Multimedial: Björk-Apps überzeugen im Test
Die Master-App Biophilia, die sämtliche Song-Apps des gleichnamigen Albums als In-App-Käufe
Cosmogony - Song gratis
Als ständig wiederkehrendes Steuerungselement fungiert ein Notenschlüssel-artiges Symbol, das immer links oben am Bildschirm angesiedelt ist. Über dieses kann auch der Björk-Song Cosmogony aufgerufen werden, den Björk als Gratis-Appetizer zur Verfügung stellt. Die audiovisuelle Aufbereitung des App-Universums ist aufwändig und gelungen. Ruft man die Biophilia-App zum ersten Mal auf, erklärt die Stimme des bekannten BBC-Reporters David Attenborough – wenn auch etwas bedeutungsschwanger - das Konzept.
Die Grundfunktionen sind bei den Songs-App identisch, wie die beiden verfügbaren Lieder Cosmogony und Crystalline zeigen. Neben den Lyrics findet sich auch eine Songanimation, in der die Singstimme und Instrumente mit verschiedenfarbigen abstrakten Kreisen und Linien mitverfolgt werden können. Wer glaubt, dass ein Björk-Song für Normalsterbliche unsingbar ist, wird beim Menüpunkt „Score“ eines besseren belehrt. Dieser beinhaltet die Noten der Singstimme inklusive Begleitung sowie eine reine Instrumentalversion, die als Karaoketrack verwendet werden kann. Leider lässt sich die eigene Stimme trotz integriertem iPad-Mikrofon damit nicht aufnehmen.
3D-Game Crystalline mit Tücken
Wer sich ein bisschen näher mit Björks Musik auseinandersetzen will, bekommt durch die Apps einen interessanten Einblick in die Songstrukturen und überdies gleich noch mehrere Versionen des Songs mitgeliefert, da sich etwa auch die Animations-Version von der Albumversion unterscheidet. Bei der Song-App Crystalline, die 1,59 Euro kostet, ist der Song zudem als 3D-Game des ehemaligen Sims-Entwickler Luc Barthelet in Szene gesetzt. Dabei werden einzelne Songteile freigeschaltet, wenn man bestimmte Kombinationen von Edelsteinen einsammelt. Je nachdem, welchen Tunnel man im Game ansteuert, kann der Song mit unterschiedlichen Elementen zusammengesetzt werden.
Was in der Theorie spannend klingt, scheitert in der Praxis zunächst an einer fehlenden Anleitung, wie das Ganze überhaupt funktioniert. Die Steuerung am Original-iPad erwies sich zudem als etwas ungenau, beim iPhone macht das Nachjagen nach Kristallen definitiv mehr Spaß. Um die richtigen Kristallkombinationen „abzuarbeiten“, muss man die Kristalle an den Tunnelwänden aufsammeln, die auf der rechten Seite angezeigt werden. Ist man erfolgreich werden neue Songpassagen in Form von Tunnels freigeschaltet.
Tolles Konzept mit kleinen Mankos
Ein Manko des Spieles ist abgesehen von den fehlenden Instruktionen, dass der Song bei längerem Gebrauch durch die Endloswiederholungen überstrapaziert wird. Leute, die mit dem Song oder Björk wenig anfangen können, wird das 3D-Game folglich schlichtweg in den Wahnsinn treiben. Für Björk-Fans und –Aufgeschlossene ist und bleibt die Umsetzung aber eine nette Idee. Der bei jedem Spieldurchgang individuell zusammengestellte Song lässt sich zudem als Riesenkristall speichern und später wieder abspeichern.
Ein Muss ist der In-App-Kauf wegen dem 3D-Game also nicht, wer also nur in das App-Album hineinschnuppern will, kann dies kostenlos über die Master-App tun. Für die restlichen Songs darf man jedenfalls gespannt sein, wie diese als In-App umgesetzt werden. Ob man Björks Musik nun mag oder nicht – der Versuch, ein Album abseits von CD und iTunes mit interaktiven Apps auf Touch-Geräten umzusetzen, ist definitiv lobenswert. Dass man mit dem App-Album nicht auch die normalen Albumversionen als digitales Musikfile erwerben kann, ist jedoch schade. Auch die fehlende Umsetzung für Android ist ein Wermutstropfen.
Pro:
+ aufwändige audiovisuelle Umsetzung
+ intuitive Bedienung
+ umfangreiche Inhalte pro Song-App
+ mehrere Song-Versionen inkludiert
Contra:
- keine Anleitung für 3D-Game Crystalline- iPad-Version instabil (zumindest auf dem Original-iPad)
- reine Musik-Files müssen separat auf iTunes oder CD erworben werden
- noch keine Android-Umsetzung
Link:
Biophilia (Master-App) auf iTunes