Lichterketten und Flat-TVs: Strom sparen zu Weihnachten
Der durchschnittliche Stromverbrauch pro Woche in Wien steigt zur Weihnachtszeit auf rund 227 Millionen Kilowattstunden. Im August sind es nur 175 Millionen Kilowattstunden, die von den Wiener Haushalten verbraucht werden, also rund 30 Prozent weniger. Klar, es wird früh finster und die Lampen müssen viel früher aufgedreht als im Sommer. Doch das ist nicht die einzige Grund für den Anstieg des Stromverbrauchs.
Die Menschen halten sich generell mehr in ihren eigenen vier Wänden auf. Dabei kommen auch viel mehr elektronische Geräte zum Einsatz als im Sommer. Vor allem die Unterhaltungselektronik braucht dabei mehr Strom, als manch einem bewusst ist. Zu Weihnachten werden zudem viele neuen Technik-Geräte verschenkt, die sich als versteckte Stromfresser entpuppen können. Denn verpflichtende Energielabels, die auf den Stromverbrauch von Geräten hinweisen, gibt es derzeit in dem Bereich nur für Flat-TVs.
"Es geht viel um Emotionen"
„Viele Geräte haben außerdem keinen klassischen Ausschaltknopf mehr auf der Vorderseite. Dadurch wird es für Konsumenten schwer gemacht, die Geräte nicht nur in den Standby-Modus zu versetzen, sondern ganz auszuschalten. Hier hilft einem dann eine schaltbare Steckerleiste“, erklärt Andreas Hudecek, Energieberater bei Wien Energie, gegenüber der futurezone.
„Bei Unterhaltungselektronik geht es aber viel um Emotionen. Da ist es besonders schwierig, Menschen dazu zu bewegen, auf ihren Stromverbrauch zu achten“, sagt Hudecek. Deshalb glaubt Hudecek auch nicht, dass es bei Unterhaltungselektronik abseits von Flat-TVs zu verpflichtetenden Energielabels kommen wird. „Bevor man sich auf einen Modus einigen kann gibt es schon neue Geräte. Die Technik schreitet ja sehr schnell voran“, so der Energie-Experte.
Flat-TVs als Vorbild
Bei Flat-TVs hingegen habe sich viel getan. „Der hohe Standby-Verbrauch von modernen TV-Geräten ist heutzutage mehr Mythos als Realität. Die Gerätehersteller von Flat-TVs haben es geschafft den Standby-Verbrauch soweit zu reduzieren, dass man ihn fast gar nicht mehr messen kann“, so Hudecek. Seit November 2011 gibt es zudem ein EU-Label für TV-Geräte, das eine effektive Hilfestellung beim Gerätekauf leistet. Mit dem Label ist es auf sehr einfache Weise möglich, sich bereits vor dem Kauf über den Energieverbrauch seines künftigen TV-Geräts zu informieren.
„Viel hängt aber immer noch von der Größe des TV-Geräts ab. Es hilft nichts, wenn sich jemand ein A+ Gerät anschafft, das doppelt so groß ist wie sein bisheriges Modell und die vierfache Fläche hat. Natürlich hat man dann auch einen höheren Stromverbrauch, auch wenn das Gerät selbst vielleicht effizienter ist“, so Hudecek.
Spielekonsolen als Stromfresser
„Bei der restlichen Unterhaltungselektronik gibt es häufig einen Riesensprung im Verbrauch“, sagt der Experte. „Ein beliebtes Beispiel hierfür sind Spielekonsolen, die Multiplikatoren beim Stromverbrauch sind. Die PlayStation 3 hatte etwa den sechsfachen Verbrauch von der PlayStation 2 im laufenden Betrieb. Der Stromverbrauch einer PS 2 beträgt bei drei Stunden täglicher Spielzeit rund 26,4 kWh, bei der PS 3 rund 166 kWh. Das bedeutet einen Verbrauchsunterschied von rund 140 kWh oder rund 24 Euro pro Jahr“, rechnet der Experte vor. „Die höheren Energiekosten macht dann aber vor allem der Mix aus mehr Betrieb und Standby-Modus aus.“
Ein Problem sei zudem, dass häufig Großbild-Flat-TVs als Radios genutzt werden. „Wer den TV als Radio nutzt hat kaum einen geringeren Verbrauch als wenn er fernsehen würde. Dadurch erhöht sich die Betriebszeit des Geräts und das kann ins Geld gehen“, so der Experte. Konkret sind Einsparungen von rund 59 kWh oder rund zehn Euro möglich, wenn jemand aufs Radiohören via TV verzichtet. „Bei einem alten Plasma-Gerät kann der Betrag aber fünfmal so hoch sein“, fügt der Experte hinzu.
