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Vergleichstest: Tolino shine 2 HD vs. Kindle Paperwhite

Wer braucht noch E-Reader? Diese Frage war zuletzt häufiger zu hören. Von "jämmerlichen Verkaufszahlen" war die Rede, auch über das bevorstehende Aus für die Lesegeräte wurde gemunkelt. So schnell wird es aber nicht gehen. Es gibt nach wie vor gute Gründe E-Reader zu verwenden.

Im Unterschied zu Tablets oder PCs bieten E-Reader den nicht zu unterschätzenden Vorteil, dass sie ein papierähnliches Leseerlebnis bieten und das Auge nicht unnötig belasten. Man kommt auch nicht dauernd in Versuchung E-Mails abzurufen, oder auf Facebook oder Twitter nach neuen Postings zu suchen. Gängige Geräte verfügen zwar über einen Web-Browser, verwenden wird man ihn wegen dem ruckeligen Bildaufbau und zahlreicher anderer Schwächen aber allenfalls aus Selbsthass.

Langlebig

Die zuletzt rückläufigen Verkaufszahlen haben wohl auch damit zu tun, dass sie vergleichsweise langlebig sind. Vom Display abgesehen, sind Technologiesprünge eher rar. Man braucht nicht immer das jüngste Modell und muss sein Gerät nicht mit jeder neuen Generation austauschen.

Wir haben den Tolino shine 2 HD und den Kindle Paperwhite von Amazon getestet. Beide sind in der Preisklasse um 120 Euro angesiedelt und wohl der "Economy-Class" unter den E-Readern zuzurechnen. Die Geräte kommen ohne zusätzlichen Schnickschnack aus. Sie konzentrieren sich auf das Wesentliche, nämlich das Lesen.

Display und Beleuchtung

Sowohl der Kindle Paperwhite als auch der Tolino shine 2 HD verfügen über einen 6-Zoll-Bildschirm mit einer Auflösung von 1448 x 1072 Pixel, was einer Pixeldichte von 300 ppi entspricht. Zum Einsatz kommt bei beiden Geräten ein E-Ink Carta-Display mit integrierter Beleuchtung, das sich durch ein hohes Kontrastverhältnis auszeichnet.

Die Buchstaben erscheinen bei beiden Geräten gestochen scharf. Die Beleuchtung lässt sich beim Kindle Paperwhite um eine Spur mehr herunterdämmen. Dreht man die Beleuchtung hoch - etwa bei hell beleuchteten Räumen - weist der Amazon-Reader Vorteile auf. Er lässt sich deutlich heller einstellen als sein deutscher Konkurrent und bietet ein im direkten Vergleich ein angenehmeres Leseerlebnis.

Die Verarbeitung ist bei beiden E-Readern sehr solide, der Tolino schmiegt sich ein wenig weicher in die Hand. Er ist mit mit einem Gewicht von 184 Gramm auch um mehr als 20 Gramm leichter als der Kindle Paperwhite (WLAN-Version 205 Gramm). Der Tolino ist mit Maßen von 164,2 x 113,5 x 9,3 mm geringfügig kleiner als der Kindle (169 x 117 x 9,1 mm).

Der tatsächlich nutzbare interne Speicher ist beim Kindle mit drei GB höher als beim Tolino (zwei GB), beide Anbieter stellen aber auch kostenlosen Cloud-Speicher für gekaufte Titel zur Verfügung. Beim Tolino beträgt er 25 GB, beim Kindle ist er für bei Amazon bezogene Inhalte kostenlos. Beide Geräte verfügen über WLAN (802.11 b/g/n), der Kindle Paperwhite wird für einen Aufpreis von 50 Euro auch mit einer 3G-Version angeboten. Die Akku-Laufzeit wird in beiden Fällen mit mehreren Wochen angegeben, überprüft werden konnte dies aufgrund der langen Zeitspanne im Test nicht.

