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Google-Now-Chefin: "Die Information findet die Nutzer"

Mit Google Now startete der Internetkonzern im Jahr 2012 einen “persönlichen Assistenten”, der den Nutzern in Form von unterschiedlichen Kärtchen Informationen liefert, ohne dass diese aktiv danach suchen müssen. Entscheidend ist dabei, wo sich jemand befindet und welche Art an Information gerade benötigt wird - sei es auf Reisen, auf dem Heimweg von der Arbeit oder um das passende Restaurant zu finden. Seit seinem Launch vor rund dreieinhalb Jahren hat sich Google Now deutlich weiterentwickelt, neue Funktionen wurden hinzugefügt und der Service um immer mehr Informationen ergänzt. Zuletzt startete mit dem Feature “Google Now on Tap” eine Erweiterung, die Infos auch in andere Apps integriert bzw. dort abrufbar macht.

Wohin sich Googles kluger Assistent künftig entwickeln soll, erklärt Aparna Chennapragada, Head of Product für Google Now, im futurezone-Interview. Chennapragada hat langjährige Erfahrung in der Technologiewelt gesammelt, arbeitet seit sechs Jahren für Google - im Search-Bereich ebenso wie für YouTube - und übernahm schließlich die Leitung von Google Now.

Google-Now-Chefin Aparna Chennapragada

“Mobile ändert alles”

Die ganz große Veränderung mit der es die digitale Welt zu tun hat, ist die Verlagerung ins mobile Internet. Darüber ist man sich in der Branche einig. “Aber was heißt das nun für Information und Suche? Ich denke dabei ein drei wesentliche Entwicklungen”, sagt Chennapragada. Zunächst einmal gehe es darum, auf dem Handy “Information to go” zu bekommen, schnelle Antworten auf schnelle Fragen. Zweitens würden die User nicht mehr nach Information suchen, wie man das zuvor vom Desktop kannte. Auf den Smartphones werden tatsächlich Dinge erledigt, wie es Chennapragada nennt: Man ruft ein Taxi über Uber, man spielt Musik über Spotify ab, usw. “Deswegen müssen wir die Suche so verändern, dass die Nutzer damit auch unmittelbar etwas tun können.”

Die dritte große Veränderung drehe sich schließlich darum, dass User nicht mehr die Information finden müssen, sondern dass die Information die Nutzer findet. “Ich bin ein Star Trek-Fan. Star Trek kommt wieder ins Fernsehen. Diese Information will ich von meinem Handy bekommen. Es sollte wissen, dass ich Fan der Serie bin und wenn da etwas Wichtiges passiert, dann will ich darüber informiert werden”, sagt Chennapragada.

Relevanz für den Nutzer

Der schwierigste Teil sei definitiv, den Menschen die richtige Information zum richtigen Zeitpunkt zu liefern. “Man kann nicht bloß Unmengen an Informationen abliefern, das ist schlichtweg zu viel. Deshalb geht es für uns um das richtige Filtern. Was ist relevant für den einzelnen Nutzer und in welchem Kontext”, sagt die Google-Now-Managerin. Es sei zu beachten, wo sich jemand gerade aufhält, welche Bedürfnisse hat der Nutzer zu einem bestimmten Zeitpunkt, wofür interessiert er sich und in welchem Ausmaß.

“Wir befinden uns am Beginn wirklich großer Entwicklungen, was digitale Assistenten betrifft”, sagt Chennapragada. “Für uns geht es um die Frage: Können wir den Nutzern kontextbasiert helfen, indem wir ihnen Antworten liefern und sie dabei unterstützen, Dinge zu erledigen.”

Zwei Ebenen

Google verfolgt mit Google Now eine Strategie auf zwei Ebenen. “Die eine Dimension ist, in wie vielen Situationen wir helfen können. Dabei soll es in Zukunft nicht mehr nur um die tägliche Öffi-Nutzung gehen”, so Chennapragada. Der Service soll sich auf viel mehr Lebensbereiche im Alltag anwenden lassen. Auf der zweiten Ebene sei es wichtig mit Google Now noch genauer darauf einzugehen, wo die User gerade sind. “Man kann keinen guten Assistenten abliefern, wenn wir nicht wirklich wissen, in welcher Situation sich ein User gerade befindet.”

