Fitbit Surge: Fast schon eine Sport-Smartwatch
Beworben wird die Fitbit Surge als "Fitness-Superwatch", die sämtliche fürs Training relevanten Daten erhebt und in ansehnliche Statistiken gießt. Tatsächlich kann die Sportuhr Herzfrequenzen messen, Schritte zählen, Schlafphasen überwachen und per GPS Streckenverläufe und Laufzeiten aufzeichnen, sowie Benachrichtigungen vom Smartphone durchstellen und die Musikwiedergabe fernsteuern.
Ausstattung
Das Design der Surge reiht sich nahtlos in die Evolution der bisherigen Fitbit-Gadgets. Das Armband, das in zwei verschiedenen Größen erhältlich ist, ist bis zu einem gewissen Maße elastisch, fühlt sich hochwertig an und ist auch auf schweißnasser Haut recht angenehm zu tragen. Etwas störend ist allerdings, dass das Band mit 34 Millimetern extrabreit ist. Der Verschluss besteht aus Edelstahl und lässt sich einwandfrei mit einer Hand öffnen beziehungsweise schließen.
Das 1,25 Zoll große touchfähige Monochrom-LC-Display ist hintergrundbeleuchtet, wird von einem recht breiten Rahmen eingeschlossen und ist von drei Funktionstasten flankiert. Auf der Unterseite der Uhr befinden sich der Stromanschluss sowie der optische Herzfrequenzmonitor. Der Körper der Uhr wirkt leichtgewichtig, am Handgelenk ist die Surge aber dann doch recht klobig. Vor allem auf schmalen und dünnen Handgelenken könnte die Größe etwas störend sein. Das Gewicht ist niedrig und fällt beim Tragen nicht unangenehm auf.
In der Uhr steckt ein GPS-Sensor, ein 3-Achsen-Beschleunigungsmesser, ein 3-Achsen-Gyroskop, ein Kompass, Höhenmesser, Umgebungslichtsensor und ein Vibrationsmotor sowie ein Lithium-Polymer-Akku, über dessen Kapazität Fitbit keine Angaben macht. Geladen wird per USB-Kabel, das an die Ladepins auf der Unterseite der Uhr angedockt wird.
Außerdem ist die Sportuhr spritzwassergeschützt. Fitbit weist aber ausdrücklich darauf hin, dass man mit der Surge nicht Duschen oder Schwimmen soll.
Bedienung
Per Berührungsgesten kann man zwischen angezeigten Informationen wechseln sowie rauf und runter scrollen. Sämtliche Einstellungen und auch der Start der Aktivitäten wird über die seitlich angebrachten Funktionstasten vorgenommen.
In der dazugehörigen App und im Online-Portal können umfangreiche Einstellungen vorgenommen werden. So lässt sich beispielsweise das Watchface der Uhr, die Alarmfunktion oder die Schnelltastenbelegung über den Desktop-Computer konfigurieren.
Die Menüführung ist selbsterklärend und übersichtlich, sodass die Uhr einfach zu bedienen ist. Bei Dunkelheit und selbst bei direkter Sonneneinstrahlung lässt sich das Display einwandfrei ablesen.
Benachrichtigungen
Im Gegensatz zu den meisten anderen Sportuhren und Fitnesstrackern verfügt die Surge über die Möglichkeit Benachrichtigungen auf dem Display der Uhr anzeigen zu lassen und die Musikwiedergabe des Smartphone von der Uhr aus zu steuern.
Diese Funktionen klingen vielversprechend, sind in der Praxis allerdings deutlich eingeschränkt. So werden auf der Uhr lediglich klassische Textnachrichten, also SMS und Telefonanrufe angezeigt. Der Text der SMS wird dabei in voller Länge angezeigt. Treffen Kurznachrichten oder Anrufe ein, wird der Name des Senders, so wie er im Telefonbuch des Smartphones abgelegt ist angezeigt; ist dem Anrufer kein Name zugewiesen, wird die Telefonnummer angezeigt.
