzlich ein Prozentwert angezeigt, der für den Lesefortschritt steht. Statt dem Icon des Browsers wird die Website angezeigt, die zuletzt betrachtet wurde.

Über dem Karussell sind die einzelnen Kategorien anwählbar. „Einkaufen" ist eine angepasste Version von Amazon.de. „Web" öffnet Amazons Browser Silk. Bei Spiele, Apps, Bücher, Musik, Videos, Fotos und Dokumente kann jeweils der Inhalt in der Cloud oder auf dem Gerät angezeigt werden. Musik, Fotos und Videos lassen sich so etwa über das Web streamen oder auf das Gerät herunterladen. 5 GB Speicher bei Amazons CloudDrive sind kostenlos. Über Amazon gekaufte Inhalte, wie etwa Musikalben, belegen keinen Speicherplatz in der Cloud. Der Cloudspeicher kann von PC aus über die URL amazon.de/clouddrive befüllt werden.

Der goldene Käfig
Der Hauptgrund, warum Amazon die Tablets verhältnismäßig günstig anbietet, ist, dass man an Amazons Angebote gebunden ist. Statt den Google Play Store gibt es den Amazon Shop für Apps, E-Books und Musik. In Deutschland gibt es mit Lovefilm.de auch ein Videoportal – in Österreich nicht.

Die direkte Anbindung an den E-Book- und Musik-Shop ist durchaus positiv. Ist man Amazon Prime Mitglied (beim Kindle-Kauf ein Monat kostenlos, danach 29 Euro pro Jahr) hat man über den E-Book-Shop Zugang zur Kindle-Leihbücherei, um dort ein mal pro Monat einen Monat lang ein E-Book kostenlos auszuborgen. Der Nachteil ist, dass Amazon App Shop deutlich weniger gut bestückt ist, als Googles Play Store. Außerdem fehlen übliche Apps, wie Google Maps oder das beim iPad vorhandene Maps-Gegenstück von Apple.

Hat man bereits über andere Android-Geräte kostenpflichtige Apps im Play Store gekauft, kann man diese also nicht auf den Kindle Fire HD Tablets nutzen. Umgekehrt ist es teilweise möglich. Wenn man auf seinem Android-Gerät den Amazon App-Shop installiert, können einige dort gekaufte Apps genutzt werden. Ärgerlich ist, dass dies nicht bei allen Apps der Fall ist – besonders kostenpflichtige Spiele sind oft nur als „Kindle-Version" im App-Shop enthalten und nicht mit normalen Android-Tablets oder Smartphones kompatibel.

Hermetisch abgeriegelt ist der goldene Kindle-Käfig aber nicht. So kann man auch bei Kindle-Tablets das Installieren von Apps aus unbekannten Quellen zulassen und Musik oder Videos einfach per USB-Kabel und Drag and Drop auf das Gerät überspielen. Der Google Play Store lässt sich auf den Kindle Fire HD Tablets installieren, wenn man auf dem Gerät Root-Rechte hat.

Displays
Der Kindle Fire HD bietet eine Auflösung von 1280 x 800 Pixel auf 7 Zoll. Beim 8.9 gibt es 1920 x 1200 Pixel auf 8,9 Zoll.Das Display des Kindle Fire HD ist farbechter und Weiß schaut reiner aus, als beim 8.9. Dadurch ist der Kindle Fire HD, nicht auch aufgrund seiner Taschenbuchgröße, gut für E-Books geeignet.

Die hohe Pixeldichte von 254 ppi (iPad Retina: 264 ppi) sorgt für eine eindrucksvoll scharfe Darstellung. Besonders die Icons im Karussell, etwa die Kleinversion der zuletzt geöffneten Website, sehen beeindruckend aus. FullHD-Videos sehen ebenfalls sehr gut aus. Da das Display des 8.9 aber stärker spiegelt als das des kleinen Tablet-Bruders, ist das Ansehen vom Filmen im Freien kaum möglich. Für die Nutzung im Schatten und Innenbereichen ist die Display-Helligkeit gut, wenn sie auf Maximum gestellt ist.

Für das Lesen von E-Books ist der 8.9 weniger gut geeignet als der Kindle Fire HD mit 7 Zoll, da das Display einen leichten Grünstich hat. Dies fällt besonders bei weißem Hintergrund auf. Bei vielen Spielen oder Filmen ist der Farbstich kaum oder gar nicht wahrnehmbar. Für das Lesen von Comics aus dem E-Book-Store ist der 8.9 gut, aber nicht perfekt. Das Display ist einen Tick zu klein, um die ganze Seite komfortabel zu lesen, ohne auf die einzelnen Ausschnitte zu zoomen. Zudem sind viele der Comics nicht für die hohe Display-Auflösung angepasst – Bilder und Texte sind deshalb etwas unscharf, was dem Lesegenuss nicht förderlich ist.

Für das Betrachten von hochauflösenden Fotos ist der 8.9, trotz der guten Auflösung, nicht gänzlich geeignet. Zoomt man ins Bild hinein, bemerkt man, dass nur eine qualitativ reduzierte Version des eigentlichen Fotos angezeigt wird.

