Fotos wie vom Profi: Einsteiger-DSLRs im Test
Digitale Spiegelreflexkameras sind längst nicht mehr Profi-Fotografen vorbehalten. Auch jene, die ihre Kameras für private Aufnahmen, wie etwa im Urlaub, verwenden, setzen auf DSLR (Digital Single Lens Reflex)-Kameras. Die Vorteile lassen sich nahezu auf jedem geschossenen Foto mit freiem Auge erkennen. Dafür muss man jedoch auch ein höheres Gewicht und weniger kompakte Abmessungen der Geräte in Kauf nehmen.
Besonders gegenüber den weitverbreiteten Ultra-Kompaktkameras weisen Spiegelreflex-Modelle aufgrund ihres größeren Bildsensors eine wesentlich bessere Bildqualität auf. Dabei darf man sich auch nicht von den Megapixel-Angaben verwirren lassen, die bei den Spiegelreflex-Modellen oftmals gleichauf mit den kompakten Kollegen liegen. So können DSLRs vor allem unter schwierigen Lichtverhältnissen punkten. Ein weiterer Vorteil ist die große Auswahl an Wechselobjektiven, hier kann man sich für jeden Einsatzbereich mit der richtigen Optik ausstatten - das benötigte Budget vorausgesetzt.
Der futurezone hat die aktuellsten Einsteiger-DSLR getestet, um zu prüfen, ob günstig auch gut ist. Mit der Canon 1100D, Nikon D3100 und Pentax K-r treten drei klassische DSLR-Modelle gegeneinander an. Zusätzlich wurde mit Sonys Alpha A33 noch eine DSLR mit halbdurchlässigen Spiegel getestet, genaueres dazu folgt weiter unten.
Einsteigerfreundlich
In der Regel werden günstige Modelle im Set mit 18–55-mm-Objektiv angeboten. Jenes bietet für den Einstieg genug Spielraum, um sich den Spiegelreflexkameras anzunähern. Vom Funktionsumfang präsentieren sich die Kameras ebenfalls einsteigerfreundlich. Neben Programmen zur automatischen Festlegung der wichtigsten Einstellungen kommt etwa Nikons D3100 mit einem eigenen Guide-Modus, der den Fotografen Schritt für Schritt zu den optimalen Belichtungseinstellungen führt. Die anderen Modelle warten hier mit "Hilfe"-Tasten auf, die Funktionen auf Wunsch erläutern. Mit der aktuellen Serie von Einsteigermodellen hat auch die Videofunktion Einzug gefunden. So nimmt die Canon 1100D Videos mit einer Auflösung von 720p auf, Nikon, Sony und Pentax mit 1080p in Full-HD. Wer plant, diese Funktion ausgiebig zu nutzen, sollte beachten, dass Canons und Pentax Cam bei Videos keine Autofokus-Funktion besitzt. Man muss bei Aufnahmen also ständig manuell fokussieren, was auf Dauer anstrengend und vor allem schwierig sein kann.
Live-View
Beim Filmen kommt bei Spiegelreflexkameras der Live-View-Modus zur Anwendung. Das bedeutet, dass man das Motiv nicht über den optischen Sucher, sondern über das Display auswählt. Das hat den Vorteil, dass man bei der Motivgestaltung flexibler agieren kann und tatsächlich das Bild mit den Einstellungen sieht, das der Sensor im Moment aufnimmt. Das Suchen über das Display geht jedoch teilweise deutlich langsamer vonstatten, als über den optischen Sucher. Auch der Autofokus reagiert im Live-View-Modus träger, als über den optischen Sucher und auch der Akku wird dadurch stark belastet.
Ausreißer Sony
Hier kann das Prinzip von Sonys Alpha A33 punkten. Im Gegensatz zu den klassischen DSLRs klappt der Spiegel beim Auslösen nicht nach oben, um dem dahinterliegenden Sensor die Lichtaufnahme zu ermöglichen, sondern wird halbtransparent. Beim Blick durch den elektronischen Sucher sieht der Nutzer nicht die Reflexion des Spiegels, sondern das, was der Sensor aufnimmt. Der Spiegel wird ausschließlich für die Autofokus-Funktion genutzt. Hier kommt der Vorteil zum Tragen, dass man über den Sucher exakt das sieht, was der Sensor aufnimmt und so besser voraussehen kann, wie das geschossene Foto im Endeffekt aussehen wird. Darüber hinaus lassen sich im Sucher beliebig viele zusätzliche Information einblenden. Ein weiterer Vorteil ist, dass so wesentlich schnellere Serienbilder gemacht werden können. Nachteil ist, dass der Akku durch den elektronischen Sucher natürlich beansprucht wird. Trotz der immer besser werdenden Displays ist der elektronische Sucher merklich langsamer, als die Reflexion des Spiegels.