Daher habe man mit dem Feature “Now on Tap”, das in die aktuelle Android-Version Marshmallow (Android 6.0) integriert wurde, versucht, zumindest einen kleinen ersten Schritt in diese Richtung zu machen. Mit der neuen Funktion sollen Smartphones ein Stück weit intelligenter gemacht werden. Now on Tap liefert Infos direkt aus anderen Apps heraus, man muss diese nicht mehr verlassen, um das Feature anzuwenden.

Google braucht Partner

Um seinen digitalen Assistenten nützlicher und schlauer zu machen, braucht Google aber auch dringend Partnerschaften, die den Zugriff auf bestimmte Informationen ermöglichen. “Wir müssen eine Plattform schaffen, wo externe Firmen, Entwickler, Start-ups, usw. mit Google Now experimentieren können”, sagt Chennapragada. Bislang stößt der Service oft noch an seine Grenzen, weil die benötigten Informationen fehlen. So mag es für Nutzer bequem sein, wenn sie ihren Boardingpass beim Fliegen direkt in Google Now angezeigt bekommen. Doch bisher unterstützen viele Airlines den Dienst noch nicht.

Genau hier wolle man ansetzen. “Vor einigen Monaten sind wir in den USA mit einer kleinen Gruppe von rund 100 Partnerfirmen gestartet, um Informationen von diesen Apps und Services hervorzuholen und in Google Now sichtbar zu machen”, sagt die Google-Managerin. Mit an Bord sind derzeit Musikangebote wie Spotify ebenso wie der Fahrdienst Lyft oder die Sport-App Runtastic. Diese Kooperationen sollen in Zukunft weiter ausgebaut werden.

Kernelement für Wearables

Viele der Google-Now-Funktionen bilden gleichzeitig Kernelemente für Android Wear und kommen als nützliche Informationen auf Smartwatches zum Einsatz. Hier findet man laut Chennapragada eine sehr begrenzte Umgebung vor, in der es noch einmal entscheidender und auch schwieriger ist, dass die tatsächlich relevanten und richtigen Ergebnisse geliefert werden. “Hier hat man kein Menü auf drei verschiedenen Ebenen, wo man etwas eingeben kann. Wenn das Resultat nicht auf Anhieb passt, dann war es das.” Gleichzeitig würden sich auf Wearables auch ganz neue Möglichkeiten ergeben, etwa was die Navigation betrifft. “Daher arbeiten wir daran, Apps und Funktionen speziell auf Android Wear zuzuschneiden, sodass die Informationen am Handgelenk sinnvoll genutzt werden können.”

Kritik an Datensammlungen

So nützlich persönliche Assistenzprogramme wie Google Now oder Siri für die User sein können, werden sie aufgrund der dazu benötigten Datensammlungen von vielen natürlich auch kritisch gesehen. Google bietet seinen Dienst daher als Opt-in an - also als Service, dem explizit zugestimmt werden muss. Wem es nicht behagt, dass derart viele persönliche Daten herangezogen werden, um die entsprechenden Ergebnisse zu liefern, der wird mit Google Now nicht glücklich werden. Die Produktmanagerin betont jedoch, dass man sehr genau auf die Privatsphäre der User achte und sich des heiklen Themas durchaus bewusst sei. “Das ist für uns der wichtigste Punkt, bei dem wir versuchen, das Richtige zu tun.”

Google versuche klarzumachen, dass die Nutzer letztlich diejenigen sind, die den Ton angeben, die diesen Dienst auf ihren Wunsch hin verwenden können. Gleichzeitig sei man um höchstmögliche Transparenz bemüht. Wer Google Now nutzt, soll laut Chennapragada darüber Bescheid wissen, welche Daten dafür herangezogen werden und welchen Zweck das erfüllt. “Wenn die User den Nutzen einer Funktion für sich sehen, dann verstehen sie auch, wozu die Daten benötigt werden.”

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Claudia Zettel

ClaudiaZettel

futurezone-Chefredakteurin, Feministin, Musik-Liebhaberin und Katzen-Verehrerin. Im Zweifel für den Zweifel.

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