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Kabellose In-Ear-Kopfhörer Soul X-Shock im Test: Marathonhören

Bragi hat es vorgemacht, Apple hat es salonfähig gemacht und jetzt haben wir eine immer größer werdende Auswahl an kabellosen In-Ear-Kopfhörern. Die X-Shock von Soul gehören zu den Vertretern dieser Ohrknöpfe, die Sportler ansprechen sollen. Der UVP liegt zwar bei 170 Euro, sie sind aber bereits ab 104 Euro im freien Handel erhältlich.

Wie andere In-Ear-Kopfhörer auch kommen die X-Shock mit einer Ladestation. Die ist mit dem 3.000-mAh-Akku großzügig dimensioniert. Deshalb hat sie nicht nur einen Micro-USB-Stecker zum Laden eingebaut, sondern auch einen regulären USB-Stecker. Damit kann sie wie eine Powerbank genutzt werden, um das Smartphone aufzuladen.

Vier LEDs verraten, wie der Ladestand des eingebauten Akkus ist. Die Kopfhörer selbst haben genug Energie für etwas über drei Stunden Musikwiedergabe. Das sollte für die meisten User für den Weg zur Arbeit, nachhause und eine einstündige Lauf-Session ausreichen. Da man aber ohnehin nach dem Eintreffen in der Arbeit die Kopfhörer in die Ladestation gibt, hat man bis Feierabend wieder die volle Laufzeit zur Verfügung.

Die 3.000 mAh der Ladestation reichen für 16 ganze Ladevorgänge. Das ergibt eine Gesamtlaufzeit von über 50 Stunden. Die Kopfhörer werden mit Magneten sicher in der Station gehalten. Der Klappdeckel der Station ist gut designt und hält verlässlich geschlossen, auch wenn das Case in der Jackentasche oder dem Rucksack durch die Gegend geschleudert wird.

Wetterfest

Die Kopfhörer sind laut dem Hersteller wasserabweisend: „Wetterfestes Design für mehr Schutz gegen Schweiß und Regen“ steht auf der Verpackung. In der Anleitung wird aber empfohlen, dass nach der Berührung mit Wasser und Schweiß die Kopfhörer 24 Stunden trocknen sollten, bevor sie wieder aufgeladen werden. Wer täglich trainiert und dabei Musik hört, wird sich wohl nicht daran halten.

Für Schwimmer sind die X-Shock nicht geeignet. Beim Abwaschen sollte man laut Gebrauchsanleitung darauf achten, dass kein Wasser eindringt.

Verbindung

Das Herstellen der Bluetooth-Verbindung ist bei den X-Shock absolut problemlos. Sobald man sie aus der Ladestation nimmt, sind sie im Pairing-Modus und können in den Bluetooth-Einstellungen des Smartphones verbunden werden. Nach dem ersten Verbinden mit Android oder iOS reicht es, sie aus dem Case zu nehmen, damit sie sich mit dem Handy verbinden.

Die Reichweite der X-Shock beträgt sieben bis zehn Meter, je nach Umgebung. Die Verbindung ist sehr stabil, mit Ausnahme bei stark befahrenen Straßen. Hier kommt es schon mal vor, dass die Verbindung für ein paar Sekunden abreißt, wenn Autos vorbeifahren. Dies liegt an der hohen Dichte an Bluetooth-Geräten, die in kurzer Zeit vorbeirollen, wie Freisprecheinrichtungen und Autoradios mit Bluetooth. Im Gegensatz zu anderen Bluetooth-Kopfhörern sind die Straßen-Aussetzer bei den X-Shock etwas seltener.

Übrigens: Das blaue LED-Licht blinkt absichtlich auf jedem der beiden Kopfhörer im Betrieb regelmäßig. Es ist kein Zeichen von einer Verbindungsherstellung, sondern soll User beim abendlichen Sporteln sichtbarer machen und so Unfällen vorbeugen. Die LEDs können nicht deaktiviert werden.