In Anbetracht der Tatsache, dass die Verwendung von SMS zurückgeht und Messenger-Dienste boomen, ist die Benachrichtigungsfunktion eher enttäuschend. Ebenso enttäuschend ist, dass es nicht möglich ist andere, klassische Smartphone-Notifications wie man es von Smartwatches kennt auf die Surge durchzustellen. Musikwiedergabe während des Laufens zu regeln klingt einleuchtend. Doch Notifications durchzustellen ist wohl eher für die alltägliche Verwendung der Uhr gedacht und gerade hier könnte man sich einen deutlich größeren Funktionsumfang wünschen.
Musikwiedergabe
Die Steuerung der Musikwiedergabe wurde zwar recht passable umgesetzt, dafür aber auch mit Einschränkungen belegt. Zur Fernsteuerung verbindet sich die Surge per AVRCP-Bluetooth mit dem Smartphone. Daher weißt Fitbit darauf hin, dass nicht alle Musik-Apps diesen Standard unterstützen und es daher zu Kompatibilitätsproblemen kommen könnte. Um diese Funktion nutzen zu können, muss die Uhr per entsprechender Bluetooth-Verbindung mit dem Smartphone gekoppelt werden.
Angezeigt werden auf dem kleinen Display der Surge die Track-Informationen. Es ist möglich die Wiedergabe zu pausieren und auf den nächsten Track weiterzuschalten, ein Zurückspringen ist nicht möglich. Ebenso kann die Lautstärke nicht via Surge gesteuert werden.
Erste Schritte
Was die Surge von herkömmlichen Fitnesstrackern abhebt und zu einer vollwertigen Sportuhr macht, ist die Unabhängigkeit vom Smartphone. Denn auch wenn das Handy beim Laufen nicht mitgeführt wird, zeichnet sie per GPS-Sensor die zurückgelegte Strecke auf und misst den Puls.
Wie Fitnessarmbänder vermisst die Surge kontinuierlich auch die Aktivitäten des gesamten Tages. Dabei werden markante Punkte der Herzfrequenzen aufgezeichnet und Schritte gezählt, woraus dann die zurückgelegte Distanz sowie der Kalorienverbrauch geschätzt werden.
Zu Trainingszwecken können verschiedene Aktivitäten, etwa Laufen, Wandern, Gewichtheben, Yoga oder ähnliches gestartet werden. Die Surge zeichnet anschließend per GPS das Bewegungsprofil des Nutzers auf und verknüpft diese Daten mit detaillierten Herzfrequenzraten und Schrittzähler. Hauptsächlich ist die Surge allerdings für Laufsportaktivitäten, Wandern und Radfahren ausgelegt.
Bis die Uhr ein GPS-Signal empfängt, vergehen in der Regel einige Minuten. Um diese Zeit nicht untätig herumstehen zu müssen, kann die Option "Quick Start" gewählt werden. Am Display werden dann die Aktivitätsinformationen angezeigt, die Uhr sucht unterdessen weiter nach einem GPS-Signal. Wenn man eine Aktivität ohne vorhandenem GPS-Signal beginnt, schätzt die Surge per Schrittezähler die ungefähre Distanz, die man zurücklegt bis eine GPS-Verbindung aufgebaut worden ist.
Nachdem eine Aktivität beendet wurde, zeigt die Uhr eine Zusammenfassung an: Dauer, zurückgelegte Strecke, verbrauchte Kalorien, Schritte und durchschnittliche Herzfrequenz.
Im Alltagseinsatz und bei vier, ungefähr einstündigen Aktivitäten samt GPS-Messung hat der Akku der Surge fast fünf Tage durchgehalten.
Dashboard und App
All die aufgezeichneten Informationen werden im Dashboard sowie in der dazugehörigen App gesammelt und übersichtlich dargestellt. Dafür verbindet sich die Uhr entweder per Bluetooth mit dem Smartphone oder per kabellosen Synch-Dongel, der an den USB-Port eines Computer angeschlossen ist.
In tabellarischer Form, auf Zeitlinien und auf interaktiven Karten werden der zurückgelegte Weg, das Tempo und die Herzfrequenzmessungen in der App sowie im Online-Portal dargestellt. Bewegt man den Cursor auf der Karte beziehungsweise auf der Zeitverlaufslinie kann man nachschauen, zu welcher Zeit, bei welchem Tempo und an welcher Stelle man welchen Puls hatte.
