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Android-Systemkamera Samsung Galaxy NX im Test

Samsung will Android offenbar immer stärker auch am Kamerasektor etablieren. Bereits 2012 kam mit der Galaxy Camera die erste Kompaktkamera mit dem Google-Betriebssystem auf den Markt. Mit dem Galaxy S4 Zoom folgte heuer außerdem das erste Galaxy-Smartphone mit Kompaktkamera-Sensor und optischem Zoom.

Das Foto-Erlebnis mit Android will Samsung nun auf eine nächste Stufe heben, erstmals wird die Systemkamera-Serie NX mit dem Android-Betriebssystem augeliefert. Das Gerät ist zudem die erste Kamera mit auswechselbaren Objektiven, die mit Googles mobilem Betriebssytem läuft. Das bietet zwar softwareseitig viele Möglichkeiten, hat in der Praxis aber auch einige Nachteile.

Innenleben

Liest man sich die Spezifikationen der Galaxy NX durch, könnte man im ersten Moment meinen, es handelt sich um ein neues Smartphone. Herzstück ist ein Pega-Q Quad-Core-Prozessor mit einer Taktrate von 1,6GHz. Unterstützt wird der Prozessor von zwei GB Ram. Als interner Speicher sind 16GB vorhanden, bei Bedarf kann der Platz noch um eine microSD-Karte mit bis zu 64GB erweitert werden.

Die Galaxy NX ist mit nahezu allen Features ausgestattet, die man auch von Smartphones kennt. Neben WLAN ist auch ein Bluetooth-Modul sowie ein GPS-Empfänger vorhanden. Der auswechselbare Akku hat eine beachtliche Kapazität von 4360mAh. Wie lange eine Ladung im Alltag ausreicht, kommt ganz darauf an, wie intensiv man Android in Verbindung mit drahtlosen Datenverbindungen nutzt. Lädt man jedes Foto sofort über 3G oder LTE zu Dropbox, verringert sich der Ladestand natürlich schneller als wenn man die Kamera im Flugzeugmodus verwendet. Im Test reichte die Kapazität des Akkus immerhin so weit aus, das kein Frust aufkam. Selbst bei ausgedehnten Foto-Spaziergängen mit gelegentlicher Nutzung von Android hielt die Kamera durch, ohne sofort an die Steckdose zu müssen.

Setzt man eine SIM-Karte ein, kann man außerdem mobile Internetverbindung bis zum aktuellsten Standard LTE nutzen und so seine Fotos auch unterwegs direkt auf Online-Speicherdienste wie Dropbox laden. Auch an den notwendigen Speicherplatz hat man bei Samsung gedacht, Käufer der Galaxy NX bekommen für zwei Jahre kostenlos 50GB Speicher bei Dropbox.

Sehr deutlich von gängigen Smartphones unterscheidet sich die Galaxy NX beim Bildsensor und hinsichtlich der Foto-Funktionen. Der APS-C CMOS-Sensor löst effektiv mit maximal 20,3 Megapixel auf. Die Lichtempfindlichkeit lässt sich von ISO100 bis maximal 25.600 schrauben. Maximal schafft die Kamera 8,6 Bilder pro Sekunde, die kürzeste Verschlusszeit liegt bei 1/6000 Sekunden.

Um Fotos auch schnell und korrekt scharfzustellen hat Samsung einen Hybrid-Autofokus integriert, wie man ihn schon von anderen Sytemkameras kennt. Insgesamt sind es 105 Autofokuspunkte für den Phasenvergleich, zusätzlich gibt es noch 247 Punkte für die Kontrastmessung. Diese Ausstattung reicht aus, um auch bewegte Objekte ohne Weiteres in den richtigen Fokus zu bekommen.