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Komfort

Das klobige Design der X-Shock lässt es bereits vermuten: So richtig bequem sind sie nicht. Das hängt natürlich stark vom Ohr des Users ab. Das Grundproblem ist aber die Art, wie die Kopfhörer im Ohr halten. Man führt sie vertikal ein und dreht sie dann horizontal. Dadurch keilen sie sich zwischen Ohrmuschel und Ohrläppchen ein.

Hier muss man herumprobieren, bis man den optimalen Winkel für sich gefunden hat, der ein Kompromiss auf Komfort und Sicherheit ist. Doch selbst wenn ich die X-Shock richtig fest ins Ohr gedreht hatte, hatte ich kein sicheres Gefühl. Sogar beim normalen Gehen spürte und hörte ich manchmal, wie der Druck nachließ und musste nachjustieren, damit der Kopfhörer wieder fest im Ohr saß. Auch beim Laufen griff ich regelmäßig ans linke Ohr, weil ich das Gefühl hatte, dass sich der Kopfhörer dort gelockert hat.

Zu wenig Abschottung

Mitschuld am Problem könnten die Gummi-Eartips sein. Selbst die große Größe scheint etwas zu klein zu sein, bzw. nicht weit genug in den Gehörgang zu reichen. Ich finde es eigentlich durchaus in Ordnung, wenn man trotz Kopfhörer noch etwas von der Umgebung hört. Im Falle der X-Shock konnte ich aber U-Bahn-Gespräche zwei Sitzreihen entfernt von mir noch laut und deutlich hören, trotz Kopfhörer im Ohr und laufender Musik.

Hinzu kommt, dass eine Art Hall/Scheppern im Ohr zu merken ist, wenn man kräftiger auftritt. Bei Kopfhörern, die für den Sport gedacht sind, ist das beim Laufen lästig. Dieses Störgeräusch bemerkte ich allerdings nur, wenn gerade ein Musikstück zu Ende war oder ich sehr leise gedreht hatte. Ebenfalls nervig ist, dass sich der Klang verändert, wenn man nach oben schaut: Aufgrund der anderen Körperhaltung bewegen sich die X-Shock minimal im Ohr, weil sie eben nicht fest genug sitzen.

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Klang

Was die Klangqualität angeht, sind die X-Shock ein Hit-and-Miss. Sitzen sie einmal richtig, gibt es einen passablen Bass zu hören und, je nach Genre, ein gutes Klangerlebnis. Sobald es in die Höhen geht oder Becken vom Schlagzeug intensiver zum Einsatz kommt, neigen die X-Shock zum Übersteuern und scheppern unschön.

Die X-Shock können auch als Freisprecheinrichtung genutzt werden. Das Annehmen von Anrufen, Auflegen und Aktivieren von Siri oder Google Assistent, erfolgt durch das seitliche Drücken auf die Kopfhörer. Diese mechanische Taste ist eher schwergängig, weshalb man sich den Kopfhörer beim Drücken unangenehm ins Ohr presst.

Die Qualität beim Telefonieren ist nicht besonders gut. Der Gesprächspartner ist nur leise zu hören, weshalb man die Kopfhörer sehr laut aufdrehen muss. Der Gesprächspartner hört einen schlecht und das Mikrofon überträgt viele Umgebungsgeräusche mit. Man muss sehr laut reden und in einer stillen Umgebung sein, damit das Gespräch einigermaßen geführt werden kann. In der U-Bahn, im Park und auf der Straße waren Gespräche deshalb kaum möglich.

Fazit

Die Stärke der Soul X-Shock ist die lange Laufzeit. Man kann sie mehrere Wochen nutzen, ohne die Ladestation aufzuladen zu müssen. Dass die Ladestation notfalls auch als Powerbank genutzt werden kann, ist es ein nettes Bonus-Feature.

Obwohl die X-Shock offiziell für den Sport gemacht wurden, würde ich sie primär für den Alltag verwenden – zumindest in meinen Ohren liefern sie nicht den gewünschten, sicheren Halt, den ich gerne beim Laufen hätte. Die Klangqualität schwankt je nach Genre und Song zwischen gut bis akzeptabel, falls man empfindlich auf Übersteuern bei hohen Tönen reagiert. Insgesamt ist der Preis von 100 Euro angemessen, brillieren können die X-Shock aber nicht.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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