Canon EOS 1100D (549 Euro, Kit inkl. EF-S 18--55mm Objektiv, gesehen um 469 Euro)
Das Modell ist der direkte Nachfolger des Einsteigermodells 1000D und das günstigste Spiegelreflex-Gerät, das Canon im Angebot hat. Im Vergleich zu den Einsteigergeräten der Konkurrenz fällt im Test die billigere Verarbeitung auf. So ist der Griff nicht gummiert und die Tasten wirken nicht besonders widerstandsfähig. Auch das Display ist mit einer Diagonale von 2,7 Zoll im unteren Bereich angesiedelt.
Die Schwächen in der Verarbeitung kompensiert die Kamera jedoch mit herausragend guter Bildqualität, die Farbdarstellung ist natürlich und das Rauschen blieb selbst bei hohen ISO-Stufen gering. Jener lässt sich bei der 1100D von 100 bis zu einem Wert von 6400 einstellen. Insgesamt punktet die 1100D mit dem qualitativ hochwertigen Canon-Sensor und kann in der Bildqualität durchaus auch mit den teureren Modellen wie der 600D mithalten. Die Bedienung der 1100D ist intuitiv und logisch. Beim Wechsel des Aufnahmemodus zeigt die Kamera eine kurze Beschreibung der einzelnen Modi an, jene ist jedoch weit nicht so benutzerfreundlich und ausführlich formuliert, wie bei den Konkurrenzmodellen. Beim Funktionsumfang zeigt sich Canon puristisch, Videos werden nur mit 720p aufgenommen, Kreativmodi oder ein HDR-Modus sind nicht vorhanden. Auch bei den Serienbildern ist die Kamera, wie ihr Vorgänger, nicht die schnellste. So schafft die Kamera nur 3 Bilder pro Sekunde im JPEG-Format, im verlustfreien RAW sind es sogar nur 1,3 Fotos in der Sekunde.
Nikon D3100 (599 Euro, Kit inkl. EF-S 18--55-mm-Objektiv, gesehen um 479 Euro)
Das aktuelle Einsteigermodell von Nikon kommt in einem insgesamt gut verarbeiteten Gehäuse an. Einzig die Tasten links vom 3-Zoll-großen Display und der Verschluss vom SD-Karten-Slot machen einen weniger langlebigen Eindruck. Auch dieses Modell konnte im Test mit guter Bildqualität überzeugen. Der Sensor nimmt Bilder eine Spur kontrastreicher und farbintensiver auf, als dies die Konkurrenz macht. Auch das Bildrauschen fällt sehr gering aus, auch bei schlechten Lichtverhältnissen und hohem ISO-Wert. Jener lässt sich bis zu einem regulären Wert von 3200 hochdrehen, darüber existieren noch die Modi Hi1 und Hi2, die einem Wert von ISO 6400 beziehungsweise 12800 entsprechen.
Videos nimmt die Nikon in Full-HD mit 1080p auf und bietet im Gegensatz zum Modell von Canon einen, wenn auch langsamen, Autofokus an. Auch einen Modus zur direkten Nachbearbeitung bietet die D3100 an. So kann man direkt über die Kamera Farbkorrekturen, Perspektivenkorrektur oder Tilt-Shift-Effekte anwenden. Das Bild kann auch automatisch optimiert werden
Für Einsteiger besonders hilfreich: Zusätzlich zu den verschiedenen Aufnahmemodi existiert ein „Guide“-Modus, der die Einstellungsmöglichkeiten der Kamera in einem interaktiven Menü aufbereitet. So können sich wenig erfahrene Fotografen Schritt für Schritt zur gewünschten Motiveinstellung herantasten, ohne ständig einen Blick in das Handbuch werfen zu müssen.
