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Was man von der neuen Xbox erwarten darf

Als die Xbox 360 vor acht Jahren vorgestellt wurde, war sie der aufkommende Underdog, der es mit Sonys PlayStation und Nintendos Wii aufnehmen musste. Mit der Original Xbox, die im Grunde ein PC in Konsolengehäuse war, bekam Microsoft den Fuß in die Tür, mit der Xbox 360 wollte man zum ernsthaften Player aufsteigen. Ein Vorhaben, das innerhalb der vergangenen Jahre geglückt ist. Die Xbox 360 steht am Heimatmarkt USA auf Platz eins, weltweit streitet sie sich mit der PlayStation 3 je nach Land um die ersten beiden Plätze.

Messlatte ganz weit oben
Die Erwartungen an den Nachfolger sind entsprechend hoch. Die Vormachstellung soll gehalten werden – und das in einem Markt, auf dem Konsolen schon längst nicht mehr jene Dominanz haben, wie noch vor acht Jahren. Smartphones, Tablets, Handhelds, aber auch der PC mit populären Vertriebsplattformen wie Steam machen den Konsolen Spieler abspenstig.

In diesem hart umkämpften Marktumfeld wird Microsoft nun die neue Xbox positionieren. Dabei wird natürlich nichts dem Zufall überlassen, immerhin handelt es sich um einen 27 Milliarden US-Dollar-Markt. Wie das Wall Street Journal berichtet, hat der Konzern in den vergangenen Jahren unzählige Prototypen entwickelt, diverse Technik und Konzepte ausprobiert und abgetestet sowie Marktanalysen für jeden erdenklichen Fall erstellt.

Enge Verwandtschaft mit Sony
Um relevant zu bleiben, setzt Microsoft auf ein ähnliches Konzept wie Hauptkonkurrent Sony. Glaubt man den Gerüchten und durchgesickerten Informationen rückt die nächste Xbox wieder näher an ihre Wurzeln, sprich den PC, heran. Prozessor und Architektur setzen auf Standard-Komponenten, wie sie auch in handelsüblichen Computern zum Einsatz kommen. Auch bei den Plattform-Funktionen – Stichwort sozial – soll es starke Ähnlichkeiten geben. Abgrenzung soll hingegen der Fokus auf Entertainment schaffen.

Die Technik
Das Innenleben der neuen Xbox soll einem PC recht ähnlich sein. Vergleicht man die durchsickerten Infos kommt in der neuen Xbox eine CPU von AMD (Jaguar) zum Einsatz. Sie hat zweimal vier Kerne und wird bei 1,6 GHz takten. Die Grafik soll ein eigens entwickelter Grafik-Prozessor übernehmen, der 800MHz schnell ist und 12 Shader-Kerne hat. Das macht die Xbox am Papier langsamer als die PS4. Ob es in der Praxis spürbar wird, bleibt abzuwarten. Einen Nachteil soll die Xbox gegenüber der PS4 beim Arbeitsspeicher haben: Während die PS4 und ihre 8GB auf GDDR5 setzen, soll es bei der neuen Xbox das langsamere GDDR3 sein. Diese Informationen basieren auf einem Leak Anfang des Jahres. So wie Sony könnte auch Microsoft hier im letzten Moment noch nachbessern, um Sony keine Angriffsfläche zu bieten.

Die Plattform
Sony hat mit der PlayStation 4 viel vorgelegt. Die Konsole setzt stark auf das Internet, soziale Komponenten und andere angesagte Strömungen. Spieler können sich mit Facebook und anderen Plattformen verbinden, dort ihre Erfolge teilen, aber sich auch innerhalb des Sony-Netzwerks Videos vom Spielgeschehen zuschicken. Auch ist es möglich, dass man erfahrene Gamer in schwierigen Passagen zu Hilfe rufen kann. Sie steigen dann ins bestehende Spiel ein und geben Tipps oder übernehmen gar die Steuerung. Des Weiteren hat sich Sony kleinen Entwicklern geöffnet. Indies sollen die Chance bekommen, ihre Titel via PlayStation zu vertreiben. Auch alternative Geschäftsmodelle, etwa in Form von Free2Play und Micro-Payments, sind nun legitimiert.

Microsoft unterstützt mit der Arcade-Plattform kleinere Studios nahezu seit Anbeginn. In den vergangenen Jahren mehrten sich jedoch auch kritische Stimmen. Viele Indie-Games schafften es nicht oder nur mit viel Verspätung auf die Plattform. Hits, die man vom iPad kennt, sucht man oftmals vergebens. Bei der neuen Xbox muss Microsoft aufpassen, seinen Vorsprung nicht einzubüßen. Man darf davon ausgehen, dass der Konzern versuchen wird, kleine Studios verstärkt auf seine Plattform zu locken. Sony konnte für die PS4 bereits einige „Indie-Stars" an sich binden, Microsoft wird mit Sicherheit nachlegen und sich dem geänderten Markt anpassen.