Heizen als größtes Thema
Neben der Unterhaltungselektronik macht zur Weihnachtszeit vor allem die Heizung einen großen Teil des Stromverbrauchs aus – und zwar bei Altbauwohnungen bis zu 80 Prozent, bei Neubauwohnungen bis zu 50 Prozent. Hier setzt der Experte darauf, dass Menschen ihren Hausverstand einsetzen, um Energie zu sparen: „Die Grundregel lautet: richtiges Lüften. Ansonsten ist es auch wichtig, dass man die Temperatur absenkt wenn man den ganzen Tag außer Haus ist.“ Anders als man denkt, ist der Stromverbrauch durchs Heizen nämlich genau in diesen Tagen am höchsten und nicht etwa im Jänner oder Februar, wo es meist noch eine Spur kälter ist. „Da scheint häufiger die Sonne und das reduziert den Verbrauch. Aber jetzt, wenn die Tage kalt, nebelig und trüb sind, hat man einen sehr viel höheren Verbrauch als man denkt.“ Im Winter werde auch unverhältnismäßig oft die Badewanne benutzt. Daher sei auch der Warmwasserverbrauch höher als im Sommer.
Effiziente LED-Lichterketten
Rund um Weihnachten mehren sich die Anfragen zum Thema Beleuchtung, so Hudecek, der Privatkunden von Wien Energie telefonisch berät. Die Beleuchtung macht in der Regel jedoch nur „zwei bis drei Prozent“ an Verbrauch aus, wie der Experte erklärt. Dennoch ist sie rund um Weihnachten sicher ein nicht zu unterschätzendes Thema. Viele Österreicher schmücken ihre Wohnungen und Häuser in der Weihnachtszeit nämlich gerne mit Lichterketten. Diese verzieren dann viele Fenster, Türen und Kränze – und zu Weihnachten selbst natürlich auch die Bäume. Wer auch zu dieser Zeit seine Stromkosten im Rahmen halten möchte, sollte sich statt herkömmlichen Lichterschmuck allerdings LED-Lichterketten besorgen.
Damit lässt sich nämlich auch Strom sparen, wie Hudecek erzählt, wenn auch nicht besonders viel. „Durch LED-Lichterketten sind Einsparungen von bis zu 60 Prozent an Stromkosten möglich. In die Berechnung bereits eingeflossen ist die Tatsache, dass es bei LED-Lichterketten meistens rund die Hälfte mehr Lichtpunkte gibt als bei herkömmlichen Lichterketten.“ Allerdings umfasst eine Lichterkette maximal 100 Watt. "Wenn 100 Watt 100 Stunden brennen, dann hat man einen Verbrauch von 10 kWh entsprechend rund 1,7 Euro. Die heute üblichen Lichterketten mit LEDs haben 20 bis 25 Watt und damit verursachen sie in 100 Stunden Gesamtkosten von rund 35-40 Cent", so der Experte.Die Lebensdauer von LED-Lichterketten sei jedoch meistens größer, außerdem seien die Ketten sicherer, weil weniger Wärme entsteht. Wer Lichterketten in seiner Wohnung aufhängen möchte, sollte allerdings auf die Farbe der LED-Lampen achten. „Blau wirkt in Innenräumen äußerst kühl“, so der Experte.