Die Verarbeitung und die Handhabung

In Sachen Verarbeitung kann man der Galaxy NX nichts schlechtes nachsagen. Das Gehäuse aus einer Magnesiumlegierung macht einen durchwegs stabilen Eindruck. Im Vergleich zu anderen Systemkameras ist die Galaxy NX eine Spur größer und massiver. Das spiegelt sich auch im Gewicht wider, mit 495 Gramm (mit Akku) ist sie auch ein gutes Stück schwerer, als das Schwesternmodell NX300 ohne Android.

Das größere Gehäuse bewirkt, dass die Kamera besser in der Hand liegt, als man es vielleicht von anderen Systemakameras gewohnt ist. Durch einen entsprechenden Griff am Gehäuse verbessert sich die Handhabung außerdem noch zusätzlich.

Das Display und der Sucher

Das Display der Kamera ist ein LCD-IPS-Touchscreen mit 4,8 Zoll Diagonale und einer Auflösung von 1280 x 720 Pixel. Während bei Samsung-Smartphones in der Regel AMOLED-Screens zum Einsatz kommen, sind es bei Samsungs Kameras in der Regel LCD-Bildschirme, was wohl an der naturgetreueren Farbwiedergabe liegen dürfte.

Mit seiner 720p-Auflösung ist die Galaxy NX zwar nicht ganz auf der Höhe mit aktuellen Full-HD-Smartphones, was in der Praxis aber kaum auffällt. Die Anzeige ist scharf und kontrastreich und die Farben werden deutlich neutraler und weniger knallig dargestellt, als bei Samsungs Android-Smartphones. Das große Display lädt auch stärker zum Ansehen der Fotos über das Kamera-Display ein, als man es vielleicht von anderen Systemkameras gewohnt ist.

Neben dem großen Display hat Samsung bei der Kamera noch einen elektronischen Sucher integriert. Jener verfügt über eine Dioptrinkorrektur und liegt qualitativ etwa auf einer Ebene mit vergleichbaren Kameras.

Die Software und die Bedienung

Das wirklich Besondere an der Galaxy NX ist das Betriebssytem auf Basis von Googles Smartphone- und Tablet-OS Android. Jenes ist auf der NX standardmäßig in der Version 4.2 (Jelly Bean) vorinstalliert. Wie bei allen anderen Samsung-Smartphones ist außerdem die hauseigene Benutzeroberfläche Touchwiz auf dem Gerät vorhanden. Einer der Nachteile von Android im Kamerabetrieb kann man schon beim Einschalten erleben. Während Kameras in der Regel weniger als eine halbe Sekunde brauchen, um einsatzbereit zu sein, muss die Galaxy NX Android erst einmal hochfahren, was rund 30 Sekunden dauert. So lange braucht die Kamera aber immer nur dann, wenn man die Stromversorgung zuvor getrennt beziehungsweise den Akku gewechselt hat. Danach verbleibt die Kamera-Funktion in einer Art Standby-Modus, auch dann, wenn man Android über das Menü herunterfährt. Vom Knopfdruck bis zum ersten Foto dauert es dann knapp 1,5 Sekunden.

Kernstück ist natürlich die Kamera-App. Jene bietet über den Touchscreen alle Funktionen, wie man sie von besseren Kameras kennt. Die typischen Aufnahmemodi Programm-, Blenden- und Zeitautomatik sind genauso vorhanden, wie zahlreiche Szenenmodi oder kreative Effekte. Von der Optik und der Bedienung funktioniert die App in etwa genauso, wie man es schon von der Galaxy Camera oder dem Galaxy S4 Zoom kennt. Die meisten Einstellungen werden über virtuelle Auswahlräder und Regler vorgenommen und es sind zahlreiche Szenenmodi und Effekteinstellungen vorhanden. Dabei sind auch einige kuriose Modi vorhanden, wie etwa ein Golf-Modus. Dabei soll der Schwung des Schlägers durch eine längere Belichtung in einem Foto festgehalten werden.

