Pixel 7 und Pixel 7 Pro im Test: Ein Stück Seife mit starker Kamera
Google bringt die nächste Generation seiner Pixel-Smartphones auf den Markt. Beim Pixel 7 und Pixel 7 Pro ist Google dem Design des Vorgängers treu geblieben. Einen ähnliche großen Sprung wie vom Pixel 5 zum Pixel 6 hat die neue Generation nicht gemacht. Der neue Tensor-Chip, eine bessere Kamera und ein interessantes neues Feature für die Foto-Bearbeitung bringen die Geräte aber mit. Ich habe mir beide angesehen.
Haptik
Die Kamera wurde erneut in einem markanten Block untergebracht, der diesmal ein wenig geschmeidiger ausgefallen ist. Statt Glas ist es nun ein durchgehender Metallblock, was das Gesamtdesign weniger wuchtig macht. Das Gerät liegt darauf weder wackelig noch zu schräg auf dem Tisch. Meiner Meinung nach gibt es dem Gerät eher etwas mehr Stabilität.
Als Nutzerin des handlichen Pixel 5 kam die erste Ernüchterung beim Anfassen der Handys: Sie liegen in der Hand wie ein Stück Seife. Mir ist das Pixel 7 in den ersten beiden Tagen dreimal heruntergefallen. Nicht aus der Hand, sondern weil ich es abgelegt habe und die extrem glatte Oberfläche dafür gesorgt hat, dass es sich selbständig in den Abgrund stürzte. Hier muss man aber lobend erwähnen, dass es bisher keine Blessuren davon getragen hat.
Ich weiß nicht warum man Gebrauchsgegenständen - wie es Smartphones eben sind - eine so rutschige Glasrückseite gibt. Optisch ist das Geschmackssache, manche finden das edel - allerdings ist Glas sehr anfällig für Fingerabdrücke.
Größe
Das 6,3 Zoll große Pixel 7 liegt mit seinen 197g gut in der Hand. Das Pro fühlt sich mit seinen 6,7 Zoll und 212g wie ein Backstein an. Während ich das Pixel 7 noch mit einer Hand bequem halten kann, kommen meine kurzen Finger nur gerade so um das Pixel 7 Pro herum. Während ich es fest in der Hand umklammere, denke ich hauptsächlich daran, es ja nicht fallen zu lassen. Das ist nicht so unwahrscheinlich, weil ich dabei merke, wie es sich in meinem Griff bewegt.
Das Pixel 7 hat einen matten Aluminium-Rand, das Pixel 7 Pro poliertes Aluminium und ein abgerundetes Display. Das macht das Halten und Bedienen schwerer.
Unterschiede Pixel 7 und Pixel 7 Pro
- Display: Das gewöhnliche Pixel 7 kommt mit einem 6,3-Zoll-Display mit 1.080 x 2.400 Pixeln. Das Pixel 7 Pro kommt mit 6,7 Zoll bei 1.440 x 3.120 Pixeln. Die höhere Auflösung des Pros sorgt trotz des größeren Displays für eine höhere Pixeldichte im Vergleich zum Standard-Modell. Sie liegt bei 512 PPI im Unterschied zu 416 PPI. Die Bildwiederholrate des Nicht-Pro-Modells beträgt maximal 90 Hz, die der Pro-Version 120 Hz.
- Größe: Das Pixel 7 misst 155,6 (Höhe) x 73,2 (Breite) x 8,7 (Tiefe) mm, das Pixel 7 Pro 162,9 (Höhe) x 76,6 (Breite) x 8,9 (Tiefe) mm.
- Akku: Das kleinere Pixel 7 kommt mit 4.355 mAh, das größere Pro mit 5.000 mAh.
- Kameras: Während das reguläre Pixel 7 mit Weitwinkel- und Ultraweitwinkelkamera ausgestattet ist, gibt es beim Pro zusätzlich ein Tele-Objektiv.
Display
Das Pixel 7 hat eine Auflösung von 1.080 x 2.400 Pixeln (416 ppi), das Pixel 7 Pro kommt auf 1.440 x 3.120 Pixel (512 ppi). Sie sind hell, wirken aber teilweise übersättigt. Im Menü kann man die Farben auf "natürlich" stellen, was die Sättigung dauerhaft nach unten schraubt. In den meisten Fällen ist die Darstellung des Displays angenehm kontrastreich und scharf.
Das Pro-Modell hat ein abgerundetes Display, das aber dezenter ausfällt als beim Pixel 6. Der randlose Look funktioniert gut, wenn man von oben darauf schaut. Die Handhabung ist aber schwieriger, da man schnell ungewollt das Display berührt und sich dann wundert, warum sich das Gerät nicht bedienen lässt.
Das Pixel 7 hingegen sieht aus wie der Vorgänger, mit klaren Kanten. Der Rand um das Display ist sichtbar und könnte für meinen Geschmack eine Spur kleiner ausfallen, das ist aber kein großer Kritikpunkt. Ein bisschen störend empfinde ich den kleinen Spalt oben zwischen Display und Rahmen, in dem sich in der Tasche schnell Flusen verirren und festsetzen können.
