Bürger können sich an Windkraftwerk beteiligen
Überall dort, wo es windig ist (in Niederösterreich gibt es dazu einen eigenen Zonenplan) und wo es nicht zu viele Bürgerproteste gibt, werden in Österreich Windkraftwerke errichtet. 2014 konnte mit den Windrädern in Österreich bereits rund sieben Prozent des gesamten Stromverbrauchs gedeckt werden.
In Pottendorf/Tattendorf in Niederösterreich wird seit Juli 2014 ein neuer Windpark gebaut. Dieser wird von Wien Energie errichtet, die hier ein besonders Finanzierungskonzept dafür einsetzen: Bürger können sich direkt an dem Windpark beteiligen.
Beteiligung am Windpark
Wien Energie startete dieses Konzept bereits vor drei Jahren mit Solarkraftwerken, die Bürger-Investition in einen Windpark ist jedoch neu. Die Grundidee ist aber ähnlich: Interessierte Bürger können sich im Internet für die Beteiligung anmelden (funktioniert ab 1. Juni, 12 Uhr). Ein Anteil kann für 950 Euro erworben werden, pro Person werden maximal zehn Anteile vergeben.
Große Nachfrage
Die Nachfrage nach Bürgersolar-Kraftwerken war in den letzten Jahren ungebremst groß. 2014 waren es bereits 18 Anlagen mit rund 23.000 Photovoltaik-Modulen, die von Bürgern finanziert wurden. Die 2177 Solarpaneele des jüngsten Projekts, das zweite Kraftwerk LGV Frischgemüse, waren im Mai binnen 15 Minuten ausverkauft. Mit dem Windpark sind es nun 20 Bürgerkraftwerke von Wien Energie.
„Partizipation in Verbindung mit erneuerbaren Energien ist ein erfolgreiches Konzept“, sagt Susanna Zapreva, Geschäftsführerin von Wien Energie im Gespräch mit der futurezone. Sie bekomme immer wieder internationale Anfragen zu dem Konzept, welches mittlerweile auch häufig kopiert wurde. „Mich freut ganz besonders, dass wir unseren Kunden jetzt auch die Beteiligung am Windkraftausbau ermöglichen“, so Zapreva.
15 Windräder im Windpark
Im Windpark Pottendorf entstehen bis zum Herbst 15 Windräder mit einer Leistung von 42,9 Megawatt. Jährlich soll der neue Windpark 94.400 Megawattstunden Strom produzieren, wodurch im Schnitt 52.800 Tonnen an CO2 pro Jahr eingespart werden. Damit soll zudem der jährliche Strombedarf von zirka 28.600 Haushalten gedeckt werden.
Große Zustimmung
Die hohe Zustimmungsrate für die Errichtung des Windparks Pottendorf, der mit 15 Windrädern einer der größten in ganz Niederösterreich ist, erklärt der Bürgermeister Thomas Sabbata-Valteiner folgendermaßen: "Wir haben jeden miteingebunden." Es wurden nicht nur die Ackerflächen-Besitzer auf den Gebieten, auf denen der Windpark errichtet wird, am Modell beteiligt, sondern auch die Grundstück-Besitzer der umliegenden Umgebung. "Alle, die im Gebiet Ackerflächen haben, profitieren."
Zudem wird von dem Geld, das die Gemeinde durch den Windpark einnehmen wird, die Schule saniert. "Das betrifft alle." In der 6500 Einwohner-Gemeinde hat es daher keine Proteste und keine Bürgerinitiative gegen den Windpark, der von Wien Energie ins Leben gerufen wird, gegeben. "Unsere Gemeinde bekennt sich zum Ausbau von Erneuerbaren Energien", so der Bürgermeister, der betont, dass dies über Parteigrenzen hinweg die einhellige Meinung sei und der Windpark daher auch kein "Politikum" in der Gemeinde geworden sei.
"Wie Legoteile"
Auf der Baustelle - bis zum Herbst wird alles fertig - liegen die Einzelteile der Windräder großteils noch herum oder werden erst zusammengebaut. "Es schaut ein wenig aus, wie als müssten die Legoteile noch zusammengesetzt werden", sagt Projektleiter Alexander Gumpinger bei der Sichtigung des künftigen Windparks. Die einzelnen Rotorenblätter wirken massiv, wenn sie noch am Boden liegen. In den nächsten Woche werden die Windtürme von Osten an aufgebaut. 60 Mitarbeiter, fünf Großkräne und sieben Hilfskräne kommen dabei zum Einsatz.
Im Herbst wird der Windpark offiziell eröffnet, am Freitag konnten sich interessierte Bürger am „Tag der offenen Tür“ bereits einen Überblick über den Park verschaffen. Die Windräder drehten sich allerdings nicht. Es war windstill.