Fast alles Touch

Das Hauptproblem für viele Fotografen an der Galaxy NX dürfte sein, dass man einen Großteil der Einstellungen tatsächlich über den Touchscreen vornehmen muss, da andere Bedienelemente am Gehäuse schlichtweg fehlen. Lediglich ein einziges Drehrad samt FN-Taste am Objektiv erlauben es, ohne Touchscreen-Einsatz die Einstellungen zu ändern. Standardmäßig kann man über das Drehrad den Aufnahmemodus wechseln, hält man etwa im Modus Zeitautomatik die FN-Taste, kann man über das Rad die Blende regulieren.

Das Drehrad und die FN-Taste sind neben einer Taste für das Filmen, einer für den Blitz sowie der Power-Taste die einzigen Bedienelemente - abgesehen vom Touchscreen. Das dürfte vielen Fotografen sauer aufstoßen, da die Bedienung einer Kamera über einen Touchscreen in vielen Situationen schlichtweg schlecht funktioniert. Besonders tagsüber im Freien spiegelt das Display, was es erschwert, entsprechend damit zu arbeiten. Wenn man nicht per Display, sondern über den elektronischen Sucher fotografiert, kann man den Touchscreen gar nicht bedienen, was zur Folge hat, dass man auf die wenigen physischen Bedienelemente beschränkt ist. Je nachdem wie man das Drehrad konfiguriert, kann man ohne Touch also maximal zwei Faktoren regulieren.

Die Bildqualität

Kaum etwas auszusetzen gibt es an den Fotos, die die Galaxy NX liefert. Wie schon bei anderen Samsung-Systemkameras können die Ergebnisse sowohl in Innenräumen als auch draußen überzeugen. Schärfe, Farbtreue und auch das Rauschverhalten des APS-C-Sensors ist in den meisten Situationen vorbildlich. Die softwareseitige Rauschunterdrückung geht teilweise wenig subtil ans Werk und sorgt für Verzeichnungen, schafft es aber oft, dass man sogar bei ISO 3.200 kaum Bildbeinträchtigungen wahrnehmen kann.

Fazit

Samsung hat mit der Samsung Galaxy NX etwas komplett neues geschaffen. Ob die Lücke, die damit am Markt gefüllt wird, überhaupt jemals vorhanden war, ist zumindest fraglich. Auch stellt sich die Frage, für wen Samsung die Kamera primär Konzipiert hat. Für Gelegenheitsknipser ist die gute Bildqualität in Verbindung mit der Möglichkeit, Fotos sofort zu Dropbox, Facebook, Twitter und Co. zu laden, natürlich bequem, auch die Bedienung über Touch dürfte bei den alltäglichen Schnappschüssen nicht allzu negativ ins Gewicht fallen. Bei einem stolzen Preis von 1.500 Euro (UVP) stellt sich jedoch die Frage, ob sie für Hobby-Fotografen nicht viel zu teuer ist.

Ambitioniertere Fotografen und Profis dürften von dem Hang zu Touch jedoch eher abgeschreckt werden, da man dadurch einfach nicht so schnell reagieren kann, wie man es von Einstell- und Drehrädern gewohnt ist. Dazu kommt noch Android, das durch seine vielen Funktionen ebenfalls weit weniger rasch reagiert, als dedizierte Systeme, die auf Kameras zugeschnitten sind.

Modell: Samsung Galaxy NXSensor: 20,3 MP APS-C CMOS SensorDisplay: 4.8 Zoll LCD, 1280 x 720 PixelSucher 0.46” SVGA EVFVideoaufnahme: bis zu 1080/30fpsISO-Bereich: 100 bis 25.600 (erweitert)Prozessor: 1,6 GHz QuadCore Pega-QRAM: 2 GBSpeicher: 16 GB intern, microSD-KartenslotBetriebssystem: Android 4.2.2Anschlüsse/Extras: Micro-USB, 3,5mm Klinke, WLAN (a/b/g/n/ac), Bluetooth 4.0, LTEAkku: 4.360 mAhAbmessungen: 136.5 x 101.46 x 56mm, 695 Gramm (mit Akku)Preis: 1.499 Euro UVP

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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