Pentax K-r (819 Euro, Kit inkl. 18-–55-mm-Objektiv, gesehen um 540 Euro)
Auch die Kamera des japanischen Herstellers Pentax überzeugt mit robuster Verarbeitung. Hier wackelt weder ein Verschluss noch ein Knopf, einzig das Auswahlrad arbeitete im Test nicht besonders zuverlässig. Im Gegensatz zu den anderen Modellen fallen die Erklärungen der einzelnen Bildmodi nur sehr karg aus, Einsteiger im Bereich der Spiegelreflexfotografie müssen hier wohl zusätzlich zum Handbuch greifen.
Positiv zu bemerken ist der Funktionsumfang, eine größere Auswahl an verschiedenen Optionen bietet keine andere Kamera im Testfeld. Auch Serienbilder nimmt die K-r blitzschnell (bis zu sechs Bilder pro Sekunde) auf. Der Autofokus hätte schneller ausfallen können. Die Lichtempfindlichkeit lässt sich bis zu einem ISO-Wert von 25600 hochdrehen, das Rauschverhalten ist dann nur noch sehr schwer tolerierbar. Insgesamt ist Bildqualität zufriedenstellend, bleibt aber trotzdem knapp hinter den Modellen der Konkurrenz zurück.
Sony SLT-A33 (749 Euro, Kit inkl. 18-55-mm-Objektiv, gesehen um 599 Euro)
Die einzige Kamera mit halbdurchlässigen Spiegel im Vergleich kann beim ersten Eindruck mit guter Verarbeitung punkten. Die Knöpfe wirken robust, der Griff ist gummiert und die Kamera liegt gut in der Hand. Als einziges Gerät im Test verfügt es über ein schwenkbares Display, das sich nach unten klappen und um 180 Grad drehen lässt. Die Bilder der Sony A33 sind scharf, Farben werden klar und hell dargestellt und auch von übermäßigem Rauschen ist nichts zu bemerken. Die Lichtempfindlichkeit der A33 kann bis ISO 12800 hochgeschraubt werden, dieser Modus ist jedoch nur in Ausnahmefällen zu empfehlen, da das Rauschen trotz an sich guter Unterdrückung Überhand nimmt.
Die A33 kann auch mit einer guten Ausstattung punkten. Neben einem HDR-Modus gibt es noch eine Multishot-Rauschunterdrückung, die im Test erstaunlich gut funktionierte. In diesem Modus schießt die Kamera mehrere Bilder und legt sie übereinander um so das Rauschen zu reduzieren. Durch das System des durchsichtigen Spiegels lassen sich mit der Sony sehr schnelle Serienaufnahmen machen, in Raw und JPEG schießt die Kamera fast acht Bilder pro Sekunde. Gleichzeitig ist die Akkulaufzeit auch deutlich kürzer, als bei den „echten“ DSLRs. So schafft die Sony mit einer Akkuladung rund 300 Aufnahmen, während die Konkurrenz deutlich mehr als als das Doppelte hinbekommt.
Fazit
Auch mit den günstigen Modellen lassen sich Fotos schießen, die es durchaus mit den Bildern der teuren Alternativen aufnehmen können. Für welches der Spiegelreflex-Modelle man sich entscheidet, hängt letztendlich von dem persönlichen Geschmack ab. In Sachen Bildqualität konnten im Test alle Geräte auf ähnlich hoher Ebene punkten. Abstriche muss man jedoch oft bei der Verarbeitung der Gehäuse machen. So schießt die Canon 1100D im Test zwar die besten Fotos, wirkt jedoch auch am Billigsten verarbeitet. Auch das Modell von Nikon kann mit guter Bildqualität punkten.
Wer sich mit verschiedenen Bildmodi austoben will, sollte am besten zur Pentax greifen, mehr Möglichkeiten das Foto anzupassen finden sich sonst in keinem Modell. Auch die schnelle Serienaufnahme fiel positiv aus.
Die Kamera von Sony konnte sowohl in Verarbeitung als auch in der Bildqualität gute Ergebnisse erzielen, liegt im aktuellen Preisvergleich jedoch rund 150 Euro über den anderen Kameras. Wer mit dem Gedanken spielt, sich das Modell von Sony zuzulegen, sollte noch ein paar Monate warten, denn Sony hat erst kürzlich das Nachfolgemodell A35
Ein Vorteil sich für die Geräte von Canon oder Nikon ist natürlich die große Auswahl an offiziellen und inoffiziellen Zubehör. Durch die hohe Verbreitung der Marken ist es oft auch sehr einfach, gebrauchte Objektive zu finden.