Firefox-Handy ZTE Open im Test: Günstiger Pionier
Kaum ein anderer Markt ist derzeit so stark umkämpft wie der Smartphone-Markt. Dabei geht es nicht nur um die Rivalität verschiedener Hardware-Hersteller, sondern auch um den Konkurrenzkampf zwischen Google/Android, Apple/iOS und Microsoft/Windows Phone. Mozilla will den Markt als dritter Player von hinten aufrollen und setzt auf das hauseigene Firefox OS. Kernidee ist, wie schon beim Firefox-Browser, eine quelloffene Software als Non-Profit-Alternative zu bestehenden Systemen.
Das ZTE Open ist eines der ersten Smartphones, das mit Firefox OS ausgestattet ist. Das Gerät soll ein preisgünstiges Einsteiger-Smartphone für Märkte mit eher geringerer Kaufkraft sein. Demnach ist es nur bei Netzbetreiber in einigen ausgewählten Ländern wie Spanien, Indien, Kolumbien und Venezuela im Verkauf. Mozilla verkauft das Smartphone außerdem direkt über Ebay um umgerechnet knapp 80 Euro.
Erster Eindruck
Im Vergleich zu aktuellen Android-Riesen ist das ZTE Open kompakt gehalten. Das Display hat eine Diagonale von 3,5 Zoll, die Abmessungen betragen 114 x 62 x 12,5mm. Mit einem Gewicht von 120 Gramm ist es entsprechend leicht. Das Gehäuse besteht zum überwiegenden Teil aus Plastik, fühlt sich aber dennoch ausreichend stabil an, um den Alltag unbeschadet zu überstehen. Manuelle Bedienelemente sind auf dem Touchscreen-Phone rar, neben der Power-Taste gibt es lediglich zwei Tasten zur Regelung der Lautstärke. Der Home-Button ist ein markierter Soft-Key an der Unterseite des Displays. Ähnlich spartanisch verhält es sich auch bei den Anschlüssen, lediglich eine Kopfhörerbuchse sowie ein microUSB-Port sind vorhanden.
Der rückseitige Deckel lässt sich abnehmen, dahinter verbirgt sich der Akku mit einer Kapazität von 1200mAh. Darunter befinden sich Slots für SIM-Karte sowie für eine microSD-Karte (bis zu 32GB). Das Open unterstützt übrigens keine Micro-, sondern Standard-SIMs.
Alles in allem fühlt sich das Open natürlich nicht wie ein Premium-Phone, sondern wie ein Budget-Phone an. Eklatante Mängel bei der Verarbeitung sind dennoch nicht vorhanden.
Das Display
Das 3,5-Zoll-Display des ZTE Open löst mit 480 x 320 Pixel auf, wodurch sich eine Pixeldichte von 165 PPI ergibt. Mit aktuellen 720p und 1080p-Anzeigen kann das Open nicht mithalten, für ein Budget-Phone geht das Display jedoch in Ordnung. Kontraste und Farbdarstellung reichen aus, um Text angenehm lesen und Fotos betrachten zu können.
Etwas stärker hätte die Hintergrundbeleuchtung ausfallen müssen, bei heller Umgebung lässt sich die Anzeige trotz höchster Helligkeitsstufe eher schwer erkennen. Dazu kommt auch noch, dass das Display relativ weit hinter dem Glas sitzt, was zu zusätzlichen Spiegelungen führt und die Anzeige ebenfalls beeinträchtigt.
Ein gutes Zeugnis gibt es für den kapazitiven Touchscreen, der in der Regel zuverlässig reagiert.
Die Kamera
Das ZTE Open ist mit einer 3,1-Megapixel-Kamera ausgestattet, Frontkamera ist keine vorhanden. Die Leistung der Kamera hält sich in Grenzen. Selbst unter guten Lichtverhältnissen ist man nicht vor Artefaktbildung gewappnet. Bei Dunkelheit werden die Aufnahmen naturgemäß nicht besser, ein LED-Blitz zur Unterstützung ist nicht vorhanden. Die Kamera-Software ist auf das Wesentliche reduziert. So kann man lediglich wählen, ob man Fotos oder Videos machen will, mehr Optionen sind nicht verfügbar. Abgesehen davon kann man lediglich die Galerie aufmachen. Das Open unterstützt auch Videoaufnahmen mit einer Auflösung von 352 x 188 bei 20 Bildern pro Sekunde. Auch hier sind die Ergebnisse eher suboptimal.
Aufgrund des mageren internen Speichers von 512 MB braucht es übrigens zwingend eine microSD-Karte, um die Kamera nutzen zu können. Unterstützt werden hier Speichergrößen bis zu 32 GB, eine 16-GB-Karte im Fat32-Format wurde vom Open ohne Probleme angenommen.
