Österreich entwickelt Raumanzug für Mars-Tests
Das Österreichische Weltraum Forum (ÖWF) entwickelt einen neuen Raumanzug für Analog-Astronauten, die auf der Erde unter Mars-ähnlichen Bedingungen Tests und Experimente für einen künftigen Flug zum Roten Planeten durchführen. Der Prototyp soll bis Frühjahr kommenden Jahres fertiggestellt sein und bei einer Mars-Simulation im Herbst 2020 erstmals zum Einsatz kommen, gab das ÖWF am Mittwoch bekannt.
Der bisher eingesetzte Raumanzug-Simulator "Aouda" sei in den vergangenen zehn Jahren bei rund einem Dutzend Simulationen in Mars-ähnlichen Umgebungen wie Wüsten eingesetzt worden, erklärte ÖWF-Chef Gernot Grömer bei einer Pressekonferenz in Wien. Auf Basis dieser Erfahrungen soll nun mit "Serenity" (engl.: Gelassenheit) in Kooperation mit internationalen und österreichischen Firmen, Forschungs- und Bildungseinrichtungen die nächste Generation entwickelt werden.
Leichter
Zu den größten Neuerungen soll der Rückeinstieg gehören. "In der Realität will man möglichst wenig Staub, Sand und mögliche Mikroorganismen in die Raumstation bringen", sagte Grömer. Indem der neue Raumanzug außen an die Außenschleuse eines Simulations-Habitats angedockt wird, soll das verhindert werden. Von dort kann man dann über den Rücken in den Anzug einsteigen. "Aouda" musste bisher in einem aufwendigen Verfahren angezogen werden, was bis zu drei Stunden dauerte. Beim ÖWF hofft man, diese Zeit bei der neuen Generation um die Hälfte zu reduzieren.
Das Gewicht des neuen Anzugs soll mit rund 35 Kilo um etwa 15 Kilo leichter sein als bisher. Auf dem Mars herrscht nur rund ein Drittel der Anziehungskraft auf der Erde und ein viel geringerer Luftdruck - was sich beides auf der Erde nicht simulieren lässt. Durch den Verzicht auf die - am Mars notwendige - Druckgasflasche und die für den Druckausgleich notwendigen Systeme bleibe das "Gewicht-zu-Kraft-Verhältnis das gleiche", sagte Grömer. Er betonte, dass Raumanzug-Simulatoren nicht für den Einsatz am Mars geeignet seien, aber alle Einschränkungen, die am Mars herrschen, wiedergeben würden. "Und wir lernen damit, die richtigen Fragen zu stellen", so Grömer.
Finanzierung
Für das Industrial Design von "Serenity" ist Bernhard Kaliauer verantwortlich. Für ihn geht es dabei vor allem um "logisches Design, das die Technik unterstützt und selbst in den schwierigsten Situationen noch bedienbar bleibt". Für die Optimierung von Tragekomfort und Ergonomie kooperiert das ÖWF mit der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt in St. Gallen (Schweiz).
Die Entwicklung des Prototypen, von dem bis zu vier Anzüge hergestellt werden sollen, kostet laut Grömer "knapp 100.000 Euro", die durch Industriekooperationen und Technologiefördereinrichtungen abgedeckt werden. Das betreffe vor allem Materialkosten, dazu kämen noch Personalkosten der beteiligten Hochschulen und Einrichtungen.