Volksoper Wien experimentiert mit digitalen Programmheften
Die Volksoper Wien will die Möglichkeiten des digitalen Zeitalters besser nutzen und bietet seit einigen Monaten Programmhefte in digitaler Form für Smartphones und Tablets an. Diese bieten nicht nur Informationen zur jeweiligen Produktion in Wort und Bild, sondern sind auch mit eigens dafür produzierten Video-Clips versehen.
Einstimmung auf Opernabend
„In unserer schnelllebigen Zeit können sich die meisten Leute kaum mehr auf einen Opernabend vorbereiten. Die Idee ist , dass man sich das digitale Programmheft schon auf dem Weg zur Volksoper herunterladen kann und in 15 Minuten in der Straßenbahn oder U-Bahn einen kompakten Überblick über das Werk und die beteiligten Künstler bekommt“, erklärt Christoph Ladstätter, kaufmännischer Geschäftsführer der Volksoper im Gespräch mit der futurezone.
Die dazugehörige App ist kostenlos für Apple iOS im Appstore sowie für Android-Geräte im Google Play Store verfügbar. Die digitalen Programmhefte kosten jeweils 89 Cent und somit knapp zwei Euro weniger als das gedruckte Abendprogramm. Ladstätter zufolge sind die Download-Zahlen der Apps – neben den Programmheften hat die Volksoper auch eine kostenlose Volksopernzeitungs-App (iOS-Link) im Angebot – derzeit noch bescheiden. Das sei aber ohnehin nicht das erste Ziel gewesen. Wichtiger sei, dass man bei der Entwicklung von Anfang an dabei sei und die Chancen neuer Medien optimal nutzen könne.
Kein Mitlesen während der Vorstellung
Die Gefahr, dass viele Leute während der Vorstellung im Dunkeln ihr Programmheft amleuchtenden Handy-Display lesen, sieht Ladstätter nicht: "Mittlerweile sind die Leute, was Handys in der Vorstellung betrifft, recht zivilisiert, vor allem bei uns. Programmhefte wurden ja schon bisher eher vor und nach der Vorstellung bzw. in der Pause gelesen. Wenn die Vorstellung einmal läuft, sind die Leute im Normalfall ohnehin vom Geschehen auf der Bühne gefesselt." Der Trend zu mobilen technischen Begleitern wie Smartphones und Tablets sei aber ohnehin nicht aufzuhalten, ein Opernhaus müsse sich dem stellen. "Von der Staatsoper weiß ich, dass es manchmal zu Beschwerden im Publikum kommt, weil Besucher auf ihren Tablets die Partitur im Dunkeln mitlesen," so Ladstätter.
Auch sonst will die Volksoper die neuen Medien nutzen, um etwa auch neue Bevölkerungsgruppen anzusprechen, die sonst nicht in ein Opernhaus gehen. Neben der mittlerweile obligatorischen Facebookpräsenz produzierte die Volksoper etwa ein sogenanntes Flashmob-Video am Westbahnhof mit Ausschnitten aus der Carmina Burana, das mittlerweile über 1,6 Millionen Mal auf YouTube aufgerufen wurde. "Die neuen Kommunikationsmöglichkeiten sind spannend, weil man mit vergleichsweise wenig Aufwand eine unglaubliche Multiplikation und sehr viele Menschen erreichen kann", sagt Ladstätter.