So macht man jedes Smartphone eSIM-fähig
Es scheint, als hätte das letzte Stündlein der physischen SIM-Karte geschlagen. Apple bietet in den USA bereits seit Jahren nur noch Geräte mit eSIM an und will Gerüchten zufolge auch in Europa auf physische SIM-Karten verzichten. Googles neuestes Smartphone, das Pixel 10, startet in den USA ebenfalls ohne physische SIM-Karte, andere Hersteller dürften folgen. Und auch Mobilfunker dürften künftig vermehrt Tarife anbieten, die ausschließlich mit einer eSIM funktionieren.
Die Vorteile von eSIMs liegen auf der Hand. Hersteller ersparen sich den Karteneinschub und können den dadurch freigewordenen Platz im Gerät anderweitig nutzen. Mobilfunker ersparen sich den Versand von kleinen Plastikkärtchen mit der Post. Zudem kann man mehrere eSIM-Profile auf einem Gerät speichern. Der Wechsel zwischen den einzelnen Profilen geschieht quasi auf Knopfdruck, was besonders für Grenzgänger und Vielreisende praktisch ist.
➤ Mehr lesen: Wie man eine SIM-Karte in eine eSIM umwandelt
Doch Nutzer von älteren und günstigeren Smartphones haben nichts davon. Denn unterstützt das Handy keine eSIM, muss man weiterhin mit den kleinen Plastikteilen herumhantieren - vorausgesetzt man hat ein spitzes Werkzeug zur Hand, mit dem man den Karteneinschub öffnen kann.
eSIM nachrüsten
Doch man kann diese Smartphones “nachrüsten”. Dafür muss man sich eine “physische eSIM” zulegen, die man wie die normale SIM-Karte einfach in das Handy steckt. Über eine dazugehörige App lassen sich dann die verschiedenen eSIM-Karten-Profile installieren und nutzen.
Auch für Smartphones mit bereits integrierter eSIM ist so ein Produkt sinnvoll. Oft kann man nämlich nicht - wie im Dual-SIM-Betrieb - 2 eSIMs gleichzeitig nutzen. Meist ist es aber möglich, eine physische SIM und eine eSIM gleichzeitig zu verwenden. Nutzt man eine physische eSIM, kann man das umgehen und sowohl das eSIM-Modul im Handy als auch den Chip auf der physischen Karte nutzen.
Was ist eine eSIM?
Eine eSIM (embedded SIM) ist eine digitale Version einer herkömmlichen SIM-Karte, die direkt in das Gerät eingebaut ist. Dadurch können Kunden einen Mobilfunkvertrag nutzen, ohne eine physische SIM-Karte einlegen zu müssen. Meist geschieht dies durch das Scannen eines QR-Codes.
Die physische eSIM-Karte schließt also die Lücke zwischen der herkömmlichen SIM-Technologie und dem aufkommenden eSIM-Trend. Im Grunde genommen beherbergt die Karte das eSIM-Profil (bzw. mehrere Profile) in einem physischen SIM-Kartenformat. So lassen sich eSIM-Tarife verwenden, ohne gleich ein neues Telefon kaufen zu müssen.
eSIM.me aus Deutschland
Ein Vorreiter auf diesem Gebiet ist das deutsche Unternehmen Telcovillage mit ihrem Produkt eSIM.me. Bereits seit 2021 bietet es physische eSIM-Karten an. Mittlerweile hat es auch eine überarbeitete Version im Angebot, die laut dem Unternehmenssprecher "innerhalb der EU" gefertigt wird.
Auf der Website kann man sich erkundigen, ob das eigene Smartphone eine solche physische eSIM unterstützt. Alternativ (und besser) kann man sich die App herunterladen (nur für Android verfügbar), die die Kompatibilität des Geräts direkt prüft.
eSIM.me bietet dabei 3 Varianten an: Die Single-Variante um 25 Euro funktioniert nur auf einem Gerät und kann bis zu 5 eSIM-Profile speichern. Die Multi-Variante für 40 Euro kann zwischen mehreren Geräten desselben Herstellers ausgetauscht werden und speichert bis zu 10 Profile. Am flexibelsten ist man mit der Omni-Variante, die bis zu 15 eSIM-Profile speichern kann. Diese Karte kann man beliebig zwischen mehreren Geräten verschiedener Hersteller hin- und hertauschen. Mit 70 Euro ist diese Variante auch die teuerste.
