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Philips: "Innovation sichert unsere Zukunft"

futurezone: Was bedeutet Innovation für Philips?
Robert Pfarrwaller: Innovation ist unsere DNA, es ist eine unserer Lebensadern, die unsere Zukunft sichert. Das hat sich seit dem Bestehen des Unternehmens 1891 nicht verändert. Bei einem jährlichen Umsatz von circa 24 Milliarden Euro geben wir sieben bis acht Prozent davon nur für Forschung und Entwicklung aus. Wir betreiben Grundlagen- als auch Anwenderforschung, und das in allen Hauptbereichen: Licht, Healthcare und Consumer Lifestyle. Der Erfolg gibt uns Recht. In vielen dieser Bereiche sind wir Weltmarktführer. 

Philips hält etwa 54.000 Patente, 40.000 Trademarks und 70.000 Designrechte. Gibt es ähnliche Patentstreitigkeiten wie derzeit bei Apple, Samsung oder Google?
In dieser Dimension sind mir keine Fälle bekannt, aber Patente führen immer wieder zu Diskussionen. Wenn wir in den Lichtbereich schauen, haben wir sehr viele Patente im LED-Bereich. Hier werden wir gemeinsame Anstrengungen unternehmen, diese gegen entsprechende Lizenzgebühren für den Markt verfügbar zu machen.

In Österreich hat Philips einige LED-Projekte mit Gemeinden am laufen. Unter anderem wurden 1200 Kugelleuchten auf der Donauinsel

umgerüstet
. Wie wichtig sind Aufträge von Gemeinden?
Viele Gemeinden rüsten jetzt auf LED um, als führender Anbieter ist uns dieser Bereich natürlich sehr wichtig. Wir haben in Österreich bereits einige sehr schöne Projekte realisieren können wie in Voitsberg in der Steiermark oder in Grafenwörth in Niederösterreich. In Feldkirch haben wir die Straßenbeleuchtung komplett auf LED umgestellt und auch mit der Stadt Wien haben wir einen Rahmenvertrag abgeschlossen. Auf der Donauinsel wurden wie erwähnt 1200 Kugelleuchten mit LED-basierten Leuchten ersetzt.

Sind die Gemeinden für das Thema LED schon bereit?
Wir wollen das Potenzial von LED natürlich noch stärker in die Kommunen tragen und haben wiederholt auch den Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) bei entsprechenden Informationsveranstaltungen und Roadshows unterstützt. Das ist auch notwendig, denn aufgrund der Ökodesignrichtlinie werden 2015 und 2017 gängige Lampensysteme verboten, ähnlich wie bei der Glühlampe.

Was sind die Vorteile von LED-Leuchten für die Kommunen?
Man hat eine hohe Energieeffizienz, die zwar von Fall zu Fall unterschiedlich sein kann, aber man kann mit Einsparungen von 50 bis 75 Prozent rechnen. Diese Einsparungen bei den Energiekosten kann man in Folge beim Finanzierungsmodell nutzen. Wir bieten nämlich ein Modell an, mit dem man die Erneuerung über ein sogenanntes „Einspar-Contracting" finanzieren kann. LED-Leuchten verursachen außerdem deutlich geringere Wartungskosten.

Wie kamen Sie auf diese Idee zum "Einspar-Contracting"?
Wir haben dieses Know-How bereits zuvor hausintern im Bereich der Medizintechnik eingesetzt und es nun auf den Lichtbereich erweitert. Es zeigt deutlich, dass Innovation nicht nur im Produktbereich, sondern auch in Form von Business-Modellen umsetzbar ist.

Ist das Interesse der Kommunen seither gestiegen?
Ja, mittlerweile betreffen bereits 80 Prozent aller Anfragen von Kommunen den LED-Bereich. Allerdings müssen Gemeinden davor eine Bestandsaufnahme machen, diese ist durchaus arbeits- und kostenintensiv. Man muss ganz genau wissen, was man wo stehen hat, damit man den Business-Case erstellen kann und errechnen kann, ab wann sich eine Umstellung tatsächlich lohnt. Wenn eine Anlage entsprechend alt ist, wird die Amortisationszeit unter 10 Jahren sein. Bei einer durchschnittlichen Betriebsdauer von 30 Jahren ist das ein durchaus interessanter Business-Case.

Sie haben vor kurzem mit der

smarten Lichtlösung „hue"
auch im Heimbereich ein neues LED-Produkt gestartet, die in der Web-Gemeinde ziemlich gut ankommt.
„Hue" ist eine drahtlose, smarte Lichtlösung, die man über sein Smartphone oder Tablet steuern kann. Man kann damit seine ganz persönliche Lichtstimmung erzeugen und zwar in praktisch jeder Farbe. Zudem gibt es die Möglichkeit, einen Weckruf per Licht zu setzen. Hue kann auch als Absicherung gegen Einbrecher dienen, weil man die Anlage auch von unterwegs ein- und ausschalten kann.

