Studie: Künstliche Intelligenz von Meta ist manipulativste KI
Sie lügen und betrügen, um ans Ziel zu kommen: Systeme mit Künstlicher Intelligenz (KI) sind in der Lage, Menschen zu täuschen - selbst wenn sie darauf trainiert wurden, hilfreich und ehrlich zu sein. Das ist das Ergebnis einer Übersichtsstudie von Forscher*innen am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge, die in der Fachzeitschrift "Patterns" veröffentlicht wurde.
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In dem Beitrag forderten die Wissenschafter*innen die Politik auf, so schnell wie möglich strenge Vorschriften zu entwickeln, um KI-Systeme in die Schranken zu weisen. Als auffälligstes Beispiel für eine manipulative Künstliche Intelligenz nennen die Autor*innen das vom Facebook-Konzern Meta entwickelte KI-System Cicero, das im Brettspiel-Klassiker Diplomacy gegen menschliche Mitspieler antreten kann.
KI schummelt bei Strategiespiel
Diplomacy simuliert die Machtverhältnisse in Europa vor dem Ersten Weltkrieg. Um zu gewinnen, müssen die Spieler*innen Allianzen schmieden, Schlachtpläne ausarbeiten und verhandeln und so eine stilisierte Version von Europa erobern. Da es nur eine*n Sieger*in gibt, sind die Spieler*innen früher oder später gezwungen, eingegangene Allianzen wieder zu brechen.
Die MIT-Forscher*innen fanden nun heraus, dass Cicero oft nicht fair gespielt habe, obwohl Meta behaupte, das KI-System darauf trainiert zu haben, "größtenteils ehrlich und hilfsbereit" zu sein. Außerdem sei das System angewiesen worden, seine menschlichen Verbündeten während des Spiels "niemals absichtlich zu hintergehen". Die Wissenschafter*innen stützen ihre Bewertung auf Daten, die von Meta selbst in Verbindung mit einem wissenschaftlichen Papier zu Cicero veröffentlicht wurden.
Cicero ist "Meister der Täuschung"
"Wir fanden heraus, dass die KI von Meta gelernt hatte, ein Meister der Täuschung zu sein", sagte Hauptautor Peter S. Park, ein Postdoktorand am MIT. Meta habe es zwar geschafft, seine KI so zu trainieren, dass sie im Diplomacy-Spiel überdurchschnittlich häufig gewinnt. So habe Cicero zu den besten 10 Prozent der Spieler*innen gehört, die mehr als ein Spiel gespielt hatten. "Es gelang Meta aber nicht, seine KI so zu trainieren, dass sie ehrlich gewinnen konnte."
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Auch KI-Systeme von OpenAI und Google seien in der Lage, Menschen zu täuschen. Die MIT-Forscher*innen verweisen dabei auf mehrere Studien, wonach große KI-Sprachmodelle (LLMs) wie GPT-4 von OpenAI inzwischen in der Lage sind, sehr überzeugend zu argumentieren und auch auf Täuschungen und Lügen auszuweichen.
Eine Studie zu den Trickbetrügereien von GPT-4 hat der Entwickler OpenAI selbst veröffentlicht. Danach war das KI-Sprachmodell in der Lage, sich menschliche Hilfe zu suchen, um Sicherheitsmaßnahmen zu umgehen, die eigentlich dafür gedacht sind, Software-Roboter davon abzuhalten, sich etwa bei Web-Services einzuloggen oder sie zu benutzen. In dem Test war GPT-4 schlau genug, um über die Dienstleistungsplattform TaskRabbit einen Menschen zu beauftragen, ein Bilderrätsel (Captcha) zu lösen. Dabei hat GPT-4 sich erfolgreich als Person mit eingeschränktem Sehvermögen ausgegeben, die nicht in der Lage sei, das Bilderrätsel zu lösen.
KI kann auch für Betrügereien eingesetzt werden
"Wenn KI die Fähigkeit zur Täuschung erlernt, kann sie von böswilligen Akteur*innen, die absichtlich Schaden anrichten wollen, effizienter eingesetzt werden", schreiben die Autor*innen der Übersichtsstudie. Die Täuschungen mithilfe von KI könne zu einem Anstieg des Betrugs führen. So könnte der Betrug auf bestimmte Ziele individuell angepasst werden. Außerdem könnten die Betrugsversuche massenhaft gestartet werden.
Die Autor*innen befürchten auch einen politischen Einfluss durch manipulative KI-Systeme. Sie könnten zum Beispiel bei Wahlen als Waffe eingesetzt werden. Eine fortschrittliche KI könnte potenziell gefälschte Nachrichtenartikel, die Gesellschaft spaltende Beiträge in Sozialen Medien und gefälschte Videos, die auf einzelne Wähler*innen zugeschnitten sind, erstellen und verbreiten. So könnten KI-generierte Inhalte dazu verwendet werden, sich als Regierungsvertreter*innen auszugeben, um Fehlinformationen über die Wahlen zu verbreiten. Beispielsweise habe ein wahrscheinlich von KI generierter gefälschter Roboteranruf von US-Präsident Joe Biden die Einwohner von New Hampshire dazu aufgefordert, bei den Vorwahlen nicht zur Urne zu gehen.
Gesellschaft ist KI-Täuschungen ausgeliefert
Park und seine Kolleg*innen vertreten in der Studie die Meinung, dass die Gesellschaft bisher nicht über die richtigen Maßnahmen verfüge, um gegen KI-Täuschungen vorzugehen. Es sei aber ermutigend, dass die politischen Entscheidungsträger*innen begonnen hätten, das Thema durch Maßnahmen wie das KI-Gesetz der Europäischen Union und die KI-Exekutivverordnung von Präsident Biden ernst zu nehmen.
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Es bleibe jedoch abzuwarten, ob die Maßnahmen zur Eindämmung der KI-Täuschung strikt durchgesetzt werden könnten, da die KI-Entwickler*innen bisher nicht über die Techniken verfügen, um diese Systeme in Schach zu halten. "Wenn ein Verbot von KI-Täuschung zum jetzigen Zeitpunkt politisch nicht durchsetzbar ist, empfehlen wir, trügerische KI-Systeme als hohes Risiko einzustufen", sagte Park.