Abhängig von Chinas Akkus: Was Europa dagegen tun will
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Um CO2-neutral zu werden, werden in Europa erneuerbare Energien stark ausgebaut und die Elektromobilität wird gefördert. Dadurch sind in den nächsten Jahrzehnten Speichertechnologien wie Batterien oder Wasserstoff sehr gefragt. Momentan stammen Akkus vornehmlich aus China.
"Ohne die Umsetzung wirksamer Maßnahmen könnte das europäische Energieökosystem bis 2030 in eine Abhängigkeit von China geraten, die anders, aber ähnlich schwer wiegt, wie die von Russland vor dem Einmarsch in der Ukraine", heißt es in einem Dokument, das die spanische EU-Ratspräsidentschaft nun veröffentlicht hat. Die Warnung soll Diskussionen beim EU-Gipfel Anfang Oktober in Granada anregen.
Intensive Förderungen
Bei der Produktion von Lithium-Ionen-Batterien hat China tatsächlich weltweit die Nase voran. Unternehmen wie CATL, CALB, Envision, Farasis und viele andere haben zusammen einen Weltmarktanteil von 77 Prozent. Europa hat mit Unternehmen wie Saft, Northvolt, BMZ oder Leclanche ebenfalls größere Player.
Die EU fördert den Ausbau der Produktion und die Erforschung zukünftiger Batterietechnologien sehr. In den kommenden Jahren soll der europäische Anteil am Weltmarkt steigen. Auch wenn man gegenüber China immer noch im Hintertreffen sein wird, gehen optimistische Prognosen davon aus, dass Europa die eigene Nachfrage nach Elektrofahrzeugen und Energiespeichern künftig decken kann.
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Rohstoffzahlen: Europa vs. China
1,2 Terawattstunden
beträgt die Gesamtleistung aller Lithium-Ionen-Batterien, die China derzeit jährlich produziert. Europa (0,13 TWh) und die USA (0,11 TWh) hinken laut der Internationalen Energieagentur (IEA) weit hinterher.
4,65 Terawattstunden
soll China laut IEA-Prognose im Jahr 2030 produzieren. Europa (0,77 TWh) und die USA (1,03 TWh) sollen anteilsmäßig aufholen.
61.000 Tonnen
Lithium werden pro Jahr in Australien – dem größten Produzenten – gefördert. 90 Prozent davon werden nach China geliefert. Zweitgrößter Produzent ist Chile mit 38.900 Tonnen. China selbst fördert 19.000 Tonnen.
90 Prozent
der Komponenten für Batteriezellen (Anode, Kathode, Separator, Elektrolyt) kommen entweder aus China, Südkorea oder Japan. Nur vereinzelt gibt es größere europäische Produzenten, etwa Umicore (Belgien) oder BASF (Deutschland).
400.000 Tonnen
Lithium-Ionen-Batterien pro Jahr sollen 2025 in Europa recycelt werden.
Kampf um Rohstoffe
Bei Elektrolyseuren (Geräten zur Herstellung von grünem Wasserstoff) hat Europa eine gute Position. Hier liege man mit China und den USA gleichauf, aber "man darf nicht den Anschluss verpassen", meint Alexander Trattner, Leiter des Grazer Wasserstoffforschungszentrums HyCentA. Bei Brennstoffzellen (wandeln Wasserstoff in Strom um) habe Europa Entwicklungen verschlafen und zeige wenig Ambitionen.
Als größtes Problem für die Zukunft sieht der Experte, an Rohstoffe zu gelangen: "Um seltene Ressourcen ist ein Rennen entbrannt." China habe den diesbezüglichen Reichtum Afrikas früh erkannt und sich dort "festgesetzt". Große US-Unternehmen, etwa die Autohersteller Ford oder GM, sichern sich in aller Welt Minen, um eigene Lieferketten mit Rohstoffen wie Lithium, Kobalt oder Nickel (für Batterien) zu versorgen.
Europa steckt dagegen viel Geld in den Ausbau von Recyclingkapazitäten und das sei gut so: "Batterie- oder Brennstoffzellen, die einmal nach Europa gelangen, dürfen am Ende ihres Lebens den Kontinent nicht mehr verlassen", ist Trattner überzeugt.
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