LK-99 ist kein Supraleiter, behauptet neue Untersuchung
Seit Wochen ist die Physikwelt in Aufruhr. Der Grund dafür: LK-99. Es soll ein Wundermaterial sein, das Strom ohne Widerstand bei Raumtemperatur und normalem Druck leiten kann. Ein Forschungsteam aus Südkorea hat diesen Supraleiter laut eigenen Angaben entwickelt. Und nicht nur das, LK-99 soll auch mit einfachen Labormaterialien relativ unaufwändig herstellbar sein.
Die vermeintliche Revolution hat aber einen Haken: Bislang konnte das Experiment nicht reproduziert und noch nicht von unabhängigen Forscher*innen bestätigt werden. Dazu kommt, dass die koreanischen Wissenschaftler die Studie übereilt und unfertig publiziert haben. Erst im Nachhinein wurde sie ausgebaut, um offene Fragen zu beantworten.
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Studien finden keine Supraleitfähigkeit
Eine Untersuchung aus Indien lässt nun die Hoffnung auf die mögliche Sensation weiter schwinden. Dem Paper zufolge konnten keine Hinweise auf Supraleitfähigkeiten von LK-99 bei Raumtemperatur und normalem Druck gefunden werden. Keine Supraleitfähigkeit konnten auch chinesische Forscher laut einem Preprint ihrer Studie finden.
Das führte nun dazu, dass manche Wissenschaflter*innen die Hoffnung für LK-99 aufgeben. Das Forschungszentrum Condensed Matter Theory Center der University of Maryland, College Park (UMCP) kommt unter Berufung auf die eben genannten Papers zum Schluss, dass für LK-99 “Game over” ist. “Es bringt nichts, gegen die Wahrheit zu kämpfen, die Daten haben gesprochen”:
In einem Paper, an dem unter anderem der TU-Wien-Forscher Karsten Held beteiligt war, werden diese Forschungsergebnisse nicht so dramatisch interpretiert. “Supraleitung bei Raumtemperatur ist eine außergewöhnliche Behauptung und außergewöhnliche Behauptungen fordern berechtigterweise auch außergewöhnlich solide Beweise”, so das Team in der Arbeit, die sich mit dem Forschungsstand rund um die Supraleiter auseinandersetzt.
Bislang seien derart solide Beweise weder für noch gegen die Supraleitfähigkeit von LK-99 eingebracht worden. Zuvor waren Berechnungen von einem Team um Held an der TU-Wien zu LK-99 durchaus vielversprechend.
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Auf Nachfrage der futurezone am Donnerstag gibt sich Held erneut vorsichtig optimistisch. Er habe nach wie vor keinen stichhaltigen Beweis in die eine oder in die andere Richtung gesehen. Man müsse einfach die Ergebnisse abwarten. Am Institut für Festkörperphysik der TU Wien würden derzeit 3 Gruppen unabhängig voneinander versuchen, das Material zu synthetisieren. Held rechnet damit, dass es "Wochen oder Monate" dauern wird, bis es definitive Ergebnisse geben wird.
Auch andere Forschende haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben, bzw. mahnen davor, voreilige Schlüsse zu ziehen. So sei das südkoreanische Labor immer noch Details zum Herstellungsprozess des Materials schuldig. Daran habe es, laut eigenen Angaben, mehrere Jahre gearbeitet. Solange diese Produktion von LK-99 nicht 1:1 wiederholt werden kann, sei es schwierig zu beweisen, dass LK-99 kein Supraleiter ist - oder eben tatsächlich einer ist.
Große Auswirkungen
Wenn sich die Ergebnisse der Wissenschaftler*innen bestätigen ließen, würde das möglicherweise ein völlig neues Zeitalter einläuten. Zwar würde es selbst dann noch viele Jahre dauern, bis Raumtemperatur-Supraleiter in industriellem Maßstab hergestellt werden könnten, die Veränderungen, die sie bringen, wären aber tiefgreifend.
So könnte Strom ohne Verluste transportiert werden. Elektromotoren würden viel effizienter arbeiten können. Auch bei Quantencomputing kommen Supraleiter zum Einsatz. Quantencomputer könnten so zukünftig simpler gebaut und damit günstiger werden.