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Nach der Rekord-Hitze in 2023: Wie steht es um die Klimaziele?

Gigantische Waldbrände in Kanada, Überschwemmungen in Libyen, Rekordhitze auf der gesamten Nordhalbkugel - tausende Menschen weltweit sind auch im vergangenen Jahr wieder bei Naturkatastrophen ums Leben gekommen, die durch den Klimawandel verstärkt auftreten. Auch in Österreich gab es jede Menge Zerstörung, etwa durch die schweren Unwetter im August. 2023 war das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Von Jänner bis November lag die weltweite Durchschnittstemperatur bei 1,46 Grad über dem vorindustriellen Durchschnitt.

Eindeutiger Ausreißer: 2023 hat den Hitzerekord gebrochen

Emissionen stecken auf Plateau fest

Dass es da um das Klimaziel von plus 1,5 Grad nicht gut bestellt ist, liegt auf der Hand. Laut dem Analyseinstrument Climate Action Tracker hat sich auch an den Szenarien für die Zukunft nichts zum Positiven verändert. Werden alle Zusagen und Ziele der Staaten eingehalten, wird die Temperatur bis zum Jahr 2100 um 2,1 Grad Celsius steigen - wegen der mangelhaften Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen sieht es aber eher nach plus 2,7 Grad aus. Damit würde man quasi knapp am "Ende der menschlichen Zivilisation" von plus 3 Grad vorbeischrammen, vor dem Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber (IIASA) Anfang Dezember in einem Zeit im Bild 2 Interview gewarnt hat.

Laut dem Global Carbon Budget zeigt die Menschheit immer noch wenig Einsicht bei der Reduktion von Treibhausgasemissionen. 2023 sind sie gegenüber 2022 um 1,1 Prozent gestiegen. Sie verharren seit Jahren auf einer Art Plateau, während es eigentlich eine steile Kurve nach unten geben sollte, um die Klimaziele zu erreichen. Positiv ist, dass die Emissionen innerhalb der EU um 7,4 Prozent gesunken sind. Reduktionsfortschritte gibt es bei Energiewirtschaft, Industrie, Gebäuden, Landwirtschaft, Abfallsektor - nur nicht beim Transport. Dort gab es einen Anstieg um 2 Prozent.

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Erdthermometer: Die Auswertung des Climate Action Tracker 2023

In Österreich ist schon etwas weitergegangen

Auch wenn Österreichs Emissionen in diesem Bereich 2023 gesunken sind, bleibt der Verkehr ein großes Sorgenkind. Laut Karl Steininger, dem Leiter des Wegener Center für Klima und globalen Wandel der Universität Graz, liegt das vor an der Raumordnung. "Österreich ist extrem zersiedelt im europäischen Vergleich. Diese Strukturen kann man mit öffentlichen Verkehrsmitteln kaum bedienen." In Ländern, wo lokale Bürgermeister*innen nicht für Flächenwidmungen zuständig sind, laufe es besser.

Insgesamt sei beim Klimaschutz in Österreich aber einiges weitergegangen. Zu den größten aktuellen Erfolgen zählen laut Steininger das Anheben des CO2-Preises bei gleichzeitiger sozialer Abfederung, die Heranziehung zahlreicher Expert*innen beim Erstellen eines nationalen Klimaplans, die Erhöhung des Budgets für Klimaschutzprojekte oder ein kostenloses Klimaticket für Jugendliche ab 18. "Wir haben aber noch viel vor uns", sagt Steininger. " Ein Wermutstropfen sei, dass das Erneuerbare-Wärme-Paket nicht schon früher da war. Dass dabei auf Förderungen anstatt auf Verpflichtungen gesetzt werde, bringe vor allem bei Mietwohnungen und Mehrparteienhäusern Schwierigkeiten mit sich.

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Betroffenheit, aber wenig persönliche Veränderung

Laut dem Klimaschutzbericht 2023 des Umweltbundesamtes ist Österreich überdurchschnittlich vom Klimawandel betroffen. Die Durchschnittstemperatur lag 2022 bei plus 2,3 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Dass diese Entwicklung problematisch ist, sei der Bevölkerung schon bewusst, analysiert Steininger, "vor allem dort, wo es zu Extremwetterereignissen kommt, heuer etwa den Murenabgängen in Kärnten". In der Anpassung eigener Verhaltensweisen münden Sorgen über den Klimawandel aber in geringerem Maße. "Oft versucht man sich zu sagen: Das bisschen, was ich mache, hat eh keine Auswirkungen."

Im Climate Change Performance Index bleibt Österreich unverändert auf dem 32. Platz. Bestimmte Verbesserungen, die es im Land gegeben habe, seien in der internationalen Rangliste aber noch nicht berücksichtigt, merkt Steininger an. Unter anderem habe es einen starken Ausbau von Photovoltaik gegeben.

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Die Relationen beim Photovoltaik-Ausbau: China stellt den Rest der Welt in den Schatten

China baut Erneuerbare aus wie niemand sonst

Die Internationale Energieagentur IEA vermeldet bei der Energiewende generell einen weltweiten Erfolg. 2023 habe die Leistung erneuerbarer Energiequellen so sehr wie noch nie zugenommen, nämlich um 107 Gigawatt auf nun insgesamt rund 440 Gigawatt.

Das größte Zugpferd in dem Bereich ist China. Das Land baut mit hoher Geschwindigkeit so viele Solar- und Windkraftwerke, dass es 2024 einen geschätzten Anteil von 55 Prozent an der gesamten erneuerbaren Stromproduktion weltweit haben wird. China hat immer noch den bei weitem höchsten CO2-Ausstoß. Die Emissionen sind 2023 um 4 Prozent gestiegen, aber der Knackpunkt, ab dem die Emissionen sinken werden, sei laut Steininger nicht mehr weit entfernt: "Das wird wahrscheinlich deutlich früher eintreten als 2030, was China ursprünglich angekündigt hat."

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Carbon Capture wird's eher nicht richten

Auch wenn die Weltklimakonferenz COP28 in Dubai im Dezember für viele Beobachter*innen nur unzureichende Ergebnisse gebracht hat, sieht es der Forscher positiv, dass sich Staaten auf ein Netto-Null-Ziel bei fossilen Kraftstoffen geeinigt haben. "Netto bedeutet natürlich, dass es schon noch eine Verwendung gibt und die gegengerechnet wird, etwa mit Carbon Capture."

Das technische Abscheiden von CO2 aus der Luft ist derzeit noch sehr wenig verbreitet. Weltweit können auf die Art derzeit jährlich nur 0,01 Millionen Tonnen CO2 gesammelt werden - weniger als ein Millionstel der aktuellen Emissionen. Dass Carbon Capture in Zukunft signifikant mehr leisten und nachhaltig betrieben werden kann, wird von Expert*innen stark bezweifelt.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Energie, Mobilität und Klimaschutz. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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