Leistung
Leistungsmonster sind beide Tablets nicht. Der Kindle Fire HD setzt auf einen Dual-Core mit 1,2 GHz, der 8.9 auf 1,5 GHz, beide haben 1 GB RAM. Beim Öffnen von aufwendigeren Websites tun sich die Tablet-Brüder etwas schwer, das Scrollen ist eher träge und ruckelig. Auch beim Tippen auf der virtuellen Tastatur sind leichte Verzögerungen zwischen der Eingabe und dem Erscheinen der Buchstaben am Display bemerkbar. Dazu kommt noch, dass die virtuelle Leertaste nicht hoch genug ist und man sie beim schnellen Tippen öfters mal verfehlt. Zumindest das Browser-Problem lässt sich reduzieren: Installiert man Google Chrome (als APK, da nicht im Amazon App Shop verfügbar), surft man flüssiger im Web.

Aufwändige Spiele-Apps laufen flüssig, wenn sie einmal gestartet sind. Bei manchen, wie etwa World War Z, muss man sich auf eine Minute Ladezeit einstellen, bevor man überhaupt das Hauptmenü sieht. Bei Real Racing 3 sind es 38 Sekunden. Bei anspruchsvollen Apps, wie eben 3D-Spiele, wird der 8.9 nach etwa 15 Minuten sehr warm. An der Aluminiumleiste kann es sogar unangenehm heiß werden. Die 7-Zoll-Version bleibt kühler.

Beim Sound hat der 8.9 die Nase vorn. Liegt das Tablet auf einer ebenen Fläche, ist der Ton laut genug, um eine Wohnzimmer-Party zu beschallen. Die Tonqualität ist auch hier noch in Ordnung. Ohne Resonanzkörper, also wenn man das Tablet in der Hand hält, klingt der Ton zu schal und ist weniger laut. Verwendet man die Hülle, ist die Klangqualität schlechter. Das beste Ergebnis mit Hülle erzielt man, wenn man sie als Standfuß für das 8.9 nutzt. Beim 7 Zoll Kindle Fire HD ist die maximale Lautstärke geringer und die Soundqualität schlechter. Ab 2/3 der Maximallautstärke beginnt der Klang zu scheppern.

Amazon verspricht beim Kindle Fire HD 10 Stunden Akkulaufzeit und beim 8.9 9 Stunden. Allerdings bei reduzierter Display-Helligkeit, ohne Ortungsdienste und ohne WLAN. Für einen Flug in die USA kommt man also durchaus mit einer Akkuladung aus. Im Alltags-Betrieb, mit WLAN und Ortungsdiensten aktiviert und der Display-Helligkeit auf 2/3 bis Maximum, sind 5 bis 6 Stunden für den 8.9 bzw. 7 bis 8 Stunden für den Kindle Fire HD realistisch.

Fazit
Der Kindle Fire HD mit 7 Zoll ist eine gute Ergänzung zum klassischen Kindle E-Reader, wenn man bisher noch kein Tablet besitzt. Hat man bereits ein Android-Tablet in dieser Größe, wie etwa das Nexus 7, könnte man auch einfach die Kindle-App installieren und seine bereits gekauften E-Books dort lesen.

Der 8.9 hat eine angenehme Größe, die Schutzhülle ist gelungen und auch das Display kann großteils überzeugen. Will man es aber wirklich für das Filmeschauen nutzen, sollte man gleich die 32 GB Variante kaufen. Denn bei der 16 GB Version sind nur 12 GB für Inhalte frei. Bei guten Backups der eigenen Blu-rays (da Lovefilm.de noch immer nicht in Österreich funktioniert, muss man irgendwie Filme und Serien auf das Gerät bringen), reicht dies in FullHD-Qualität für gerade mal 2 bis 3 Filme.

Bei beiden Tablets muss man sich klar sein, dass der günstige Preis mit dem Entzug einiger Freiheiten erkauft wird. Wenn man ein Android-Smartphone oder Tablet gewohnt ist, wird einem das umfangreiche Angebot des Play Stores abgehen. Erfahrene User können ihre Geräte rooten, doch diese werden wahrscheinlich auch eher zu leistungsstärkeren Android-Tablets greifen. Wer ein simples, relativ intuitiv zu bedienendes Tablet sucht, das nicht zu groß und nicht zu klein ist – und im Idealfall schon E-Books und MP3s bei Amazon gekauft hat – wird mit dem Kindle Fire HD 8.9 glücklich werden.

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  • Kindle Fire HD ab 13. Juni erhältlich

Modell
Kindle Fire HD
Display:
7 Zoll IPS-LCD-Display, 1.280 x 800 Pixel
Prozessor:
1,2 GHz TI OMAP4460
RAM:
1 GB
Speicher:
16 oder 32 GB intern, kein SD-Slot
Betriebssystem:
Android
Anschlüsse/Extras:
3,5 mm Klinke, WLAN (b/g/n), Bluetooth, Micro-USB, Micro-HDMI
Kamera:
1,3 Megapixel Front
Maße:
193 x 137 x 10,3 mm, 395 Gramm
Preis:
Ab 199 Euro

Modell
Kindle Fire HD 8.9
Display:
7 Zoll IPS-LCD-Display, 1.920 x 1.200 Pixel
Prozessor:
1,5 GHz TI OMAP4470
RAM:
1 GB
Speicher:
16 oder 32 GB intern, kein SD-Slot
Betriebssystem:
Android
Anschlüsse/Extras:
3,5 mm Klinke, WLAN (b/g/n), Bluetooth, Micro-USB, Micro-HDMI
Kamera:
1,3 Megapixel Front
Maße:
240 x 164 x 8,8 mm, 567 Gramm
Preis:
Ab 269 Euro

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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