Die Kamera
Das Herzstück von Googles Smartphones ist auch bei dieser Generation das Kamerasetup. Das reguläre Pixel ist mit einem 50-MP-Weitwinkel und 12-MP-Ultraweitwinkelsensor ausgestattet. Beim Pro-Modell ist außerdem ein 48-MP-Teleobjektiv verbaut. Damit erreicht man 10-fachen Zoom, indem ein Foto mit voller 50-Megapixel-Auflösung gemacht und auf 12,5 Megapixel beschnitten und verdichtet wird. Das Ergebnis ist sehr überzeugend, auch wenn man natürlich keine stechend scharfen Bilder erwarten kann.
Das Pixel 7 nutzt diese Methode ohne Teleobjektivlinse um einen passablen 2-fachen Zoom zu schaffen. Die Bilder wirken schnell verwaschen und rauschen, sobald man den Zoom aktiviert.
Normale Fotos mit den Haupt- und Ultraweitwinkelkameras sind wie gewohnt sehr ausdrucksstark und gesättigt. Das ist Geschmackssache, lässt sich aber in den Einstellungen und in der Bildbearbeitung zu einem natürlicheren Look ändern. Generell ist die Bildqualität bei beiden Geräten sehr hoch. Das sollte aber niemanden überraschen, denn Google warb immer schon mit der starken Kamera.
Der Actionmodus wurde beim Pixel 6a eingeführt und ist auch bei den neuen Geräten mit an Bord. Hier fokussiert man auf sich bewegende Motive. Die Software kreiert dann ein Bild, das das Motiv scharf im Fokus hat und dem Hintergrund eine künstlerische Dynamik gibt. Damit lässt sich viel Spaß haben, wirklich viel nutzen wird man das aber nicht.
Außerdem gibt es die Langzeitbelichtung, für die man ein Stativ verwenden sollte. Das sollte auch beim von mir sehr geliebten Astro-Modus zum Einsatz kommen. Dabei wird bis zu 4,5 Minuten der Nachthimmel belichtet und aus dem aufgenommenen Video ein Foto generiert.
Beim Kino-Modus werden Film-Aufnahmen mit künstlicher Tiefenunschärfe erstellt. Scharf dargestellt wird nur das Motiv, auf das man mit antippen am Display fokussiert. Das schafft coole Effekte, erfordert aber rechtzeitiges Reagieren, wenn umgeschärft werden soll.
Wie der Kino-Modus aussieht und wie rutschig das Pixel 7 Pro tatsächlich ist, haben wir in einem Feldversuch mal demonstriert:
Beim Porträtmodus funktioniert das intelligente Festlegen von Vorder- und Hintergrund nicht immer gut und sieht oft künstlich aus - beim Kino-Modus funktioniert das etwas besser. Bis Smartphone-Kameras tatsächlich eine Tiefenunschärfe simulieren können, wie man sie von Spiegelreflexkameras kennt, wird es wohl noch etwas dauern.
Im direkten Vergleich der beiden Geräte hat der Porträtmodus des Pixel 7 überraschend besser abgeschnitten. Das Pixel 7 Pro schafft zwar deutlich schärfere Aufnahmen, für meinen Geschmack waren die Farbtöne beim Pixel 7 aber besser ausbalanciert. Die 10,8-MP-Frontkamera der beiden Geräte ist eine Ultraweitwinkellinse, von der ich sehr überzeugt bin. Die Aufnahmen sind sehr scharf und das große Sichtfeld lässt auch Gruppenbilder gut gelingen.
Ich muss erwähnen, dass die Kamera-App bei beiden Geräten Probleme gemacht hat. Sie hat sich regelmäßig beim Öffnen und beim Wechseln zwischen den Modi aufgehängt und ist abgestürzt. Ich gehe allerdings davon aus, dass die App bis zum Verkaufsstart noch mit einem entsprechenden Update versorgt wird.
Bildbearbeitung
Die automatische Bildbearbeitung von Google hat wie immer einen sehr knalligen HDR-Look. Wer das nicht mag, kann selbst die vielen Tools nutzen, die Google zur Verfügung stellt. Der magische Radierer ermöglicht es, wie schon beim Pixel 6, Elemente automatisch aus Bildern zu entfernen. Das funktioniert gut, wenn man nicht genauer hinsieht. Zoomt man ins Bild, erkennt man deutlich die verwaschenen Spuren des entfernten Objekts oder der Person. Auf den ersten Blick erkennt man das allerdings nicht.
Neu ist auch, dass man nun nicht nur Gesichter nachträglich scharfzeichnen kann, sondern leicht verschwommene Fotos insgesamt verbessern kann. Sind die Bilder nicht zu stark verwackelt und haben klare Kontraste, dann klappt das überraschend gut. Cool ist, dass die Funktion mit dem Pixel 7 für alle Fotos in der Datenbank verfügbar ist, man muss sie nicht mit dem Pixel 7 geschossen haben.
