Videohelm für 3D-Kino: Sony HMZ-T1 im Test
Es klingt wie die perfekte Lösung: Während die bessere Hälfte allabendlich den Flat-TV beansprucht, um ja nicht die neuesten Casting Shows zu verpassen, kann man auf der Couch daneben sitzen und Blu-rays oder Videospiele in 3D und Surround Sound genießen – ohne das Gekrächze von Möchtegern-Sängern sehen und hören zu müssen. Möglich ist dies durch Sonys HMZ-T1 (UVP 799 Euro). Die Idee dahinter ist ein All-In-One-Heimkinohelm, der sowohl Bild als auch Ton in ein Gerät bringt, das im Grunde jede Quelle wiedergeben kann, die einen HDMI-Ausgang hat. Die futurezone hat den HMZ-T1 getestet.
Anschließen
Das HMZ-T1 besteht aus zwei Komponenten: dem Gerät, das am Kopf getragen wird und der Settop-Box, die das eingehende HDMI-Signal verarbeitet. Die kleine Settop-Box kommt an die Steckdose. Sie hat einen HDMI-Eingang und einen –Ausgang. Am HMDI-Eingang wird das Gerät (Blu-ray-Player, Spielkonsole, PC) angeschlossen, das über den HMZ-T1 wiedergegeben werden soll. Über den HDMI-Ausgang kann man die Box mit dem ursprünglichen Ausgabegerät (Beamer, Flat-TV, Monitor) verbinden – ein HDMI-Kabel hierfür ist mitgeliefert. Das ermöglicht einen Pass-Through-Mode.
Ist der Videohelm deaktiviert, lässt die Box das Signal durch. Dadurch kann das HMZ-T1 angesteckt bleiben, bis man es braucht Ist es nicht eingeschaltet, kann man ganz normal mit der PS3 über den Flat-TV spielen. Da die Box relativ kompakt ist, kann man bei Bedarf auch einfach das HMZ-T1 und die PS3 oder Xbox360 schnappen und in ein anderes Zimmer gehen. Der Videohelm wird mit einem einzigen Kabel mit der Box verbunden. Über dieses Kabel wird der Helm mit Strom und dem Video- und Audiosignal versorgt. Das Kabel hat in etwa den Durchmesser eines USB-Kabels, ist dadurch recht flexibel und gut drei Meter lang.
Anpassen
Das Anpassen des HMZ-T1 nimmt am meisten Zeit in Anspruch. An der Oberseite ist ein Plastik-Band, das oben auf dem Kopf aufliegt und in der Länge verstellt werden kann. Da es Plastik und ungepolstert ist, ist es nicht sonderlich bequem. Das Band an der Rückseite kann ebenfall in der Länge verstellt werden und ist aus Gummi. Es liegt am Hinterkopf an. Beide Bänder sind mit einem Plastikgestell verbunden, das weiter hinein- oder hinausgeschoben werden kann. Dadurch liegt dann die Videobrille enger oder loser am Gesicht an. Durch die Abstandsjustierung kann das HMZ-T1 auch so eingestellt werden, dass es für Brillenträger geeignet ist. Die zwei On-Ear-Kopfhörer können ebenfalls herausgezogen, sowie gekippt werden. Diese liegen relativ bequem am Ohr an.
Damit der HMZ-T1 richtig und möglichst schmerzfrei sitzt, sollte das Hauptgewicht auf dem Hinterkopf ruhen und nicht auf der Nase. Dieser Empfehlung von Sony sollte man ernst nehmen, denn der Nasenbereich des HMZ-T1 ist kaum gepolstert. Liegt die Videobrille also auf der Nase auf, wird es recht schnell schmerzhaft. Zudem sollten auch die beigelegten Gummi-Abdeckklappen angesteckt werden. Diese reduzieren das einfallende Licht von der Unterseite, was sonst beim Spielen oder Filme schauen irritieren würde – speziell bei der Wiedergabe von 3D-Inhalten.
In der Praxis ist es nicht möglich das HMZ-T1 so zu justieren, dass man vergisst, dass man es nicht spürt. Am Bequemsten ist es, wenn man auf der Couch sitzt und den Kopf nach hinten auf die Lehne legt. Dadurch zieht das Gewicht des HMZ-T1 nicht den Kopf nach vorne und liegt am Gesicht und nicht auf der Nase an. Aber auch in dieser Lage sollte man nach etwa zwei Stunden eine Pause einlegen, um der Halsmuskulatur und den Augen eine Pause zu gönnen.
Bild und Ton
Sitzt der HMZ-T1 so wie er sollte, kann man es mit dem Einschaltknopf an der Unterseite der Videobrille einschalten. Gleich daneben ist ein Vier-Wege-Kreuz zur Navigation durch das Menü des HMZ-T1 und die Lautstärke-Tasten. Vor dem linken und rechten 0,7-Zoll-Display befindet sich ein Schieberegler. Mit diesem wird der Abstand zwischen dem linken und rechten Display reduziert oder erhöht.
