Von Apple bis X Shock: Acht kabellose In-Ear-Kopfhörer im Test
Hinter den etwas sperrigen Namen „True Wireless In Ear Headphones“ steckt die Kategorie an Kopfhörern, die derzeit die Ohren zahlreicher User erobert. Salonfähig wurden die kabellosen Kopfhörer durch Apples , die Ende 2016 erschienen sind.
Die Pionierarbeit dazu hat aber die deutsche Firma Bragi mit den „The Dash“ geleistet, die schon ein Jahr zuvor auf den Markt gekommen sind. Bragi hat auf mehrfache Anfragen der futurezone nicht reagiert, weshalb kein Modell dieses Herstellers beim Test dabei ist.
Akku in der Hülle
Die True Wireless In Ear Headphones sind alle nach dem gleichen Prinzip aufgebaut. Die Kopfhörer sind völlig kabellos und benötigen deshalb zur Funktion einen
Akku und Bluetooth. Zum Laden werden sie in die mitgelieferte Hülle gegeben. Diese hat ebenfalls einen Akku eingebaut. Der Akku der Hülle lädt die Akkus der Kopfhörer. Der Hüllen-Akku wird mit einem üblichen Netzstecker, meist per Micro-USB-Kabel, aufgeladen.
Werden die Kopfhörer nicht verwendet, sollte man sie in die Ladehülle geben. So geht man sicher, dass sie immer geladen sind. Außerdem ist die Chance einen der beiden Kopfhörer zu verlieren geringer. Allerdings sollte man nicht vergessen die Hülle regelmäßig zu laden. Je nach Akkuleistung könnte man das zb. jeden Sonntag oder jeden Mittwoch und Samstag machen, um nicht darauf zu vergessen und deshalb die Kopfhörer nicht nutzen zu können.
Bluetooth-Verbindung
Die Verbindung zum Smartphone erfolgt per Bluetooth. Alle getesteten Kopfhörer sind zu iOS und
Android kompatibel. Sie lassen sich auch mit anderen Geräten per Bluetooth verbinden, wie etwa dem Notebook. Dann funktionieren aber möglicherweise nicht alle Steuerungsfunktionen, die per Touchgesten oder Tasten an den Kopfhörern genutzt werden.
Alle Kopfhörer im Test können auch als Headset zum Telefonieren genutzt werden. Und nahezu alle sind dabei schlecht. Das liegt ua. daran, dass einige nur ein Mikrofon haben und deshalb Umgebungsgeräusche nicht ausreichend rausfiltern. Außerdem wird bei vielen die Stimme des Gesprächspartners nur in einem Kopfhörer wiedergegeben.
Testbedingungen
Alle Kopfhörer wurden mehrere Wochen im Alltag getestet. Die Headphones, die dafür geeignet sind, wurden auch beim Sport getragen. Die Bewertung der Kopfhörer erfolgt von 0 bis 5 Punkten, wobei 5 die Höchstwertung ist.
Bei der Verbindungsqualität ist die Ausfallsicherheit ausschlaggebend. Viele der Kopfhörer haben Aussetzer, wenn man sich in der Nähe von stark befahrenen Straßen aufhält. Wer in der Stadt viel zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs ist, wird sich darüber besonders oft ärgern. In besonders schlimmen Fällen wurden die Kopfhörer mit mehreren Smartphones verschiedener Hersteller getestet, um dies als Fehlerursache auszuschließen. Ebenfalls fließt in diese Wertung ein, wenn es eine merkbare Verzögerung zwischen Bild und Ton beim Abspielen von Videos am Smartphone gibt.
Beim Tragekomfort geht es darum, wie bequem die Kopfhörer im Ohr sitzen, auch bei längerem Tragen. Ebenfalls wichtig ist der sichere Halt im Ohr. Da die Headphones nicht verkabelt sind, wäre es schade ums Geld, wenn er aus dem Ohr und in den Kanal fällt.
Wie gut ein Kopfhörer klingt, hängt natürlich auch von den Präferenzen des jeweiligen Users ab. Im Test wurde deshalb darauf geachtet, nicht primär das Soundprofil zu bewerten, sondern allgemein gültige Indikatoren für guten Klang: Ist der Bass zu schwach oder zu kräftig, sind die Höhen überspitzt, gibt es Scheppern, etc.
Der Gesamteindruck ist schließlich eine Kombination aus allen Kriterien. Das Design haben wir in diesem Test nicht extra bewertet, da Schönheit bekanntlich im Auge des Betrachters liegt. In den Einzel-Abschnitten zu den Kopfhörern nehmen wir, sofern es relevant ist, Stellung zum Design der Headphones.
