Was Solardachziegel bringen
Wer eine Photovoltaikanlage auf seinem eigenen Hausdach haben will, muss üblicherweise Halterungen anbringen und PV-Module darauf montieren lassen. Wenn man die geeigneten Fachkräfte dafür findet, ist das relativ einfach, das Endresultat ist allerdings deutlich sichtbar. Es gibt aber auch dezentere Alternativen: Abdeckungen, die die Funktionen von Dach und PV-Anlage gleichermaßen erfüllen.
Tesla war nicht Erster
Einer größeren Öffentlichkeit wurde die Existenz dieser Alternative möglicherweise erst klar, als Tesla 2016 sein "Solar Roof" präsentierte. Ein Dach voller Solardachziegel kombiniert mit einem großen Lithium-Ionen-Akku sollte Haushalten mehr Unabhängigkeit und Sicherheit bei der Stromversorgung verschaffen. Eigentlich gibt es Solardachziegel aber schon länger. Ende der 90er-Jahre wurden die ersten Produkte auf den Markt gebracht. Der Versuch, eine kleine Nische zu füllen, scheiterte oftmals an den damals noch hohen Kosten und der geringeren Effizienz der PV-Module. Mit dem Fortschritt der Technik wuchs das Angebot aber wieder.
Heute gibt es Produkte in verschiedenen Größen, von kleinen Solardachziegeln über größere Solardachplatten bis hin zu so genannten Indach-Solaranlagen. Dabei bilden Solarmodule in Normalgröße (1 mal 1,70 Meter) einen Teil der Dachbedeckung. Bei Solardachziegeln und -Platten gibt es viele verschiedene Designs. Einige sind äußerlich nicht von gewöhnlichen Dachabdeckungen zu unterscheiden. Genau darauf legen auch viele Menschen Wert, die sich für eine Alternative zu einer Aufdach-Anlage entscheiden.
Aussehen vorrangig
Der größte Vorteil sei tatsächlich ästhetischer Natur, sagt Fabian Janisch vom Bundesverband Photovoltaic Austria. "Ein weiterer Vorteil ist, dass man die Montage von Dachabdeckung und PV-Anlage in einem Aufwasch erledigen kann." Für Dachdecker*innen und Spengler*innen sei dies angenehm, sagt Jürgen Jungmair, Marketing-Leiter des Herstellers Prefa. "Unser Produkt wird wie ein normaler Dachziegel verlegt." Im Gegensatz zu aufgeständerten Modulen müsse auch keine Dachdurchdringung für Kabel geschaffen werden. "Die Kabelstränge sind hinter dem Dach."
Solardachziegel oder Solardachplatten sind üblicherweise mit Verbindungen ausgestattet, die beim Verlegen an bereits montierte Ziegel oder Platten angesteckt werden. Auf einem ganzen Dach kommen auf diese Weise viele Steckverbindungen und viele Fehlerquellen zusammen. "Dass bei vielen kleinen Steckern langfristig Probleme auftauchen können, ist realistisch", sagt Janisch. Solardachziegel sind auf eine Lebensdauer von 30 bis 40 Jahren ausgelegt.
Jungmair sieht dies weniger als Problem. "Jede Reihe verlegter Solardachplatten wird mit einem Spannungsprüfer gemessen. Auch wenn es im Betrieb zu einem Defekt kommt, kann man betroffene Teile schnell identifizieren, etwa mit einer Wärmebildkamera. Einzelne Platten lassen sich auch nachträglich austauschen." Was die Robustheit gegenüber Unwettern anbelangt, braucht man sich eher keine Sorgen machen. Die Produkte entsprechen durchwegs der höchsten Hagelwiderstandsklasse (5).
Teurer als Aufdach-Anlage
Solardachziegel sind klarerweise teurer als normale Dachabdeckungen aus Ton, Metall, Faserzement etc. Der Stückpreis beginnt bei etwa 25 Euro. Obwohl man sich Zusatzkosten für Aufständerung und PV-Module inklusive Montage spart, fällt der Gesamtpreis im Schnitt etwas höher aus als bei einem herkömmlichen Dach plus Aufdach-Anlage. Die unauffälligere Ästhetik hat also ihren Preis. Üblicherweise werden dachintegrierte Lösungen bei Neubauten oder kompletten Dachsanierungen gewählt. "Wenn Kund*innen ein intaktes Dach haben, dann reißen sie das selten auf", sagt Jungmair.
Die Nachfrage nach Solardachplatten sei hoch, in den vergangenen Jahren sei aber auch das Interesse an Unterkonstruktionen für Aufdach-PV-Anlagen enorm gestiegen. Laut Janisch sind keine konkreten Verkaufszahlen bekannt. Im Vergleich zu Aufdach-Anlagen kommen Solardachziegel und Solardachplatten aber noch deutlich seltener zum Einsatz. Hersteller aus Österreich und Deutschland bedienen den Markt hauptsächlich. Teslas Solar Roof ist hierzulande immer noch nicht erhältlich. In den USA ist das Produkt angeblich bereits auf 500.000 Häusern installiert.
Fakten
Leistung
Solardachziegel kommen pro Quadratmeter auf geringfügig weniger Leistung als durchgängige Solarmodule: ca. 160 Watt verglichen mit 180 W. Solardachplatten liegen mit ca. 170 W dazwischen.
Anpassungsfähigkeit
Solarmodule lassen sich nicht abschneiden. Mit kleineren Modulen kann man die Form der Dachfläche besser füllen.