AIT baut Batterieforschung aus und bestellt neue Forscher
Das AIT hat am Dienstag nach der Wahl eines neuen Aufsichtsrats, der im Wesentlichen unverändert bleibt, neues Personal präsentiert, das die künftige Strategie der Forschungseinrichtung wesentlich mitprägen soll. So wird Elke Guenther ab dem 1. Juni die Leitung der Abteilung "Health and Environment" übernehmen. Andreas Kugi wird die neugegründete Abteilung "Komplexe dynamische Systeme" leiten, die gemeinsam mit der TU Wien betrieben werden soll. Zudem wird Atanaska Trifonova, die Leiterin der Batterieforschungsgruppe des AIT, zum Principal Scientist ernannt, als erste Frau in der Geschichte des AIT.
"Wir haben in den vergangenen Jahren von 18 auf sechs Tätigkeitsbereiche reduziert, hier erweitern wir unsere Teams um Spitzenforscher", sagt der AIT-Aufsichtsratsvorsitzende Hannes Androsch bei der Pressekonferenz zur Präsentation der neuen Köpfe. Das AIT hat derzeit 1260 Mitarbeiter. Künftig soll vor allem die Qualität der wissenschaftlichen Arbeit vorangetrieben werden. "Die Evaluierung läuft derzeit, das machen wir immer ein Jahr bevor unsere vierjährige Strategieperiode abläuft", sagt Geschäftsführer Anton Plimon.
Angewandte Grundlagen
Eine Möglichkeit, auch die Grundlagenforschungskompetenz auszubauen, sehen die AIT-Verantwortlichen in Kooperationen mit dem universitären Sektor. "Das AIT braucht eine breite Basis an Grundlagenforschungsprojekten. Diese Experten können dann auch für die anwendungsorientierten Forscher übersetzen und neue Ideen einbringen", sagt Geschäftsführer Wolfgang Knoll. Im Pilotprojekt mit der TU Wien wird im Fall von Andreas Kugi jetzt erstmals eine gemeinsame Stiftungsprofessur aufgebaut. "Die TU Wien will damit ihre Wertschöpfungskette in Richtung Anwendungen erweitern, mit dem AIT als Partner. Wir erwarten, dass aus dieser Konstellation auch Forschungsaufträge an unsere Institute retour kommen", sagt TU-Rektorin Sabine Seidler.
Dass die erste derartige Kooperation im Bereich "komplexe dynamische Systeme" passiert, ist kein Zufall. Das Thema ist derzeit in aller Munde und das Potenzial für das akquirieren von Drittmitteln ist hoch. "Überall wo das Wort 'smart' ist, findet man embedded computing und Algorithmen. Dort sind wir zuhause", sagt Kugi, der in den vergangenen Jahren mit über 40 Partnern im In- und Ausland zusammengearbeitet hat.
Bessere Akkulaufzeit
Mit der Ernennung von Atanaska Trifonova zum Principal Scientist will das AIT seinen Schwerpunkt auf Batterieforschung weiter ausbauen. Die Spitzenforscherin soll neue Ideen entwickeln und dem ganzen Forschungsgebiet ihren Stempel aufdrücken. Dafür wird sie aus dem Tagesgeschäft herausgehalten und bekommt ein neues Labor. "Mit der Materialentwicklung können wir als einziges Institut die ganze Produktionskette, vom Material über das Zelldesign bis zur Systemebene, bearbeiten. Wir wollen mit unserem Know-how unter die führenden Player auf dem Gebiet vorstoßen und zwar nicht nur national", sagt Trifonova.
Batterien sind ein strategisches Thema für das AIT. Der Fokus liegt vorerst auf der Verbesserung der Lithium-Ionen-Technologie, etwa durch neue Elektrodenmaterialien. "Vor allem bei großformatigen Zellen gibt es hier noch Nischen in der EU. Wir werden Grundlagen- und angewandte Forschung integrieren, mit einem multidisziplinären Team", sagt Trifonova. Aber auch an der übernächsten Generation der Akkutechnologien soll gearbeitet werden.
Speichel statt Blut
Im Bereich Health and Environment will das AIT seine Position ebenfalls verbessern. "Einer unserer Schwerpunkte ist die molekulare Diagnostik, die ein neues Geschäftsfeld darstellt. Hier arbeiten wir etwa daran, den Glucosegehalt bei Diabetikern über Speichel statt Blut zu erheben. Da sind wir sicher führend", sagt Elke Guenther, die neue Leiterin des Fachbereichs.
Neben der molekularen Diagnostik sind auch Prothetik und neue Diagnoseverfahren ein Schwerpunkt an diesem AIT-Institut. Der andere große Ast der Health and Environment Abteilung ist Ressourcenmanagement. "Hier geht es etwa darum, Pflanzen resistenter gegen Stress, etwa durch Wassermangel, zu machen. Aber auch die bessere Ausnutzung von Pflanzen, etwa durch die Pharmazie, ist Thema", sagt Guenther.