Apple AirPods
Der strittigste Punkt bei den AirPods ist das Design: Der Vergleich mit dem Bürstkopf einer elektrischen Zahnbürste ist nicht allzu weit hergeholt. Trotz des Aussehens sitzen sie sicher im Ohr. Wer mit den klassischen kabelgebundenen EarPods kein Problem hat, wird auch die AirPods akzeptabel finden: Sie sind weder besonders bequem noch unbequem.
Der Sound ist ausgewogen mit klaren Höhen und unaufdringlichen Bass. Insgesamt klingen sie etwas besser als die Kabel-Apple-Kopfhörer. Durch die nur mäßige passive Dämpfung muss man in manchen Umgebungen lauter Musik hören, als man es sonst eigentlich machen würde.
Die Verbindung mit Apple-Geräten ist einfach und unkompliziert. Mit Android ist es zwar auch möglich, allerdings wird die Verbindung nach dem Koppeln nicht automatisch hergestellt, was lästig ist. Die Gestensteuerung an den Ohrhörern funktioniert unter Android ebenfalls. Von allen Kopfhörern im Test bieten die AirPods die beste Qualität beim Telefonieren, die aber immer noch verbesserungswürdig ist.
Fazit: Gemessen an der Klangqualität ist der Preis mit 179 Euro eher hoch angesetzt. Für Apple-User sind die EarPods aber die bequemste Lösung, solange man mit dem markanten Design Leben kann.
B&O Beoplay E8
Die E8 sind die teuersten Kopfhörern im Test, aber auch die elegantesten (hier im Einzeltest). Das Design ist minimalistisch, ebenso wie das der Ladehülle. Dafür drücken sie unangenehm im Ohr. Trotz der vier mitgelieferten Einsätze konnte keine zufriedenstelle Lösung gefunden werden.
Noch schlimmer ist es bei der Verbindung. Es kommt sehr oft zu Aussetzern in Straßennähe. Beim Abspielen von YouTube-Videos gibt es bis zu einer halben Sekunde Verzögerung. Zudem wird die Bluetooth-Verbindung nicht automatisch hergestellt, wenn die Kopfhörer aus der Hülle genommen werden.
Die passive Dämpfung ist sehr gut, was User freuen wird, die sich beim Musikhören von der Außenwelt abkapseln wollen. Mit dem Pass-Through-Modus können die per Mikrofon aufgenommenen Außengeräusche nach Innen geleitet werden, um die Umgebung hörbarer zu machen. Das macht etwa im Verkehr Sinn.
Beim Sound ist der Bass zu stark und die Höhen klirren. In der App kann der Sound angepasst werden, was es etwas besser, aber nicht optimal macht.
Fazit: Aufgrund der Verbindungsprobleme und des nur mäßigen Komforts ist der Preis mit 299 Euro viel zu hoch.
Bose SoundSport Free
Sie sind die größten und schwersten Kopfhörer im Test und gleichzeitig aber auch die bequemsten (hier im Einzeltest). Dieses Kunststück schaffen die SoundSport Free nicht nur im Alltag, sondern auch beim Laufen und Krafttraining. Nur Schwimmen sollte damit nicht, da sie nur wassergeschützt, nicht aber wasserdicht sind. Ein Run im Regen macht ihnen aber nichts aus.
Der Nachteil der Bequemlichkeit: Die passive Dämpfung ist sehr schwach. Gleichzeitiger Vorteil ist, dass man beim Laufen genug von der Umgebung mitkriegt. In der U-Bahn muss man aber teilweise die Musik sehr laut drehen, um unerwünschte Außengeräusche (aka andere Fahrgäste) zu übertönen.
Der Klang ist hervorragend. Der Bass ist sauber und klar, ohne unangenehm zu dröhnen. Die Höhen sind sehr pointiert. Für manche könnte der Sound vielleicht zu steril bzw. kalt klingen. Wer weniger audiophil ist wird sich darüber freuen, dass das Soundprofil der SoundSport Free für so gut wie jedes Genre geeignet ist.
Fazit: Die SoundSport Free sind primär für den Sport gedacht, aber auch für den Alltag gut nutzbar. Die Stärken des hohen Komforts und sehr guten Klangs überwiegen das wuchtige Design. Legt man aber viel Wert auf passive Dämpfung, um sich von der Außenwelt abzuschotten, wird man mit ihnen nicht glücklich.
Eardot
Das Wiener Start-up OnPro will mit den Eardot-Kopfhörern Kunden überzeugen (hier im Einzeltest). Die Geräte mit der blinkenden LED wurden in Österreich entworfen und konzipiert und in China hergestellt. Die Verarbeitung der Ohrhörer selbst ist gelungen, die der Aufladebox weniger.