In punkto Funktionsumfang kann man davon ausgehen, dass auch die neue Xbox alle sozialen Aspekte ausreizen wird. Um ein breiteres Publikum anzusprechen soll zudem die virtuelle Währung "Microsoft Points" realen Werten weichen.

In Sachen Optik soll sich das Menü noch stärker von Windows orientieren und den Tiles-Stil fortsetzen. Gerüchteweise soll die Oberfläche kleinteiliger werden und mehr Kacheln – und somit Inhalte – Platz finden. Überhaupt soll die Xbox-Software mit jener von Windows enger zusammenwachsen. So wird berichtet, dass die neue Konsole im Kern auf Windows 8 aufsetzt.

Die Steuerung
Kinect war für Microsoft ein Glücksgriff. Das von einer israelischen Firma übernommene und verfeinerte Konzept der Bewegungssteuerung hat der Xbox 360 einen Schub verpasst und sie plötzlich für Familien interessant gemacht. Sie wurde 24 Millionen Mal verkauft. Im Gegensatz zu Nintendos Wii und Sonys Move bzw. Eyetoy war die Erkennung weit präziser. Hier wird Microsoft definitiv nachbessern. Der Laserraster, der zur Erkennung von Person genutzt wird, wird feinmaschiger und somit genauer werden. Die Auflösung der Kamera wird für bessere Erkennung ebenfalls erhöht werden. Die Verbesserungen könnten soweit gehen, dass einzelne Finger, kleinste Körperbewegungen sowie die Mimik erkannt werden. Schließlich wird das neue Kinect nicht mehr nur zwei, sondern bis zu sechs Personen erkennen und tracken können. Gemeinsam mit Kinect wird auch die Sprachsteuerung verbessert werden.

Einen Coup könnte Microsoft landen, indem ein Trend aufgegriffen wird, der im vergangenen Jahr aufgekommen ist: Eine Art von Brille, die den Spieler – ähnlich wie die Oculus Rift - noch mehr ins Geschehen zieht, oder aber mit Augmented Reality das Geschehen erweitert. Google und Valve experimentieren ja bereits mit solchen Systemen. Sollte Microsoft so etwas aus dem Hut zaubern – was eher als unwahrscheinlich gilt – wäre dies ein klares Alleinstellungsmerkmal.

Das kürzlich präsentierte Konzept IllumiRoom, das via Beamer das Geschehen am TV-Schirm erweitert, wird zum Start nicht verfügbar sein. Beim klassischen Controller werden keine markanten Verbesserungen erwartet. Er soll so bleiben, wie er ist.

Die Grafik
Von den Spielen wird man sicher tolle Grafik und viel Spektakel erwarten dürfen. Sie werden aufwendiger produziert sein. Wer einen deutlichen Sprung – wie von der Xbox auf die Xbox 360 – erwartet, wird jedoch enttäuscht werden. Die neue Konsole wird weiterhin auf FullHD setzen. Die Grafikpracht wird also vor allem in Details (Animationen, Effekte) verbessert werden. Dass UHDTV oder 4K unterschützt werden, ist äußert unwahrscheinlich, da auch Sony nicht darauf setzt und eine Massendurchdringungen von entsprechenden TVs erst 2020 erwartet wird.

Die Spiele
Ein Rennspiel gilt als fix. Ob es sich um Forza 5, oder wahrscheinlicher um Project Gotham Racing 5, handelt, wird sich in Kürze weisen. Ryse, ein Shooter von Crytek gilt ebenfalls als  wahrscheinlich. Des Weiteren werden alle großen Studios ihre Unterstützung ankündigen, dazu zählen: EA (Battlefield 4, Sporttitel), Ubisoft (Watch Dogs, Assassin`s Creed) und Activision (Call of Duty, Destiny). Kleinere Studios wie etwa Rare könnten zudem Casual Games beisteuern.

Halo 5 scheint hingegen als Launch-Titel unwahrscheinlich, da Teil 4 erst vor kurzem erschienen ist. Auch ein neues Gears of War zum Start wird nicht erwartet. Zudem wird Microsoft für seine Pressekonferenz auf der E3, die in 19 Tagen stattfindet, noch einige Highlights zurückhalten.

Innerhalb des nächsten Monats wird sich dann weisen, ob Microsoft genügend Exklusiv-Titel sichern konnte, die Kunden ein Argument liefern, nicht zur technisch sehr ähnlichen PlayStation4 zu greifen.

Alte Games
Die Xbox360 setzt auf den PowerPC, die neue Konsole auf PC-Architektur. Bestehende Spiele mit der neuen Konsole zu spielen, könnte somit eine Herausforderung werden. Ob ein Emulator integriert wird, ist fraglich. Es könnte sein, dass alte Games via Streaming zur Verfügung gestellt werden, wie dies bei Sony der Fall ist. Da nur ein Bruchteil der Konsumenten alte Spiele wieder aufgreift, wird dem Feature wohl eher weniger Bedeutung geschenkt. Dass Second-Hand Spiele funktionstüchtig sind, darf hingegen angenommen werden.

