Gidsy: Trabi-Tour, Schnitzeljagd und Pub-Crawl
Trabi-Touren oder Schnitzeljagden durch Berlin, ein Abend in einer Hütte am Rande von New York oder außergewöhnliche Stadttouren, Yoga-Kurse und Klavierstunden. Das in Berlin gegründete Start-up Gidsy ist auf die Vermittlung authentischer Erfahrungen spezialisiert. Unter den Gründern des jungen Internet-Unternehmens befindet sich auch der österreichische Software-Entwickler Philipp Wassibauer. "Die Idee zu Gidsy hatten wir, als wir rund um Berlin Schwammerlsuchen wollten, aber nicht wussten, wo wir fündig werden", erzählt Wassibauer der futurezone. "Uns hat der Zugang zu lokalen Informationen gefehlt." Im Juni begannen Wassibauer und seine Mitgründer Edial und Floris Dekker an einer solchen Anlaufstelle für lokale Informationen zu basteln. Seit Anfang November ist Gidsy online.
Authentische Erfahrungen
Nutzer können auf der Plattform authentische Erfahrungen anbieten und einen Preis dafür festlegen. Das Spektrum reicht von auf spezielle Interessen zugeschnittenen Stadtführungen über Mal-Workshops, Shopping-Touren bis hin zu einem Waffel-Frühstück. Sex-Angebote werden nicht zugelassen. Gidsy vermittelt zwischen Anbietern und Suchenden und behält sich zehn Prozent des vereinbarten Preises als Provision ein. Auch im Falle von Beschwerden schaltet sich Gidsy ein.
Mindestens fünf Euro
Wer lokale Dienstleistungen über die Plattform anbietet, muss mindestens fünf Euro dafür verlangen. "Die Leute sollen die Wertigkeiten sehen", meint Wassibauer: Wer auf das Geld verzichten will, könne es ja spenden oder dafür Getränke für seine Kunden kaufen. Gidsy wolle nicht großen Firmen weitere Vermarktungsmöglichkeiten bieten, sondern "persönliche authentische Erfahrungen" vermitteln, so der Gründer: "Wenn wir auch dazu beitragen können, dass Leute ihren Lebensunterhalt bestreiten können, freut uns das."
Expansion
Rund 100 Aktivitäten können bereits über die Plattform gebucht werden. 2000 Nutzer haben sich auf Gidsy schon angemeldet. Ein wöchentlicher Newsletter, der über neue Aktivitäten auf Gidsy informiert, wird an 3000 Leute verschickt. Vorerst beschränken sich die Angebote auf Berlin und New York. Weitere Städte, darunter auch Wien, sollen folgen. "Wir haben auch schon Anfragen aus Toronto, Israel und Indien", erzählt Wassibauer: "Wenn es genügend Interessierte gibt, bauen wir die Stadtseiten schnell auf."
Auch die Start-ups Vayable, Skyara und Sidetour bieten vergleichbare Dienste. Deren Angebot beschränkt sich vorwiegend auf Städte in den USA.
"Start-up-Mekka Berlin"
Finanziert wird das aus insgesamt sieben Mitarbeitern bestehende junge Unternehmen vorerst von den Gründern. Verhandlungen mit Investoren laufen. "Bald wird es Neuigkeiten geben", sagt Wassibauer dazu. Der Software-Entwickler bereitet derzeit seinen Umzug von Wien nach Berlin vor. Von den Möglichkeiten, die sich Start-ups in der deutschen Hauptstadt bieten, ist Wassibauer angetan: "Es gibt ein gutes Netzwerk und konstante Treffen. Die Leute helfen sich gegenseitig."
Mit erfolgreichen Gründungen, wie Soundcloud oder Amen, gilt Berlin derzeit als Start-up-Mekka. "Das hat viele Investoren angezogen", sagt Wassibauer: "Der Unterschied zu Wien ist groß." Berlin sei nicht zuletzt auch deshalb interessant, weil die Lebenshaltungskosten in der Stadt niedrig sind. "Wenn man in London beginnt, ist es fünfmal so schwierig. Deshalb kommen viele Gründer nach Berlin."
Erster Versuch in Wien
Wassibauer versuchte sich auch schon in Wien an einem Start-up. 2006 rief er gemeinsam mit Partnern Maptales ins Leben. Die Plattform zur Dokumentation von Erlebnissen bestand einige Jahre. Nachdem für den Neustart mit Smartphone-Apps keine Investoren gefunden werden konnten, ließen Wassibauer und seine Mitstreiter Maptales auslaufen. Wassibauer arbeitete eine Zeit lang als Software-Entwickler für Unternehmen bis er mit der Gidsy-Gründung wieder Geschmack am Unternehmertum fand.
Bei Gidsy stehe erst einmal der Aufbau der Plattform und die Expansion im Vordergrund. Daneben arbeite das Team an neuen Funktionalitäten, sagt Wassibauer: "Wir haben viele Pläne."