Minuspunkte gibt es auch für die Verbindungsqualität. Im dichten Stadtverkehr kam es beim Test regelmäßig zu Abbrüchen. Der Tragekomfort ist okay. Die Eardot zählen zu den größeren ihrer Sorte, sitzen aber dennoch gut und sicher im Ohr. Der Klang geht für die Geräte in dieser Preisklasse in Ordnung. Für Hörer von klassischer Musik sind sie jedoch nicht empfehlenswert, da die Eardot sehr basslastig ausgefallen sind.
Fazit: Unterm Strich sind die Eardot nicht empfehlenswert. Die Verbindungsabbrüche in Kombination mit der schlecht verarbeiteten Ladebox sorgen dafür, dass man hier keine Kaufempfehlung aussprechen kann.
Jabra Elite 65t
Die Bezeichnung „Elite“ (hier im Einzeltest) ist vielversprechend und nicht zufällig gewählt. Mit fünf Stunden verspricht der Hersteller eine relativ lange Laufzeit, zudem sind die Ohrhörer gegen Wasser und Staub geschützt und können über die App individuell an den Träger angepasst werden. Im Test überzeugte aber vor allem die Zuverlässigkeit der Ohrhörer. Es gab fast keinerlei Verbindungsabbrüche, die Kopplung funktionierte stets verlässlich. Lediglich die Verzögerung bei der Videowiedergabe konnte auch Jabra nicht beseitigen.
Der Tragekomfort ist sehr gut, die Ohrhörer hielten – obwohl sie nicht für Sport konzipiert sind – auch beim Laufen und anderen Aktivitäten fest im Ohr. Zudem bieten sie einen Hear-Through-Modus, der auf Knopfdruck an- und abgeschaltet werden kann. So kann man hören, was um einen passiert, ohne die Kopfhörer zu entnehmen.
Ärgerlich waren jedoch Probleme, die bei längerer Verbindung mit dem Smartphone auftraten. Obwohl die Verbindung aufrecht war, wurde kein Ton wiedergegeben. Lediglich ein Neustart der Ohrhörer behob das Problem. Die Audioqualität der Ohrhörer ist solide und für die Preisklasse angemessen, andere Modelle bieten aber Besseres (für mehr Geld).
Fazit: Wer vor allem auf Zuverlässigkeit wert legt, sollte sich die Jabra Elite 65t näher ansehen. Die Ohrhörer können einfach eingerichtet werden und punkteten mit besonders wenigen Verbindungsaussetzern. Ebenfalls ungewöhnlich: Während andere Hersteller bei der Garantie ihrer wasserdichten Elektrogeräte Wasserschäden ausnehmen, hebt Jabra explizit hervor, dass man durch Wasser verursachte Schäden repariert.
Jaybird Run
Die Jaybird Run (hier im Einzeltest) richten sich laut Hersteller vor allem an Läufer. Dafür hat man jedoch erstaunlich wenige Anpassungen vorgenommen. Lediglich die Ergonomie der kompakten Ohrhörer wurde verbessert, sodass sie dank „Flossen“-Aufsätzen nicht herausfallen, wenn man schnell läuft oder anderen Sport macht. Leider sind die Jaybird Run offiziell nur beständig gegenüber Schweiß und Spritzwasser, Schwimmen kann man mit ihnen nicht – der Triathlon fällt damit flach.
Die Ohrhörer bieten lediglich passive Isolierung vor der Außenwelt. Einen Pass-Through-Modus, mit dem Läufer auch weiterhin mitbekommen, was in ihrer Umgebung passiert, gibt es nicht. Die Laufzeit fiel mit knapp dreieinhalb Stunden etwas kürzer aus als die vom Hersteller versprochenen vier Stunden. Mit der mitgelieferten Akku-Ladeschale können die Ohrhörer aber unterwegs zwei Mal voll geladen werden.
Der Klang der Ohrhörer ist sehr gut, die Wiedergabe kann über einen Equalizer in der App individuell angepasst werden. Lediglich das hörbare Grundrauschen bei hohen Lautstärken trübte das Bild etwas. Deutlich ärgerlicher waren die häufigen Verbindungsabbrüche im Stadtraum, die eine flüssige Wiedergabe oftmals unmöglich machten.
Fazit: Obwohl der Name „Run“ auf Ausdauersportler optimierte Bluetooth-Ohrhörer vermuten lässt, können die Jaybird Run kaum Mehrwert für den Sport bieten. Insbesondere die Aussetzer bei der Verbindung und die vergleichsweise eher magere Laufzeit machen eine Empfehlung trotz guter Audioqualität schwierig.
