Österreicher bauen neuen Satelliten für die ESA
Die Europäische Weltraumorganisation ESA hat Österreich mit dem Bau eines weiteren Kleinsatelliten beauftragt. Die Technische Universität Graz wird ihn gemeinsam mit der Wiener Weltraumfirma RUAG Space realisieren. Der Satellit soll in maximal 600 Kilometer Höhe die Erde umkreisen und Eismassen und Meereswellen für die Klimaforschung vermessen, wie am Montag in Graz bekannt gegeben wurde.
Anfänge 2013
2013 schickte Österreich seine ersten beiden Kleinsatelliten TUGSAT-1 und UniBRITE ins Weltall. Sie liefern seither Daten über die Eigenschaften heller Sterne in Sternenfeldern wie Orion, Centaurus oder Perseus. "Damit haben wir gezeigt, dass wir anspruchsvolle wissenschaftliche und technologische Aufgabenstellungen zuverlässig erfüllen können", blickte Otto Koudelka, Leiter des TU-Instituts für Kommunikationsnetze und Satellitenkommunikation, der für TUGSAT-1 verantwortlich zeichnete, zurück.
2015 hat das Grazer Institut den Zuschlag für ein neues Nanosatellitenprojekt zur Erprobung von Weltraumsoftware erhalten, das Ende 2018 ins All starten soll (OPS-SAT). Zwei Jahre später soll es dann für das neueste Projekt "PRETTY" soweit sein, wie Koudelka schilderte.
So groß wie Milchpackung
Der jüngste Nanosatellit unter der Federführung der TU Graz wird aus drei jeweils zehn mal zehn mal zehn Zentimeter großen Würfeln bestehen und somit gerade nur etwas größer als eine landläufige Milchpackung sein. Er wird in einer polaren Umlaufbahn die Erde umkreisen und u.a. mit einem System zur sogenannten passiven Reflektometrie ausgestattet sein. Dadurch sollen Satellitennavigationssignale, die von der Erdoberfläche reflektiert werden, untersucht werden. Denn es wird angenommen, dass diese reflektierten Signale wichtige Informationen über die Oberfläche der Erde und der Ozeane enthalten.
"Die Messungen werden bis in den Dezimeter- und Zentimeterbereich gehen", schilderte Koudelka. Aus der Sicht von Klaus Pseiner, dem Vize-Vorsitzenden des ESA-Rats, haben die kompakten Klein- und Kleinstsatelliten das Potenzial, die Weltraumforschung große Stücke weiterzubringen, da es mit ihnen möglich werde, neue Weltraumtechnologien "rasch und kostengünstig" auszuprobieren. Österreich habe in den vergangenen Jahren in diesem Bereich eine bemerkenswerte Systemkompetenz aufgebaut. Das jüngste Projekt mit der ESA bezeichnete er als "Türöffner für neue und zukünftige Märkte".
"Königsklasse der Satellitenbauer"
Mit PRETTY soll 2020 der bereits fünfte Austro-Satellit ins All starten. Mit dem neuen Auftrag der ESA sei Österreich endgültig "in der Königsklasse der Satellitenbauer" angekommen, wie Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ) hervorhob. Österreich finanziere Programme der ESA mit und investiere jährlich rund 70 Millionen Euro in den Weltraumsektor. Das ermögliche österreichischen Betrieben, sich für Aufträge im Rahmen der ESA-Missionen zu bewerben. Für den neuen Kleinsatelliten wurden Mittel in der Höhe von 2,5 Millionen Euro bereitgestellt.