Software und Bedienung
Firefox OS entstand aus dem Mozilla-Projekt “Boot to Gecko” und basiert auf Linux. Die Besonderheit an dem System ist, dass der Fokus auf HTML5-basierten Apps liegt, die mit mehreren verschiedenen Geräten kompatibel sind. In der Praxis heißt das, dass die Verknüpfungen auf dem Home-Screen technisch oft lediglich Shortcuts zu entsprechenden mobilen Webseiten sind. So zum Beispiel bei Grooveshark, wo die App lediglich zu http://html5.grooveshark.com/ verweist.
Wer mit der Bedienung von anderen Smartphone-Betriebssystemen vertraut ist, wird sich auch unter Firefox OS relativ schnell zurechtfinden. Menüs und Einstellungen erinnern teilweise sehr stark an Android, genauso wie der Homescreen.
Der Startbildschirm ist in etwa so aufgebaut wie bei den Konkurrenz-Systemen. Eine Leiste an der Unterseite bietet Schnellzugriff zu den wichtigsten Apps wie Telefon, SMS, Browser und Kamera. Per Drag and Drop kann der Anwender diese Leiste außerdem personalisieren und jede beliebige andere App hinzufügen oder entfernen. Wie bei Android und iOS gibt es auch eine Notification-Leiste, die man mit einem Wisch öffnen kann. Darin befinden sich sämtliche Benachrichtigungen sowie Shortcuts zu den wichtigsten Einstellungen, wie WLAN, Bluetooth und andere Optionen.
Streicht man vom Homescreen aus nach links, erreicht man eine Übersicht mit Bookmarks, die wie Apps angeordnet sind. Dazu gibt es ein Suchfeld für die Freitextsuche. Sucht man etwa Pizza, liefert einem Firefox OS hier Links zu zahlreichen mobilen Webseiten, die sich um Pizza drehen. Das beginnt von einem Link zu Google Maps mit dem Suchbegriff “Pizza” und endet bei einer Übersicht verschiedener Rezepte. Streicht man vom Homescreen aus nach rechts, kommt man zu den “richtigen” Apps unter Firefox OS. Das aktuelle Angebot umfasst einige Social-Media-Apps wie Facebook, Twitter. Auch hier merkt man natürlich schnell Parallelen zu den App-Pendants unter anderen mobilen Betriebssystemen. Funktionsweise und Layout funktionen so, wie man es kennt.
Beim Alltag mit Firefox OS merkt man an vielen Stellen, dass das System gegenüber der Konkurrenz noch Aufholbedarf hat. Grundlegende Funktionalitäten sind zwar gut und verlässlich umgesetzt, Extras wie eine Statistik über den Batterieverbrauch oder WLAN-Tethering fehlen dem offenen System schlichtweg noch.
Anders sieht es auf dem App-Sektor aus. Durch den HTML5-Standard kann Firefox OS hier mit einem ordentlichen Startangebot ins Rennen gehen. Angefangen von Apps für Twitter, Facebook und Co. bis hin zu YouTube, SoundCloud oder sogar Spielen wie Cut the Rope ist unter Firefox OS viel vorhanden, was teilweise sogar noch unter Windows Phone fehlt.
Leistung
Das ZTE Open ist mit einer ARM A5 SingleCore-CPU mit einer Taktrate von einem GHz ausgestattet. Bei dem Chip handelt es sich um einen Snapdragon MSM7225A von Qualcomm, als RAM sind 256 MB vorhanden. Das sparsame Firefox OS lässt sich trotz der schwachen Komponenten zwar großteils flüssig, aber gleichzeitig auch etwas langsam bedienen. Beim Browsen im Web kommt das Open mit wenig aufwändigen Seiten zwar ganz gut zurecht, umfangreiche Desktop-Webseiten überfordern das Firefox-Handy aber in der Regel.
Fazit
Das erste Firefox-OS-Smartphone ist nicht Spitzenklasse, das muss es bei einem Preis von etwa 70 Euro aber auch nicht sein. Wer aktuelle High-End-Smartphones gewohnt ist, wird mit dem ZTE Open darum als primäres Handy nicht glücklich werden.
Das Handy bietet dennoch grundlegende Smartphone-Funktionen, eine lange Akkulaufzeit und gleichzeitig einen Einblick darin, wie Handy-Betriebssysteme in Zukunft aussehen könnten, nämlich quelloffen und Web-zentriert. Obwohl Firefox OS noch sehr jung ist, hat man im Alltag nicht das Gefühl, in einem rudimentären Betriebssystem eingesperrt zu sein. Das kommt wohl unter anderem durch die natürlich wirkende Integration von mobilen Web-Inhalten. Die Tatsache, dass es gewisse Apps noch nicht gibt, wird so elegant kompensiert.
Das ZTE Open wird in Österreich nicht offiziell vertrieben, kann jedoch über ZTEs britischen eBay-Store importiert werden. Samt Versand kostet das Firefox-Handy derzeit umgerechnet knapp 85 Euro.