Philips SHB4385
Schön sind die kabellosen Ohrhörer von Philips (hier im Einzeltest) nicht. Sie sind groß und wirklich ergonomisch ist die Form ebenso nicht. Einzig die Ladebox bietet optisch keinen Grund für Kritik. Die Verarbeitung geht dennoch in Ordnung, die Ohrhörer wirken widerstandsfähig und sitzen dank Silikon-Flügel recht sicher im Ohr, sobald man die richtige Position gefunden hat. Offiziell sind sie nicht speziell feuchtigkeitsgeschützt, im Test hielten sie jedoch Schweiß und (Stark-) Regen problemlos stand.
Empfehlenswert sind sie trotz der Optik unter anderem, weil sie eine enorm stabile Verbindung zum Handy aufweisen. Selbst im dichten Stadtverkehr kam es beim Test zu einem einzigen Verbindungsabriss. Zuhause kann man sogar den Raum verlassen, in dem das Handy liegt, ohne, dass die Musik im Ohr verstummt. Darüber hinaus weisen die Ohrhörer mit sechs Stunden die längste Akkulaufzeit im Test auf. Die Hülle hat noch genug Strom, um die Geräte ein Mal zusätzlich voll aufzuladen.
Der Klang ist nicht überragend, geht aber in Ordnung. Nicht umsonst setzt Philips bei der Bezeichnung auf den Zusatz “BASS+”. Die Bässe stehen eindeutig im Vordergrund, weswegen sich die Geräte nicht für alle Musikrichtungen eignen.
Fazit: Wer auf Optik nicht den größten Wert legt und vergleichsweise günstige Ohrhörer sucht, die im Alltag verlässlich ihren Job verrichten, ist mit den Philips SHB4385 gut beraten. Einzig die Tonqualität dürfte audiophile Kundschaft nicht völlig zufrieden stellen.
Soul X-Shock
Die X-Shock (hier im Einzeltest) sind laut dem Hersteller für Sport geeignet. Durch die Trageweise drückt aber das Gehäuse unangenehm in der Ohrmuschel. Außerdem muss man sie sehr fest einsetzen, da sie sich sonst beim Gehen etwas lockern können. Besonders beim Laufen ist der Griff zum Ohr lästig. Die passive Isolierung ist, typisch für Sporthörer, gering. Störend ist, dass eine Art Scheppern/Hall im Ohr bemerkbar ist, wenn man stark auftritt, was gerade beim Laufen öfters passieren kann. Dies merkt man hauptsächlich, wenn die Musik nur leise abgespielt wird.
Eine Besonderheit der X-Shock ist der große Akku der Ladehülle. Mit den 3000-mAh-Akku kann bei Bedarf auch das Smartphone aufgeladen werden, weshalb die Hülle einen normalgroßen USB-Stecker hat. Eine andere Besonderheit: Die Kopfhörer haben LEDs, die regelmäßig blinken. So soll man beim Sport sichtbarer sein. Das ist leider nicht ausschaltbar.
Der Klang ist passabel mit einem guten Bass. Bei den Höhen Übersteuern sie aber. Sitzen sie nicht optimal im Ohr, verändert sich der Klang merklich. Das geht soweit, dass der Sound sogar deutlich anders klingt, wenn man nach oben schaut.
Fazit: Für den Sport gibt es bessere True Wireless In Ear Headphones als die X-Shock. Für den Alltag sind sie akzeptabel. Wirklich herausragend ist aber nur der große Akku der Ladehülle.
Kein perfekter Kopfhörer
Der Vergleichstest hat gezeigt, dass es derzeit, wie bei vielen anderen Geräten, die eierlegende Wollmilchsau nicht gibt. Viele der kompakteren Kopfhörer, die für den Alltag gemacht sind, litten unter Verbindungsproblemen und waren nicht bequem zu tragen. Die für Sport optimierten Headphones wiederum haben diese Schwächen zwar nicht, sind aber größer als ihre Artgenossen.
So sind zwar rein von der Bewertung her die Bose SoundSport Free der Testsieger - allerdings sind sie so spezifisch auf Sport zugeschnitten, dass sie nicht uneingeschränkt empfohlen werden können. Einigen mag die große Bauform nicht gefallen, andere bevorzugen vielleicht eine stärkere, passive Dämpfung, für die tägliche Fahrt mit dem Bus oder Zug. iPhone-User, die mit dem Look der AirPods leben können und nicht vorhaben Sport damit zu machen, sollten zu diesen greifen. Durch die für iOS-optimierte Verbindung sind sie die bequemste Lösung für ihr Smartphone.
Wer es noch nicht eilig hat, kann ruhig auf die nächste Gerätegeneration warten. Neue Kopfhörer werden hoffentlich, trotz kleiner Bauformen, stabilere Bluetooth-Verbindungen haben.