Science

Genmanipuliertes Melanin lässt Wunden deutlich schneller heilen

Melanin spielt eine wichtige Rolle beim Schutz der Haut vor ultraviolettem Licht und bei der Heilung von Wunden. Diese Fähigkeiten des Pigments hat ein Team der US-amerikanischen Northwestern University nun gewissermaßen perfektioniert. Mit dem Ziel, Melanin besser für den Menschen nutzbar zu machen.

"Super-Melanin" soll Hautschäden verhindern

Dafür entwickelten sie eine synthetische Version von Melanin. In Form einer Hautcreme soll dieses "Super-Melanin", wie es die Forschenden nennen, die Haut nach einer Verletzung viel schneller heilen lassen. Die Substanz könne, so schreiben die Autor*innen im Fachblatt Regenerative Medicine, auch Hautschäden durch übermäßige Sonneneinstrahlung, Strahlentherapie oder chemische Verbrennungen wirksam vorbeugen.

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Um zu ihren Erkenntnissen zu gelangen, experimentierte eine Gruppe unter der Leitung des Dermatologen Kurt Lu und des Chemikers Nathan Gianneschi mit Dopamin. Was viele nicht wissen: Melanin fällt als Nebenprodukt bei der Synthese des Neurotransmitters Dopamin an.

Man veränderte also das Dopamin gentechnisch, um noch potenteres Melanin zu erhalten. Anschließend mixte man winzige Mengen des hergestellten Materials in Cremes, die dann auf die Haut von Mäusen aufgetragen wurden.

Maus-Haut reagierte wie Menschen-Haut

Um die schützende Wirkung zu testen, setzte man die betäubten Mäuse Gasen aus, die auf der Haut Entzündungen, Rötungen, Schwellungen und Bläschen verursachen. Verletzungen, die normalerweise 16 Tage oder länger brauchen, um zu heilen. Als die Forschenden die synthetisch hergestellte Melanincreme auftrugen, heilten die Verletzungen der Tiere allerdings in 10 bis 12 Tagen. Außerdem waren die Verletzungen der behandelten Tiere um bis zu 50 Prozent kleiner.

Auch hautschädigendes UV-Licht richtete weniger Schaden an, wenn die Tiere mit der Super-Melanin-Lotion eingecremt wurden. Der Mechanismus dahinter: Das Super-Melanin scheint die Immunreaktion der Mäuse zu dämpfen, sodass die Haut in einen konstanten Zyklus von Heilung und Reparatur eintritt.

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Neues Instrument für Dermatolog*innen

Man überprüfte auch die Wirksamkeit beim Menschen: Als hautschädigendes Gas auf menschliche Hautzellen aufgetragen wurde, reagierten die mit Super-Melanin behandelten Zellen gleich wie im Maus-Experiment. Alle unbehandelten Hautstellen entwickelten rasch Verbrennungsblasen. Bei den behandelten Hautproben bildeten sich keine oder nur leichte Bläschen.

Laut dem Dermatologen Luis Garza von der Johns Hopkins University School of Medicine – er war nicht an der Studie beteiligt – könnte die neue Creme ein Hilfsmittel für Ärzt*innen sein, die Patient*innen mit Verbrennungen aller Art behandeln. "Es gibt nicht viel, was wir bei Verbrennungen tun können, abgesehen von der unterstützenden Pflege", wird Garza dazu im Magazin Science zitiert. Das Super-Melanin könnte "etwas Einzigartiges" sein, denn es scheine sowohl Hautschäden zu verhindern als auch die Reparatur zu beschleunigen.

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