Ist „hue" eine technische Spielerei für Liebhaber oder auch für Menschen nutzbar, die mit Begriffen wie „Smart Home" noch nichts anfangen können?
„Hue" lässt sich relativ einfach, ich würde mal sagen in wenigen Minuten, installieren. Es reicht eine Standardlampenfassung für die LED-Leuchten. Die mitgelieferte Smart Bridge schließt man an den Wifi-Router an, lädt die App runter und schon kann man seine eigene Lichtstimmung machen. Ein Smartphone oder Tablet sowie ein Wifi-Router genügt, denn die eigentliche Technologie sitzt in der Lampe. Eine Vernetzung des Haushalts ist eigentlich nicht notwendig.

Hue ist eine LED-Birne mit WLAN-Chip. Über diesen lässt sich die Leuchte via App am Smartphone steuern, um unterschiedliche Farben darzustellen

In Klagenfurt hat Philips ein Innovationszentrum. Das Entwicklungsbudget für dieses Zentrum betrug 2012 ca. 23 Millionen Euro. Was wird in Klagenfurt entwickelt?
In Klagenfurt steht eines von insgesamt elf Kompetenzzentren mit knapp 300 Mitarbeitern aus 14 Nationen. Das Zentrum ist spezialisiert auf Haushaltsgeräte für die Küche, Haar-Produkte und Hautpflege. Klagenfurt entwickelt mit knapp 180 Forschern nicht nur innovative Produkte für den Weltmarkt, sondern fungiert außerdem auch als Produktionsstandort, wo Hochpräzisionsteile für jede Art von Haushaltsgeräten hergestellt werden. Diese werden später in Endfertigungen eingearbeitet. Einige Produkte werden dort auch bis zur Industrialisierungsreife gebracht.

In Klagenfurt wird keine Grundlagenforschung betrieben?
Nein, es ist ein Produkt-Innovationszentrum. Die Produkte, die dort entwickelt werden, werden dezidiert auch auf ihre Alltagstauglichkeit getestet. Wir laden bis zu 10.000 Konsumenten pro Jahr ins Forschungszentrum ein, um unsere Erfindungen testen zu lassen. Wenn ein Produkt auf den Markt kommt, hat es dann bereits unzählige Konsumententests hinter sich gebracht.

Philips engagiert sich stark im Bereich Healthcare. Was muss man sich unter dem von Philips propagierten Begriff „Ambient Assisted Living" vorstellen?
Damit sind Technologien gemeint, die ein Umfeld in den eigenen vier Wänden schaffen, in dem man würdevoll alt werden kann. Es gibt etwa Lichtleisten, die einem den Weg zeigen, wenn man in der Nacht auf die Toilette muss, oder auch Medikamentenspender. Zudem gibt es Sensoren, die genau aufzeichnen, wenn man hinfällt und wenn man sich danach nicht mehr bewegt.

Wie weit ist dieses Projekt noch von der Realität entfernt?
Im Rahmen unserer Homecare-Aktivitäten sehen wir da ein Zukunftsfeld und haben vor, einige dieser Technologien wie Monitoring- oder Lichtsysteme anzubieten. Dazu haben wir bereits eine gemeinsame Arbeitsgruppe mit der Industriellenvereinigung Wien am laufen. Wir denken zudem darüber nach, testweise erste Haushalte auszustatten, um das in der Praxis zu erproben.

Welche anderen Entwicklungen gibt es im Bereich Healthcare?
Wir arbeiten konsequent weiter am Thema Dosismanagement und haben ein Rekonstruktionsverfahren für die Computertomographie entwickelt, die eine Strahlendosisreduktion um bis zu 80 Prozent erlaubt. Außerdem haben wir eine schonende ambulante Behandlung bei Myomen-Gewächsen entwickelt, bei der ein Hochfrequenz-Ultraschall zum Einsatz kommt. Man erspart sich dabei den Klinikaufenthalt und kann noch am selben Tag nach Hause gehen. Hier wird es sicher auch weitere Entwicklungen geben für andere Arten von Tumoren. Außerdem haben wir einen Gewebescanner für Pathologen entwickelt. Gewebeproben von Lebenden als auch Verstorbenen werden in der Regel manuell analysiert. Unser Gerät automatisiert diesen Prozess, wodurch sich Pathologen viel Zeit ersparen.

Wie läuft die Ideenfindung in einem Unternehmen wie Philips ab?
Wir haben sehr viele kreative Köpfe im Haus. Es ist wichtig, Kompetenzen und Kreativität im eigenen Haus zu haben. Wir arbeiten aber auch mit Forschungszentren und Universitäten zusammen. Man muss ein gutes Kundenverständnis haben, wenn man mit Technologie Trends mitgestalten will.

Philips unterstützt in diesem Jahr den Innovation Award der futurezone. Was war die Motivation dafür?
Wir wollen mit innovativen Produkten und Lösungen das Leben der Menschen besser, einfacher und gesünder machen. Philips freut sich daher, dass mit dem Innovation Award eine Auszeichnung geschaffen wurde, welche die besten Produktideen und Lösungen des Jahres in den Mittelpunkt stellt. Unsere Unterstützung des Innovation Award sehen wir als Beitrag, um den Technologie-Standort Österreich weiter zu stärken.

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone.at und Philips.

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Robert Pfarrwaller ist Philips Österreich-Chef. Philips unterstützt den Innovation Award, der von der futurezone dieses Jahr zum ersten Mal vergeben wird.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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