“Software sollte sich automatisch den Nutzern anpassen”
“Es ist sehr schwierig, Software zu entwickeln, die für jeden Nutzer gleich gut zu bedienen ist. Unterschiedliche Fähigkeiten und Präferenzen oder körperliche Beeinträchtigungen werden deshalb kaum berücksichtigt”, erklärt Mirjam Augstein, Lehrende für „Kommunikation, Wissen, Medien“ und Forscherin am Campus Hagenberg der FH Oberösterreich, die an anpassungsfähigerer Software arbeitet. Im Forschungsprojekt “Interaction Analysis for Automated Adaption” werden in Kooperation mit LIFEtool Programme für mobile Geräte und Computer entwickelt, die Rücksicht auf die Bedürfnisse ihrer Nutzer nehmen. “Software sollte sich automatisch den Nutzern anpassen. Das kann einfach sein, wenn beispielsweise nur die Bildschirmbereiche für Menüs verwendet werden, die der jeweilige Nutzer auch tatsächlich erreichen kann. Komplexer wird es, wenn etwa für Menschen mit Beeinträchtigung eine passende Kombination aus verschiedenen Eingabemethoden ermittelt wird”, sagt Augstein.
Menschen mit motorischen und kognitiven Einschränkungen stehen in der Anfangsphase des Projekts im Fokus der Forschungsarbeit, die Ergebnisse lassen sich aber auch für andere Zielgruppen nutzen. Wenn verschiedene Eingabesysteme zur Auswahl stehen, soll das System basierend auf den Interaktionen des Nutzers die beste Möglichkeit aussuchen. Eine Kombination aus verschiedenen Systemen ist ebenfalls möglich. “Die Interaktionspräferenzen und der Wissensstand eines Anwenders werden in einem Nutzermodell gespeichert. Die adaptiven Systeme können auch in der Industrie zum Einsatz kommen, etwa für unterschiedlich gut geschulte Arbeiter. Senioren sind ebenfalls eine mögliche Zielgruppe”, erklärt Augstein.
Android und Windows
Neben der Analyse von Nutzermodellen werden auch neue Bedienkonzepte an der FH Oberösterreich in Hagenberg entwickelt, momentan etwa in Form eines druckempfindlichen Touchscreens, basierend auf einem herkömmlichen Smartphone oder Tablet, der die Stärke des Drucks beispielsweise als Mausklick interpretieren kann. Diese Nutzerschnittstellen werden dann in die adaptiven Programme mitaufgenommen. “Ein Nutzer kann dann verschiedene Eingabemethoden testen, das System analysiert die Interaktionen und liefert die beste Methode für die jeweilige Person”, sagt Augstein. So sollen etwa Berater für Personen mit Behinderungen bei der Einrichtung eines funktionierenden IT-Systems unterstützt werden. “Die Ergebnisse sind gut. Wir können den Zeitaufwand zur Erstellung eines passenden Bedienkonzepts deutlich senken”, so Augstein.
Der Fokus der Arbeit liegt im mobilen Bereich derzeit auf Android, bei Desktop-Geräten soll Windows bearbeitet werden. Neben auf die Nutzer abgestimmten Bedienkonzepten soll auch die Interaktion des Nutzers mit der Software individuell abgestimmt werden. “Anfänger und Fortgeschrittene haben unterschiedliche Bedürfnisse. Unser System soll lernen und sich so mit den Nutzern gemeinsam entwickeln. Aus technischer Sicht ist das sehr komplex”, so Augstein. Das Projekt läuft seit Oktober und soll Ende September 2016 abgeschlossen werden. Bis dahin soll es den Prototypen eines anpassungsfähigen Systems mit Fokus auf Benutzerinteraktion geben.
Dieser Artikel ist im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und FH Oberösterreich entstanden.