© Marcel Strobl
Die Einschränkungen sind softwareseitig auferlegt. Wer eine Karte in der Single-Variante kauft, kann diese gegen eine Gebühr auch aufwerten lassen.
➤ Mehr lesen: eSIMs für Reisen leiten Daten heimlich über China um
Um von einer physischen SIM-Karte auf eine eSIM zu wechseln, muss man sich an seinen Mobilfunkanbieter wenden. Dieser schickt dann einen QR-Code zu, mit dem sich die eSIM aktivieren lässt. Womöglich sind weitere Schritte nötig (etwa das Senden einer SMS mit einem bestimmten Zahlencode), die Aktivierung erfolgt allerdings meist in kurzer Zeit.
Stotternde App
Die dafür benötigte eSIM.me-App, mit der man etwa den QR-Code scannen muss, funktioniert dabei nicht immer einwandfrei. So muss man die App meistens 2 Mal öffnen, damit sie die bestehende Karte samt eSIM-Profl erkennt. Auch bei der Aktivierung hing die App hie und da, durch komplettes Schließen und erneutes Öffnen konnte die eSIM allerdings dennoch installiert werden.
Einfach QR-Code scannen...
© Marcel Strobl
... und schon wird das eSIM-Profil angezeigt.
© Marcel Strobl
Die Bedienung der App ist selbsterklärend. Über sie lassen sich auch eSIM-Tarife für verschiedene Reiseziele kaufen. Diese werden momentan über eine Tochterfirma von Telcovillage eingekauft und wieder verkauft. Ein Vergleich mit Touristen-Tarifen vor Ort oder Online-Anbietern wie Airolo lohnt sich daher. In Zukunft ist allerdings geplant, dass Mobilfunkanbieter ihre eSIM-Tarife direkt auf der Plattform von eSIM.me anbieten können.
Ist das eSIM-Profil erst einmal auf der Karte hinterlegt, ist auch ein Betrieb ohne App möglich. So kann man die Karte etwa schnell in ein Zweitgerät oder einen mobilen Router stecken, ohne zuerst die App herunterladen zu müssen. Das gilt allerdings nur für das teure Omni-Paket. Will man zwischen einzelnen eSIM-Profilen wechseln, ist allerdings wieder die Android-App nötig.
Damit soll bei der nächsten Generation, der eSIM.me 3.0, Schluss sein. Diese wird unabhängig vom Betriebssystem arbeiten können und so in allen Endgeräten, die einen SIM-Slot haben, ohne Einschränkungen funktionieren. Die überarbeitete Version soll Ende 2025 auf den Markt kommen.
Alternative eSIM-Anbieter
Mittlerweile gibt es nicht nur eSIM.me auf dem Markt für physische eSIMs. Unternehmen wie Eiotclub, JMP Chat und 9esim bieten (günstigere) Alternativen an. 9esim aus China bietet etwa bis zu 50 eSIM-Profile auf dem SIM-Adapter, der sowohl mit einer App, als auch via PC mit einem entsprechenden Lesegerät und einer quelloffenen Software programmiert werden kann. Preislich liegt das Angebot bei knapp 33 Euro (Lesegerät und Porto inklusive). Die physische Karte soll dabei laut Unternehmen aus Großbritannien stammen.
Auf iPhones kann man ebenso physische eSIM-Karten verwenden, auch wenn diese bereits mit einer integrierten eSIM ausgestattet sind. Das eSIM-Profil muss dabei aber auf einem Android-Gerät oder über ein spezielles Lesegerät eingerichtet werden.