Bedienung

Sowohl der Tolino als auch der Kindle lassen sich intuitiv bedienen. Die Lade- und Reaktionszeiten erscheinen beim Kindle geringfügig kürzer, beim Tolino bekommt man ab und an auch ein "Bitte warten" zu sehen.

Anders als der Paperwhite verfügt der Tolino über einen "Home"-Button, der an der unteren Umrandung des Bildschirms angebracht ist. Beim Kindle kann man die Startseite, die ebenso wie beim Tolino über eine Übersicht der eigenen Bibliothek und einem Zugang zum E-Book-Shop verfügt, aus einem Buch heraus nur über das Kontext-Menü ansteuern, was zwei Klicks auf dem Touchscreen bedingt.

Software und Funktionen

Beide Geräte verfügen über die bei gängien E-Readern üblichen Funktionen, wie etwa Sammlungen, Auswahl von Schriftgröße und Schrifttyp, Notizen, Markierungen, Wörterbücher und Übersetzungsfunktionen. Die Amazon-Software bietet darüber hinaus das Nachschlagen von Wörtern in der Wikipedia sowie das Teilen von Inhalten über Facebook und Twitter an. auch die Übersetzungsmöglichkeiten sind umfangreicher. Neben den wichtigsten europäischen Sprache werden beim Kindle etwa auch Übersetzungen ins Chinesische (vereinfacht und traditionell), ins Japanische und ins Koranische angeboten.

Beim Kindle gibt es darüberhinaus auch noch das Statistik-Tool X-Ray, das - so es von den E-Books unterstützt wird - etwa die Häufigkeit in der bestimmte Personen oder Begriffe in dem E-Book vorkommen ausweist, einen Vokabeltrainer sowie die Funktion Wordwise, die Definitionen und Synonome für schwierige Wörter anzeigt, ohne dass der Lesefluss gestört wird.

Formate

Bei den unterstützten Formaten stehen sich die beiden Geräte diametral gegenüber. Auf dem Tolino lassen sich das im deutschsprachigen Raum weit verbreitete Format EPUB, PDF und TXT lesen. Bei kopiergeschützten EPUB-Files, die seltener werden, ist eine Adobe ID notwendig. Der Kindle Paperwhite unterstützt die Formate AZW 3, AZW, ungeschützte MOBI, PRC, DOC DOCX, JPEG, GIF, PNG und BMP. NIcht jedoch das EPUB-Format, das in Österreich mit Adobe DRM bei öffentlichen Bibiliotheken zum Einsatz kommt.

Vom Sortiment her stehen die dem Tolino verbundenen Händler (in Österreich Thalia und Weltbild ) bei deutschsprachigen Titeln Amazon um nichts nach. Bei englischsprachigen E-Books hat Amazon klar die Oberhand. Beim Tolino können Einkäufe bei den unterstützten Händler in einer Bibliothek zusammengeführt werden. Beim Kindle dreht sich alles um Amazon. Bei beiden Systemen können PDFs und Dateien in unterstützten Formaten per USB-Kabel auf die Geräte gespielt werden.

Fazit

Der Tolino shine 2 HD und der Kindle Paperwhite sind sich in vielen Punkten ebenbürtig. Bei der Display-Beleuchtung liegt eindeutig der Kindle vorne. Die Amazon-Software bietet - mit dem Vokabeltrainer, X-Ray und Wordwise - mehr Funktionen als ihr Tolino-Pendant. Die Grundfunktionen werden aber auch vom Tolino souverän abgedeckt. Der Tolino hat den Vorteil, dass sich damit auch E-Books aus öffentlichen Bibliotheken ausleihen und E-Books von mehreren Händlern kaufen und in einer Bibliothek zusammenführen lassen. Preislich gibt es keinen Unterschied, beide E-Reader kosten rund 120 Euro. Wer sich einen neuen E-Reader kaufen will, der wird von keinem der beiden Geräte enttäuscht werden.

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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