China will seine „künstliche Sonne” bald einschalten
Eigentlich haben chinesische Forscher damit gerechnet, dass noch dieses Jahr HL-2M Tokamak in Betrieb geht. Dabei handelt es sich um einen Fusionsreaktor. Dieser soll mittels Kernfusion saubere Energie herstellen, indem die physischen Vorgänge in der Sonne nachgeahmt werden. Deshalb wird das Projekt in den chinesischen Medien gerne propagandawirksam als „künstliche Sonne“ bezeichnet.
Aus dem prognostiziertem Startzeitpunkt wird wohl nichts. Laut beteiligten Wissenschaftlern wird HL-2M Tokamak 2020 einsatzfähig sein. Dass sich überhaupt eine konkrete Inbetriebnahme anbahnt, ist für Forscher weltweit aber ein Grund zu feiern. Mit Kernfusion kann, zumindest theoretisch, nahezu unendlich viele saubere Energie hergestellt werden. Dies wäre ein entscheidender Schritt im Kampf gegen den Klimawandel und der Beginn eines neuen Technologie-Zeitalters.
100 Millionen Grad Celsius
HL-2M hat nicht den primären Zweck der Energieproduktion für Städte oder ganze Länder. Er soll Forschern dabei helfen, Kernreaktoren serienreif zu machen. Bisher fehlt es nämlich an einer kosteneffizienten Lösung, um Energie aus einer Kernfusion zu schöpfen. Dazu muss nämlich Plasma erzeugt und stabilisiert werden, wofür 100 Millionen Grad Celsius nötig sind.
Die echte Sonne stabilisiert das Plasma durch ihre eigene Gravitation. In einem Tokamak-Reaktor soll dies ein Magnetfeld erledigen. Mit HL-2M wollen die Wissenschaftler kostengünstigere Möglichkeiten erforschen, wie Hitze und Partikel gehandhabt werden können, die aus dem Kern der Maschine ausgestoßen werden. Die Ergebnisse dieser Versuche werden die Designs aller nachfolgenden Tokamak-Fusionsreaktoren prägen.
ITER
In Frankreich wird mit ITER seit 2007 an einem Fusionsreaktor gearbeitet, an dem die EU, Schweiz, USA, China, Südkorea, Japan, Russland und Indien beteiligt sind. Der reguläre Betrieb wird vermutlich frühestens 2035 aufgenommen werden können. Das Budget ist bereits weit überschritten. Die geplanten Baukosten von 5,5 Milliarden Euro werden sich vermutlich verdreifachen. Die Trump-Administration versucht deshalb aus dem Projekt auszusteigen.