Turing-Award-Träger sagt, ob KI wirklich gefährlich werden kann
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Der Franzose Yann LeCun gilt als einer der besten Informatiker der Welt. Im Jahr 2018 wurde er mit dem Turing Award für seine Forschung mit KI ausgezeichnet. Der Preis gilt als die höchste Auszeichnung in der Informatik. Anders als andere Expert*innen sieht er die Menschheit allerdings nicht durch künstliche Intelligenz bedroht.
Im Gespräch mit der BBC bezeichnete LeCun die Behauptung einer existenziellen Bedrohung durch KI als "absurd lächerlich". "Wird die KI die Welt übernehmen? Nein, das ist eine Projektion der menschlichen Natur auf Maschinen", ist sich der Experte sicher, der als Top-Forscher bei Facebook-Mutter Meta angestellt ist.
KI als Risiko für die Menschheit
LeCuns Aussage steht dabei im starken Kontrast zu den Meinungen seiner Kollegen Geoffrey Hinton und Yoshua Bengio, mit denen er 2018 den Turing-Award gewonnen hatte. Der 74-jährige KI-Pionier Hinton hat etwa erst kürzlich seinen Arbeitgeber Google verlassen und warnt vor den Gefahren von KI-Systemen wie ChatGPT oder Bard. In nur wenigen Jahren könnte die KI teilweise intelligenter sein als die Menschheit und dieser dann auch gefährlich werden, befürchtet Hinton.
➤ Mehr lesen: KI-Pionier Geoffrey Hinton verlässt Google und warnt vor ChatGPT & Co
Menschen, die von KI als Risiko für die Menschheit sprechen, könnten sich laut LeCun allerdings nicht vorstellen, wie man solche Systeme sicherer machen kann. "Das ist so, als ob Sie 1930 jemanden fragen würden, wie man einen Turbojet sicher machen will. Turbojets waren 1930 noch nicht erfunden, genauso wie die KI auf menschlichem Niveau bisher noch nicht erfunden war." Turbojets seien schlussendlich unglaublich sicher gemacht worden und dasselbe werde auch mit KI geschehen, ist sich LeCun sicher.
KI wird intelligenter als Menschen
LeCun ist sich allerdings sicher, dass die Intelligenz von KI-Systemen die menschliche Intelligenz übersteigen werde. Dazu bräuchte es allerdings noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte. Der Experte geht von schrittweisen Fortschritten aus. Zunächst werde man eine KI bauen, die so leistungsfähig sei wie das Gehirn einer Ratte. Diese werde aber nicht die Welt erobern, sondern immer noch in einem Datenzentrum laufen, das man zur Not auch ausschalten kann.
Arbeitsmarkt wird sich verändern
Den Arbeitsmarkt werde durch künstliche Intelligenz völlig auf den Kopf gestellt, ist sich LeCun sicher. Viele Menschen würden zwar nicht dauerhaft arbeitslos werden, aber man hätte "keine Ahnung", was die wichtigsten Arbeitsplätze in 20 Jahren sein werden.
➤ Mehr lesen: ChatGPT: Diese Berufe verändern sich am meisten
LeCun sprach am Dienstag im Vorfeld einer Abstimmung über das europäische KI-Gesetz, das künstliche Intelligenz regeln soll. Seiner Meinung nach bräuchte dabei jede Anwendung ihre eigenen Regeln. So müssten etwa für KI-Systeme in Autos andere Regeln gelten als für solche, die medizinische Bilder scannen.
Kommentare