Über die App beziehungsweise dem Online-Portal kann man sich etwa auch mit Freunden verbinden, Challenges eingehen und sich mit seinen Kontakten messen. Außerdem ist es möglich, Trainingsziele oder ein Wunschgewicht einzugeben. Fitbit erstellt dann einen entsprechenden Fitness- beziehungsweise Ernährungsplan.
Wer es dabei genau haben will, kann auch seine verzehrten Mahlzeiten und Getränke eingeben, und auf diese Weise versuchen eine detaillierte Auflistung des Kalorien- und Flüssigkeitshaushaltes zu erhalten. Erfahrungsgemäß kann diese Funktion allerdings nur grob den tatsächlichen Energiehaushalt wiedergeben.
Zum Auflisten der konsumierten Lebensmittel greift die App auf Lebensmitteldatenbanken zurück, die standardmäßig den verschiedenen Nahrungsmitteln eine bestimmte Anzahl an Kalorien zuweisen. Bei Obst oder abgepackten Lebensmitteln von überregionalen Herstellern sind diese Angaben vielleicht relativ valide. Auch das Scannen des Barcodes ist hier möglich.
Problematisch wird es allerdings, wenn man sich selbst bekocht oder in Restaurants speist. Dabei ist es mithilfe der Lebensmitteldatenbanken nahezu unmöglich verlässliche Kalorienangaben zu erhalten.
Allerdings besteht auch die Möglichkeit lediglich die Anzahl der zugeführten Kalorien einzutragen. Für eine überblicksartige Auflistung sollte dies aber reichen.
Die erhobenen Daten können über das Online-Dashboard sowohl im XLS- als auch im CSV-Format exportiert und lokal gespeichert werden. Allerdings ist dafür eine Fitbit-Premium-Mitgliedschaft für 45 Euro pro Jahr notwendig. Wer nicht zahlt, kann seine Daten im Rohformat auch nicht exportieren.
Alternativen
Sportuhren mit smarten Features und ähnlichen Funktionen gibt es mittlerweile einige am Markt. Zu nennen wäre etwa die Runner Cardio von TomTom, die ebenfalls Puls- und GPS-Sensor in der Uhr integriert hat und 269 Euro kostet. Die Vivoactive von Garmin - Kostenpunkt 249 Euro - bietet ähnliche smarte Funktionen wie die Fitbit Surge, benötigt allerdings zur Pulsmessung einen externen Herzfrequenzsensor. Polar bietet mit der V800 eine klassische Sportuhr, bei der allerdings ein Brustgurt zur Herzfrequenzmessung erforderlich ist. Der Preis der Polar V800 inklusive Brustgurt beträgt 449,95 Euro.
Fazit
Die Musikwiedergabe- und Benachrichtigungsfunktion kommen bei der Surge zu kurz. Bis auf diese deutlich eingeschränkten smarten Funktionen hält die Uhr was sie verspricht: Umfangreiche Informationen rund um die täglichen Aktivitäten, übersichtlich aufbereitet in tabellarischer Form und auf interaktiven Karten. Dass bei Laufsportaktivitäten kein Brustgurt getragen und kein Smartphone mit sich geführt werden muss, um Puls- und GPS-Informationen zu erhalten, hebt die Surge von herkömmlichen Fitnessarmbändern und vielen Sportuhren ab.
Mit dieser recht umfangreichen Ausstattung schafft die Surge den Spagat zwischen hippen Lifestyle-Gadget und ernsthafter Sportuhr. Der Funktionsumfang und die Gestaltung der Smartphone-App und des Online-Dashboards sowie die permanente Aufzeichnung der Aktivitäten, inklusive Motivations-Benachrichtigungen, sollen dann wohl doch mehr die Selbstvermessungszielgruppe mit ihrem fitnessbegeisterten Lebensstil ansprechen als puristische Sportler. Der Kostenpunkt liegt bei 250 Euro.