“Ein 3D-Drucker auf jedem Schreibtisch im Universum”
“Wir haben heuer über 30 Aussteller aus dem Bereich 3D-Druck, das ist mehr als eine Verdreifachung im Vergleich zum Vorjahr”, sagt Gary Shapiro, CEO der Consumer Electronics Association, im Rahmen seiner CES-Eröffnungsrede. Tatsächlich gibt es auf der diesjährigen CES in Las Vegas einen großen Messebereich, der ausschließlich 3D-Druck-Unternehmen gewidmet ist.
Hier finden sich namhafte Hersteller wie Stratasys oder 3DSystems genauso wie kleine Start-ups, die eigene Geräte vorstellen. Die Preise für die Drucker selber variieren zwischen wenigen hundert und mehreren tausend US-Dollar, gedruckt wird mit allem möglichem, von Plastik über Papier bis zu Schokolade.
Scanner und Software
Daneben werden auch Systeme zur Anfertigung von 3D-Scans gezeigt oder Software-Lösungen zum Modellieren von Vorlagen. Auch einige kommerzielle Anbieter von 3D-gedruckten Gegenständen sind vor Ort. Das bunte Durcheinander von Herstellern bringt auch die bekanntesten Persönlichkeiten aus der Welt der additiven Fertigungstechnik zusammen. Im Rahmen der Messe tauschen sie sich über die künftige Entwicklung der 3D-Drucker aus.
“Vor fünf Jahren waren wir noch der einzige Hersteller, jetzt explodiert der Markt. Unser Ziel ist noch immer ein 3D-Drucker auf jedem Schreibtisch im Universum”, sagt Makerbot-Chef Bre Pettis. Vor fünf Jahren habe er noch jedem erklären müssen, was 3D-Druck ist, so der Unternehmer, heute wisse das jeder. Bis jeder einen 3D-Drucker besitzt, ist es aber noch ein langer Weg. “Der nächste Meilenstein ist, dass jeder jemanden kennt, der ein Gerät besitzt”, so Pettis.
Gute Ansätze
Der Weg dahin führt auch über Unternehmer wie Chris Milnes, der mit seiner Firma “The Helper for Square” eine Halterung für das US-Smartphone-Zubehör “Square” mit 3D-Druckern herstellt. “Ich habe gesehen, dass das Square-Modul sich immer dreht, wenn es mit dem Smartphone verbunden wird und ein Plastikteil entworfen, das dieses Problem löst. Spritzguss hat mich nicht zufriedengestellt, so bin ich zu 3D-Druck gekommen”, so Milnes. Mittlerweile will er die Drucker auch aus seinem Privatleben nicht mehr weg denken. “Meine Kinder lieben es, eine Lego-Druckmaschine zuhause zu haben, mit der sie alles tun können. Ich auch.”
Revolution am Anfang
Auch John MacCormack, CEO von Mcor Technologies, einem Unternehmen, das aus Papier und einem Polymer vielfarbige Objekte druckt, sieht die Zeit des 3D-Drucks gekommen: “Die Revolution ist schon im Gang, wir befinden uns direkt an der Schwelle. Schon in wenigen Jahren werden wir 3D-Drucker in Haushalten und Schulen haben. Die Kinder werden sich die Technologie zuerst zu eigen machen.”
Die Maschinen sind mittlerweile in verschiedensten Ausführungen und Preisklassen verfügbar. Zum Durchbruch reicht das alleine aber nicht. “Die Geräte sind schon da, jetzt brauchen die Menschen noch Anwendungen”, so der auf 3D-Druck spezialisierte Urheberrechtsexperte Joel Emans. Derzeit sind es noch vor allem Nischenprodukte, für die 3D-Drucker verwendet werden. “Ich kenne eine Frau, die wunderbare Kopien von Designermöbeln für Puppenhäuser herstellt. Ich hasse die Frage nach der Killer-Anwendung. Die gibt es nicht. Mit der Technologie kann jeder machen, was ihn freut”, so 3D-Pionier Pettis.
Weiterentwicklung
Die Technologie wird ständig verbessert und steht noch am Anfang, aber die Zahl der Dinge, die hergestellt werden können, steigt von Jahr zu Jahr. Das führt auch zu rechtlichen Problemen. “Was die Digitalisierung von Film und Musik mit de Copyright-Rechten gemacht haben, werden 3D-Drucker und die Digitalisierung von Objekten mit Patenten machen. Ich hoffe, die Rechteinhaber werden klüger agieren als die Content-Industrie es getan hat. Am Ende werden die Patentinhaber aber sicher einen Teil ihrer Ansprüche aufgeben müssen”, so Anwalt Emans.
Bevor diese Problematik aktuell wird, ist aber noch einiges an Entwicklungsarbeit nötig. “Die Technologie wird besser, vor allem im Bereich der druckbaren Materialien. Heute werden schon Schaltkreise gedruckt. Wenn die Qualität der Ergebnisse sich mit gekaufter Ware messen kann, wird es schlimmer. Das wird vermutlich zuerst bei Spielzeug der Fall sein. Ich hoffe, die Menschen können auch dann trotzdem noch Designs herunterladen und ausdrucken”, so MacCormack. Kampflos werden sich die Patent-Besitzer aber wohl nicht geschlagen geben. “Sie werden versuchen, durch Lobbying Gesetze zum Schutz ihrer Ansprüche durchzusetzen”, entgegnet Emans.
Solange die Verbreitung der Drucker im privaten Bereich gering ist, spielt das aber noch keine Rolle. Um das Ziel “einen 3D-Drucker für jeden Haushalt” zu erreichen, wird wohl erst der Preis fallen müssen. “Wir müssen unsere Rechnungen bezahlen und in Entwicklung investieren. Ein Preiskampf hilft hier niemandem. Unser Drucker ist derzeit so günstig wie möglich”, erklärt Pettis. Einige Konkurrenten bieten trotzdem billigere Geräte an.
Rasierklingen und das Ende des Kapitalismus
“Die billigen Geräte verwenden oft ein Rasierklingen-Modell und benötigen teure, proprietäre Druckmaterialien”, sagt Milnes. Das verhindere die Entfaltung des Potenzials von 3D-Druck. “Die Leute sollen alles drucken, ohne sich über Druckkosten Gedanken machen zu müssen”, stimmt auch MacCormack ein. Neben dem Preis sind vor allem die hohen Ansprüche der Konsumenten noch ein Hemmschuh. “Metall zu drucken wäre für Privatkunden ein großer Schritt. Wir werden aber sicher schon bald Maschinen haben, die jede Materialanforderung erfüllen können”, so Milnes. Die Industrievertreter sind sich einig, dass sich auch die Geschwindigkeit und der Preis in Zukunft noch verbessern werden.
“Der Markt wird kompetitiver, wodurch neue Entwicklungen gemacht werden”, meint Pettis. Das letzte Hindernis sei das Erstellen von 3D-Modellen, das bislang fast nur nur mit Kenntnissen in Computer Assisted Design möglich ist. “Verschiedene Firmen arbeiten bereits an Software, die das Problem lösen wird”, so Pettis. Wenn alle Hindernisse ausgeräumt werden können, ist das Potenzial der Technologie gigantisch. “Irgendwann werden wir uns den Replikatoren aus Star Trek zumindest annähern. Das wäre das Ende unseres kapitalistischen Systems. So weit sind wir aber noch lange nicht”, erklärt MacCormick.