Tensor G2 und Android 13
Beide Smartphones sind mit der zweiten Generation von Googles hauseigenem Tensor-Chip ausgestattet. Positiv ist die kurze Zeit, die das Gerät zur Ver- und Bearbeitung von Bildern und Videos benötigt. Meine beiden Geräte hatten aber bei verschiedenen Apps immer wieder Aussetzer. Wie bereits genannt hatte ich große Probleme mit der Kamera-App, aber auch Chrome ist mehrfach abgestürzt. System und Apps waren im Testzeitraum auf dem aktuellen Stand. Ich bin sicher, hier wird schleunigst nachgebessert.
Die aktuelle Android-13-Version ist für Pixel-User*innen nun schon eine Weile auf dem Markt. Auf den neuen Geräten ist ebenfalls die Stock-Variante installiert. Google ermöglicht es mit einem verbesserten Material You das Design der Geräte stärker zu personalisieren. Mehr zu Android 13 lest ihr hier.
Akku
Das Pixel 7 kommt mit einem 4.355-mAh-Akku, das Pro hat einen stärkeren 5.000-mAh-Akku. Bei erhöhtem Nutzungsverhalten musste das Pixel 7 abends schon in den Energiesparmodus wechseln und fiel unter 20 Prozent. Neben dem normalen Nachrichtenschreiben, Surfen und Social-Media-checken, schaue ich YouTube-Videos und spiele Pokémon Go. Natürlich verbraucht das viel Strom, aber im Vergleich zu Geräten, die ich schon länger im Gebrauch habe, musste ich mir regelmäßig Gedanken darüber machen, ob ich mit dem Akku noch über den Tag komme.
Das größere Pro scheint seine Energie besser auszubalancieren (mit reduzierter Displayauflösung). Hier waren am Abend noch sorglose 30 Prozent übrig.
Das Reverse-Charging funktioniert, Wunder sollte man sich davon nicht erwarten. Auch hier ist für mich das größte Ärgernis die rutschige Oberfläche. So kann es sein, dass meine Pixel-Buds-Ladehülle mit der Zeit vom Ladeplatz auf der Rückseite des Geräts wegmarschiert.
Biometrie
Der Fingerabdruckscanner ist unter dem Glasdisplay. Er funktioniert nur ok. Denn wenn ich das Gerät halte, werde ich den Daumen nie optimal darauf legen können und in 6 von 10 Fällen tippe ich dann doch wieder den PIN ein, weil es nicht funktioniert.
Google hat sich nun doch entschieden, Gesichtserkennung zu verwenden, aber nur ein bisschen. Man kann sein Gerät zwar entsperren, wichtige Aktionen wie Bezahlvorgänge funktionieren aber nach wie vor nur per Fingerabdruck oder PIN. Ich finde das in Ordnung, Sicherheit geht in diesem Fall vor.
Preis und Verfügbarkeit
Das Pixel 7 wird ab dem 17. Oktober offiziell zu einem Preis von 649 Euro verkauft. Das Pixel 7 Pro wird ab 899 Euro angeboten - jeweils mit 128 Gigabyte, für 256 GB werden 749 bzw. 999 Euro fällig. In Österreich bekommt man die Geräte immer noch nicht über den offiziellen Google-Store, sondern lediglich über Zwischenhändler - zumeist als Grauimport aus Deutschland. Auf Support oder Garantie seitens Google hat das in der Regel keine Auswirkungen.
Fazit
Die Pixel-Handys haben sich zurecht auf einem guten Nischenplatz positioniert. Das Pixel 7 und Pixel 7 Pro spielen zwar in der oberen Liga mit, wenn auch nicht bei den Ultra-Varianten der Konkurrenz. Dafür überschreiten die meisten anderen Hersteller mit ihren Spitzenmodellen die 1.000-Euro-Marke, während Google deutlich darunter bleibt. Verlockend sind natürlich die starke Kamera und das schlanke Stock-Android.
Allerdings ist das Design bei beiden Geräten nicht ideal ausgefallen. Das Pixel 7 liegt zwar gut in der Hand, der deutliche Rand ums Display könnte für einen Geschmack aber etwas schmaler ausfallen. Das Pro hingegen ist für kleine Hände ungeeignet. Die Gefahr es runterzuwerfen ist groß und das abgerundete Display macht die Bedienung manchmal ein wenig schwierig.
Der Wechsel von einem Pixel 6 auf ein Pixel 7 ist nicht sinnvoll, dafür sind die Unterschiede nicht groß genug. Wer nicht so viel Geld ausgeben möchte, ist auch weiterhin mit dem Pixel 6a sehr gut bedient. Das erhält man inzwischen für 399 Euro.
Möchte man sich ein neues Gerät kaufen und sucht eine starke Kamera, dann sind die Pixel-7-Geräte eine wirkliche Option. Google garantiert außerdem für 3 Jahre Updates zu liefern und 5 Jahre Sicherheitsupdates.