Forscher entdecken Weißen Zwerg, der Gasplaneten zerstört
Im Sternbild Krebs haben Astronomen aus Chile, Deutschland und Großbritannien erstmals ein Szenario entdeckt, das in ähnlicher Form in vielen Milliarden Jahren auch dem Sonnensystem blühen könnte. Der 1500 Lichtjahre entfernte Stern WDJ0914+1914 hat seine besten Zeiten bereits hinter sich. Es handelt sich um einen Weißen Zwerg, den Überrest eines einst größeren Sterns. Bei der Analyse des Lichts, das dieser Stern ausstrahlt, fanden die Forscher eine Anomalie, die nur durch eine Gasscheibe rund um den Stern erklärbar ist. Diese Gasscheibe besteht aus Material, das der Stern einem nahen Gasplaneten entreißt.
3000 Tonnen pro Sekunde
Der Planet, bei dem es sich um einen Eisriesen handelt - ähnlich dem Uranus oder dem Neptun im Sonnensystem -, wird von energiereichen Photonen des Sterns beschossen. Die äußeren Gasschichten des Planeten, die vor allem aus Wasserstoff, Sauerstoff und Schwefel besteht, werden durch die Strahlung großteils in den Weltraum geblasen. Ein Teil des abgebauten Materials wird jedoch von der Schwerkraft des Sterns festgehalten und in eine Materialscheibe um den Stern gezogen. 3000 Tonnen Material werden dem Planeten pro Sekunde gleichsam abgesaugt.
Fenster in die Zukunft
Auf den Stern WDJ0914+1914 waren die Astronomen erstmals durch Analysen von Aufnahmen gestoßen, die mit mehreren Erdteleskopen des Sloan Digital Sky Survey gemacht wurden. Mit dem Very Large Telescope (VLT) der europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile wurde der Stern später genauer ins Auge gefasst.
"Diese Entdeckung öffnet ein neues Fenster hin zum endgültigen Schicksal unseres Planetensystems", meint Boris Gänsicke von der University of Warwick (UK), einem der mitwirkenden Forscher. In über vier Milliarden Jahren wird die Sonne ihren Vorrat an Brennstoff nahezu aufgebraucht haben. Sie wird sich dadurch zu einem Roten Riesen aufblähen und sämtliche inneren Planeten des Sonnensystems verschlucken, so auch die Erde. Danach wird die Sonne kollabieren und zu einem Weißen Zwerg werden. Uranus und Neptun könnten bei veränderten Umlaufbahnen dann möglicherweise ebenso durch den alten Stern zerstört werden.