So gefährlich sind die alten Akkus im Schrank
Viele kennen die Situation: Nach jahrelanger Vernachlässigung entdeckt man ein altes elektronisches Gerät und fragt sich, ob darin noch Batterien stecken und diese mittlerweile ausgelaufen sind. Doch wie sieht es mit alten Akkus aus, die möglicherweise fix in Geräten verbaut sind? Was kann mit denen alles passieren, wenn man sie verräumt und vergisst? Kann das eventuell sogar gefährlich für Menschen sein? Wir haben uns das genauer angesehen.
Frage des Zellentyps
Die häufigste Bauform in modernen Geräten ist der bekannte Lithium-Ionen-Akku. Üblicherweise sind Li-Ion-Akkus, wie sie kurz genannt werden, zuverlässig und sicher, hier und da kommt es jedoch aufrund von mechanischen Belastungen oder (noch seltener) Kurzschlüssen in den Akkus zu spontanen Entzündungen oder gar Explosionen. Lithium ist ein hochreaktives Metall. Kommt es mit Luft oder Wasser in Berührung, kann es zu heftigen chemischen Reaktionen kommen.
Aber auch bei längerer Lagerung gibt es ein gewisses Gefahrenpotenzial, erklärt Ilie Hanzu vom Institut für Chemische Technologien von Materialien der TU Graz. "Das ist abhängig von der Art der Akkuzelle. Es gibt Zellen, die können problemlos länger in einem nicht benutzten Gerät bleiben, andere Typen sind nicht so sicher." Als relativ sicher gelten laut Hanzu zylindrische Akkuzellen. Diese waren früher u.a. in Laptops weit verbreitet, werden aber zunehmend durch so genannte Pouch-Zellen ersetzt.
Gefahr Tiefentladung
Die rechteckigen, flachen Pouch-Zellen sind heute die erste Wahl für Smartphones, Tablets oder Laptops. Durch die darin verbauten dünnen Membranen steige die Gefahr einer Tiefentladung. Die vollständige Ausschöpfung der Kapazität eines Akkus ist generell nicht gut für diesen. Tritt die Tiefentladung einmal auf, kann es dazu kommen, dass sich Gas bildet, das den Akku aufbläht. Hanzu: "Ich habe vor kurzem einen Fall gesehen, wo ein Laptop, der sieben oder acht Jahre nicht benutzt wurde, wie ein Ballon aufgebläht war."
Dass ein solchermaßen aufgeblähter Akku Feuer fängt, ist weniger wahrscheinlich, meint Hanzu. Die austretenden Gase seien jedoch giftig für den Menschen. Kommt es zum Austritt von Gas aus einem Akku, sei der Geruch eindeutig bemerkbar. Schwierig könnte es jedoch sein, den Ursprung des Gasaustritts zu finden.
Richtige Lagerung
Beabsichtig man, ein Gerät mit Lithium-Ionen-Akku länger zu lagern, empfiehlt es sich den Akku - soweit möglich - auszubauen und gut geschützt zu lagern. Das bedeutet, der Akku sollte keiner großen Hitze und keiner Feuchtigkeit ausgesetzt werden. Um Kurzschlüsse zu verhindern, sollten auch die Pole des Akkus mit Klebeband abgedeckt werden. Rund um den Akku sollte man außerdem keine brennbaren Gegenstände oder Stoffe lagern.
Wie lange genau ein Gerät samt Li-Ion-Akku sorglos gelagert werden kann, das lässt sich laut Experte Hanzu schwer sagen. "Auch wenn sie ausgeschaltet sind, weisen Geräte eine unterschiedlich starke Selbstentladung auf. Akkus gibt es in unterschiedlicher Qualität. Bei hoher Qualität gibt es eine eher geringe Selbstentladung." Startet man einen alten Laptop nach einiger Zeit wieder und erhält die Mitteilung, dass der Akku kaputt ist, sollte man diese Warnung beachten, meint Hanzu. "Früher waren diese Angaben noch nicht so aussagekräftig, aber es gab große Fortschritte. Wenn ein Gerät heute davor warnt, dass der Akku beschädigt ist, kann man zu 99 Prozent darauf vertrauen."
Lebensdauer erhöhen
Will man die Lebensdauer seines gelagerten Akkus erhöhen, sollte man darauf achten, dass er nicht vollständig geladen, aber auch nicht vollständig entladen ist. "Mittlere Ladung ist am besten. Das ist ein sicherer Zustand", meint Hanzu. Klarerweise sei es aber in der Praxis oft schwierig, genau diesen Zustand herzustellen. Wird ein Gerät samt Akku nicht mehr benötigt, wird eine rasche und fachgerechte Entsorgung empfohlen.
Entsorgung
Für Lithium-Ionen-Akkus gibt es Sammelstellen, etwa auf den lokalen Mistplätzen. Keinesfalls entsorgt werden sollten Akkus - wie auch Batterien - im Restmüll. Abgesehen von der Gefahr, dass giftige Inhaltsstoffe in die Umwelt gelangen, sei auch eine gewisse Explosionsgefahr bei der Müllentsorgung gegeben, meint Ulrike Volk von der Wiener MA48: "Im Müllwagen wird der Abfall verdichtet, da gibt es hohe mechanische Beanspruchungen." Am Mistplatz werden Li-Ion-Akkus laut Volk in speziellen Metallbehältern verwahrt, die mit dem Brandschutz-Material Vermiculit gefüllt und mit einem Druckventil ausgestattet sind.
"Generell gilt bei Geräten mit Lithium-Ionen-Akkus: Bitte nicht daheim vergessen, nicht im heißen Auto lassen und Beschädigungen vermeiden", meint Volk. Obwohl man heute von Lithium-Ionen-Akkus umgeben sei, gebe es oft nur ein gering ausgeprägtes Bewusstsein dafür, welche Probleme die Energiespeicher verursachen können.