Microsoft Surface Pro 3 im Hands-On: Perfekter Kompromiss
Fast zwei Jahre überließ Microsoft Apple das Feld auf dem Tablet-Markt, 2012 kehrte man mit der Surface-Reihe fulminant zurück. Der Erfolg blieb bisher verhalten, auch weil Microsofts Taktik mit Windows RT nicht so recht aufgehen wollte. Doch mit der dritten Generation des Windows 8-Tablets Surface Pro hofft der Konzern aus Redmond, dass man endlich die richtige Nische gefunden hat.
Ein relativ großer Bildschirm, günstige Preise und Mobilität sollen die Vorteile von Tablet und Ultrabook kombinieren, doch nimmt sich Microsoft da nicht recht viel vor? Die futurezone konnte das Surface Pro 3 im Hands-On selbst ausprobieren.
Das Surface Pro 3 ist von 10, 6 auf stolze 12 Zoll gewachsen. Dabei hat Microsoft aber durch eine Änderung des Bildverhältnis von 16:10 auf 3:2 die größere Fläche geschickt verteilt. So ist es lediglich 17 Millimeter länger (292 mm) sowie 28 Millimeter breiter (201 mm). Das Tablet ist nun auch ein deutliches Stück schlanker (9,1 statt 13,5 Millimeter), sodass es nun sogar 100 Gramm weniger als zuvor auf die Waage bringt (800 Gramm). Microsoft hat hier sehr effizient den verfügbaren Platz genutzt und nicht einfach stur die Bildschirmdiagonale erhöht. Das Gewicht ist sehr gut verteilt, der Schwerpunkt liegt unten mittig. Eine einhändige Bedienung im Querformat ist ohnedies schwierig, im Hochformat musste es stets in der Mitte abgestützt werden. Dennoch macht die Nutzung im Hochformat nun dank des neuen Bildverhältnisses deutlich mehr Sinn, da mehr Informationen in der Breite Platz haben.
Gekühlt wird das Surface Pro 3 über einen aktiven Lüfter. Rund um den Rand des Surface Pro befinden sich Kühlschlitze, an denen kalte Luft angesaugt und die Hitze abgegeben wird. Der Lüfter war zwar hörbar, bereits bei niedriger Lautstärke des Lautsprechers wurde dieser aber problemlos übertönt. Apropos Lautsprecher: Für ein Tablet sind sie zwar mehr als solide und laut genug für Filme in einem ruhigen Raum, im Vergleich zu einigen Laptops der 13 Zoll-Klasse waren sie jedoch etwas schwach auf der Brust.
Wie beim Vorgänger gibt es das optional erhältliche Type Cover 2, das über eine hintergrundbeleuchtete Tastatur sowie ein kleines Touchpad verfügt. Das Touchpad lässt sich nun auch als Taste nutzen und gibt bei Druck Feedback, ähnlich wie bei Macbooks. Die Tasten sind aufgrund des größeren Bildschirms etwas breiter und somit angenehmer zum Tippen. Dennoch wäre etwas Abstand zwischen den Tasten für Vielschreiber von Vorteil. Das Feedback der Tasten ist trotz der sehr dünnen Bauweise gut, der Druckpunkt ist jedoch sehr hart. Dieser Effekt wird etwas abgefedert, wenn das Type Cover in der neuen, leicht angewinkelten Position verwendet wird. Mit einem zweiten Magneten kann das Cover so am unteren Rahmen des Surface Pro befestigt werden, das Cover steht dann in einem ähnlichen Winkel wie bei einer Desktop-Tastatur da.
Das 12 Zoll-Display löst mit 2160 mal 1440 Bildpunkten (219 ppi) auf und liegt somit auf dem Niveau der MacBook Pro Retina-Modelle (227 ppi). Der Bildschirm erwies sich im Test als nahezu makellos, Schrift und Bild sind gestochen scharf und die Farbdarstellung bietet keinerlei Gelegenheit zur Kritik. Die Blickwinkelabhängigkeit war sehr gering, auch aus steilen Winkeln war der Bildschirm stets gut ablesbar. Wie beim Vorgänger verfügt das Surface Pro 3 über einen Digitizer für präzise Stift-Eingabe. Ein Stift aus Aluminium wird mitgeliefert, die Eingabe war im Test recht präzise und mit geringer Verzögerung möglich. Die Handballenerkennung ermöglicht es, ohne versehentliche Berührung auf dem Bildschirm zu schreiben und zu zeichnen. Auch der Windows-Button wird in der Notiz- oder Zeichen-App vorübergehend deaktiviert.
Erwähnenswert sind auch Front- und Haupt-Kamera, die nun jeweils mit fünf Megapixeln auflösen und eine deutliche Verbesserung zur 720p-Kamera des Vorgängers darstellen.
Es passiert selten, dass ein Hersteller nahezu alle Kritikpunkte eines Produktes ausmerzen kann, doch Microsoft scheint das mit dem Surface Pro 3 gelungen zu sein. Auch das neue, größere Format kann überzeugen und schiebt sich perfekt in die Nische zwischen Tablet und Ultrabook. Lediglich hinter der Akkulaufzeit steht noch ein großes Fragezeichen, diese war im Vorgänger - auch mit Haswell-Prozessoren - mangelhaft. Das ließ sich im kurzen Hands-On nicht testen. Nun liegt es an Microsoft, das Surface Pro 3 als Alternative zum Ultrabook (oder MacBook Air) zu vermarkten, denn noch verbinden viele Konsumenten die Marke Surface mit einem iPad-Konkurrenten.
Das Surface Pro 3 soll Ende August ab 799 Euro erhältlich sein. Die getestet i5-Variante mit 128 Gigabyte internem Speicher kostet 999 Euro, die i7-Variante mit bis zu 512 Gigabyte Speicher beginnt bei 1549 Euro. Das Type Cover 2 ist nicht im Lieferumfang enthalten und kostet 129 Euro.