Die Unterhaltungszentrale
Neben Spielen nimmt schon jetzt Musik und Video eine wichtige Rolle bei der Xbxo 360 ein. Dies soll weiter ausgebaut werden, wie auch die offizielle Einladung unterstreicht (siehe Bild). Im Gegensatz zur Xbox 360 soll das neue Modell nun ein Blu-ray-Laufwerk verbaut haben. Auch werden noch mehr vernetzte Unterhaltungsangebote integriert. Gerüchteweise soll die neue Xbox als Settop-Box und Receiver für Kabel oder Satellit agieren können. Das Gerät kombiniert dann Live-TV, mit Internet und Spielen, etwa indem Inhalte übereinander gelegt werden. Mit der Konsole soll so Multitasking möglich sein. Auch das Aufzeichnen von TV-Inhalten wird kolportiert, was die Xbox zu einem kleinen Media-Server macht. Im Grunde soll es sich um eine Art Google TV handeln. Microsoft würde so auch Apple und dessen Apple TV angreifen. Ob dieses Feature in Österreich, etwa mit A1 TV oder UPC funktionieren wurde, bleibt abzuwarten. Auch die Verwertungs- und Lizenzrechte könnten den Umfang eines Entertainment-Dienstes deutlich schmälern.

Das Aussehen
Als Sony im Februar das „Konzept PlayStation 4" der Weltöffentlichkeit vorstellte, war das Staunen groß: Trotz zweieinhalbstündiger Präsentation war vom Gerät nichts zu sehen. Einzig der Controller wurde gezeigt. Ein Kuriosum, das Microsoft-Manager Larry Hryb (Major Nelson) zu einem gehässigen Tweet hinriss. Man muss also davon ausgehen, dass neue Xbox-Konsole definitiv hergezeigt wird. Alles andere wäre eine Schmach. Man darf sogar davon ausgehen, dass sie spielbar sein wird.

Der Name
In den vergangenen Jahren geisterten zwei Namen durch den Äther, wenn es um den Nachfolger der Xbox 360 ging: Xbox 720 sowie Durango. Letzterer ist der Codename, den Microsoft intern für das Projekt verwendet hat. Dass dieser übernommen wird, ist äußert unwahrscheinlich. Gleiches gilt für das Zahlenspiel 720, das Zweifache von 360. Hatte 360 die Bedeutung des Kreises (360 Grad), fehlt dies bei der höheren Nummer. Hinzu kommt, dass 720 mit HD-Ready assoziiert wird – was in Zeiten von FullHD, 4K und UltraHD kontraproduktiv ist.

In den vergangenen Wochen kamen zwei neue Namen hinzu, die bei weitem wahrscheinlicher klingen: Xbox Infinity (Unendlichkeit) sowie Xbox Fusion (Verschmelzung). Der erste Begriff kann man als unendlich viel Spiele, Leistung oder ähnliches interpretieren. Der Zweite unterstreicht jenes Konzept, das Microsoft seit längerem propagiert: Die Verschränkungen von Smartphones (Windows Phone 8), Tablets (Apps) und dem PC (Windows 8). Schließlich hält sich auch noch der Begriff Xbox – ohne jeglichen Zusatz.

Markteinführung
Man darf von einem Start der Konsole noch in diesem Jahr ausgehen. Ob das Gerät dann auch weltweit zu haben sein wird, bleibt abzuwarten. Zuerst wird sicher der starke Heimmarkt USA bedient werden. Allerdings ist es eher unwahrscheinlich, dass Microsoft sich schon jetzt auf ein fixes Datum oder regionale Verfügbarkeiten festlegen wird. Wenn Hersteller Foxconn ausreichend Geräte in den kommenden Monaten herstellen kann, könnte die neue Xbox zeitgleich auch in kleineren Märkten wie Österreich kommen.

Der Preis
Ob Microsoft heute schon etwas zum Preis verraten wird, ist fraglich. Möglich wäre, dass eine Preisspanne genannt wird. In einigen Märkten wird ja ein subventioniertes Preisschema angeboten. Zudem kann es wieder mehrere Ausführungen geben, die dann entsprechend unterschiedlich kosten. Man darf aber annehmen, dass ein Preispunkt von 500 Euro für die Top-Version nicht überschritten wird.

Ab 20 Uhr Gewissheit
Welche Spekulationen sich schlussendlich bewahrheiten werden, steht spätestens um 20.00 Uhr fest. Dann endet die offizielle Pressekonferenz, die auf der futurezone ab 19.00 auch im

übertragen wird.  Die futurezone ist auch live vor Ort und wird über die nächste Xbox-Generation im Detail berichten.

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Benjamin Sterbenz

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