Durch den geringen Augenabstand der zwei Displays entsteht der Eindruck, als würde man einen riesigen Bildschirm anschauen. Sonys Angaben zufolge entspricht das einer Kino-Leinwand mit 19 Meter Diagonale, die man aus 20 Meter Entfernung anschaut. Durch die getrennten Displays mit einer Reaktionszeit von 0,01 Millisekunden ist außerdem eine extrem gute 3D-Darstellung möglich, gänzlich frei von Ghosting und anderen negativen Effekten, die man aus 3D-Kinofilmen kennt. Auch ein Flimmern oder eine Verdunkelung des Bildes, wie es bei Flat-TVs mit Shutter-Brillen vorkommen kann, gibt es nicht. Falls das Wiedergabegerät keinen eigenen 3D-Modus hat, kann im Menü des HMZ-T1 manuell auf die 3D-Wiedergabe, etwa im Side-by-Side-Verfahrung, umgeschaltet werden. Dies ist etwa bei bestimmten Xbox360-Games nötig.
Da die beiden Displays die OLED-Technologie nutzen, ist die Wiedergabe sehr farbkräftig und kontrastreich. Besonders Videospiele und Animationsfilme kommen so besonders gut zur Geltung.
Der virtuelle Surround Sound der Kopfhörer funktioniert überraschend gut. Die verschiedenen Surround-Profile des HMZ-T1 erzeugen allerdings fast immer einen künstlichen Hall. Nur in der Einstellung „Pure AV“ war dieser nicht zu hören, weshalb diese für die Wiedergabe zu empfehlen ist. Akustische Wunderleistungen darf man sich aber nicht erwarten. Die Klangqualität ist für Actionspiele und Filme gut, bei sanften Tönen und Konzert-Blu-rays sind aber deutliche Schwächen hörbar. Die Kopfhörer sind nicht abnehmbar und auch einen Extra-Audio-Ausgang bietet der HMZ-T1 nicht.
Keine perfekte Wiedergabe
Obwohl die Displays jeweils eine Auflösung von 720p haben, kommt vor, dass man einzelne Pixel entdeckt. Bei Filmen ist das kaum der Fall, aber bei manchen Spielen sieht man sie. Das Problem dabei ist, dass, wenn man sie mal entdeckt hat, ständig sieht – auch wenn man gar nicht darauf achten will.
Ein weiterer Störfaktor ist, dass nie das gesamte Bild scharf ist. An den linken und rechten Rändern ist das Bild unscharf. Die einzige Lösung ist, die Displays weiter auseinander zu schieben, wodurch aber die Mitte unscharf wird. Bei Filmen und Spielen, bei denen man hauptsächlich in die Mitte schaut (Rennspiele, Shooter, Third-Person-Action-Games) ist das eigentlich kein Problem, da durch die schnellen Bewegungen die seitliche Unschärfe einem Motion Blur gleichkommt. Bei Sport-Spielen, wie PES (Fußball), Madden (Football) oder Top Spin (Tennis) fällt es aber umso störender auf, da die Anzeigen hier meist an den Rändern und dadurch verschwommen/unscharf sind.
Die dritte optische Störung ergibt sich durch das gewölbte Glas vor den OLED-Displays. Sieht man genau hin, ist das Bild horizontal nicht völlig gerade. An der linken und rechten oberen Ecke geht es mit einer Kurve leicht nach unten. Auch hier gilt wieder: Solange man nicht darauf achtet, stört es nicht, aber hat man es einmal entdeckt, kann man nicht mehr wegschauen.
Keine wirkliche Störung aber etwas irritierend ist, dass sich das Bild mitbewegt, wenn man den Kopf nach links oder rechts kippt. Blickt man auf einen Flat-TV, gleicht das Gehirn die Kopfneigung aus. Hat man aber das HMZ-T1 auf und kippt den Kopf nach rechts, ist auch das Bild entsprechend schief. Das heißt: Kopf immer schön gerade halten.
Fazit
Der HMZ-T1 erfüllt seinen Zweck, wenn auch nicht so gut wie erhofft. Was der HMZ-T1 aber besser kann als alle anderen ist die Darstellung der 3D-Effekte. Hier kann weder Shutter- noch Polarisationsbrille noch brillenloses 3D mithalten.
Als Gadget und Ersatz für den Zweit-Flat-TV, den man nur für Blu-rays und Videospiele verwenden würde, ist er zwar gut, aber mit 800 Euro doch etwas über der finanziellen Schmerzgrenze. Denn um 700 Euro bekommt man bereits 3D-taugliche Flat-TVs von Sony und Samsung mit 40 Zoll Bildschirmdiagonale.