Science

Russe entwickelt Display aus Wasserdampf

Die Idee des "Displair" klingt verrückt und sieht und fühlt sich letztlich auch so an. Auf einem schwebenden Display werden Programme, Bilder, aber auch Spiele angezeigt, die sich wie auf einem Touchscreen bedienen lassen. Anders als bei den Glas-geprägten 2D-Verwandten greift man hier allerdings in das Display hinein, kann das gezeigte Objekt mit beiden Händen umfassen, drehen, oder entzweischneiden, wie etwa im beliebten Smartphone- und Tablet-Game Fruit Ninja.

Wasser und Luft
Das Material des tatsächlichen Displays ist Wasser und Luft, genauer Wasserdampf, der durch einen kontrollierten Luftfluss nach oben strömt. Gespeist wird das Ganze von einem Wassertank, der im vorliegenden Prototyp gleichsam den Fuß des Geräts darstellt. Die ausgestoßenen Wasserpartikel sind dabei so klein, dass sie keinen feuchten Effekt auf Händen oder anderen Objekten hinterlassen und Temperaturen von minus bis plus 50 Grad widerstehen können, wie eine Displair-Sprecherin auf Nachfrage der futurezone erklärt. Für eine Stunde Betrieb werden 1,5 Liter Wasser benötigt.

Dass das Bild auf dem Wasserdampf-Display landet, dafür sorgt ein herkömmlicher Projekt der mittels einem angebrachten Spiegel die Inhalte projiziert. Teil des Konzepts ist eine ebenfalls hinter dem Wasserdampf-Display angebrachte Kinect-ähnliche Kamera, die für die Gestensteuerung notwendig ist. Herzstück des innovativen Displays ist neben der Wasserdampftechnologie und eingebauten Sensoren eine Software, die selbst kleine Finger- und Handbewegungen präzise für die Steuerung verwerten kann. Darüber hinaus sind können 1500 Interaktionspunkte gleichzeitig verarbeitet werden. Derzeit funktioniert das System mit Windows 7 und 8, in Kürze wird Displair aber auch MacOS und Android unterstützen.

Mit Gerüchen kombinierbar
Im kurzen Test der futurezone auf der CeBIT machte das luftige Display jedenfalls Lust auf mehr. Das derzeit noch etwas klobige Design wird in Nachfolge-Versionen vermutlich handlicher ausfallen. Displair zufolge könnte das Gerät auch in Tische integriert werden. Aufgrund einer Investitionsrunde, die einen US-Investor und eine Million Dollar an Board brachte, dürfte die Weiterentwicklung des spannenden Projekts zumindest fürs erste gesichert sein.

An Ideen und vorstellbaren Einsatzmöglichkeiten mangelt es dem Displair-Team nicht. In einer ersten Runde - die erste Serie soll für 10.000 Euro ab Oktober verfügbar sein - zielt man vor allem auf die Werbebranche ab. Ein Parfüm-Hersteller könnte etwa einen Werbespot anzeigen lassen und gleichzeitig mit Gerüchen arbeiten. Ähnliches ist laut den Entwicklern auch in einem Restaurant denkbar - wo man den Geruch der dargestellten Speisen bei Anklicken wahrnehmen könnte.

Ein ernsthafteres und bereits erprobtes Konzept sieht hingegen die Therapie von Kindern im Krankenhaus vor, die über die Interaktion mit dem wunderlichen Display spielerisch zu physiotherapeutischen Maßnahmen animiert werden können.

App zum Austausch von Dateien
Zusätzlichen Auftrieb soll das Projekt durch eine Sharing-App namens airLike bekommen, die das Senden von Bildern und anderen Inhalten von und zu dem Display sowie zwischen Smartphones ermöglichen wird. Die für April zunächst für iOS geplante App experimentiert dabei mit GPS-Daten, dem iPhone-Sensor und dem eingebauten Mikrofon. So sollen App-User über die mobile Internetverbindung Dateien austauschen, aber auch das Facebook-Profil des Gegenübers ansehen können, indem das Gerät einfach auf das des anderen Smartphone-Users gerichtet wird.

Auf ähnliche Weise lassen sich Inhalte, die etwa auf einem Displair angezeigt werden, auf das Telefon "schubsen" - was wiederum für die Werbewirtschaft interessant sein könnte, etwa um Coupons zu verteilen oder dem User Informationen zu einem Produkt auf den Weg mitzugeben, wenn dieser Interesse zeigt. Eine offene Bluetooth-Verbindung ist laut Displair nicht notwendig.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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