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Warum Corona-Schnelltests nichts taugen

Die ersten Antikörpertests für SARS-CoV-2 sind bereits verfügbar, laufend werden es mehr. Das Angebot ist inzwischen unüberschaubar geworden und es gibt deutliche Unterschiede in der Qualität. In Österreich werden Antikörper-Schnelltests in Apotheken, bei manchen Hausärzten oder online angeboten. Die Rathaus Apotheke in Wien verkaufte beispielsweise als eine der ersten Schnelltests um 80 Euro. Auch im Internet werden Tests zum Nachweis von Antikörpern gegen 2019-nCoV im menschlichen Blut angeboten. Die futurezone hat Gregor Hörmann, Geschäftsführer bei der Österreichischen Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin und Klinische Chemie (ÖGLMKC) gefragt, was diese Schnelltests eigentlich bringen und wie verlässlich sie sind.

futurezone: Welche Corona-Tests gibt es und was können sie?
Gregor Hörmann:
 Es gibt völlig unterschiedliche Verfahren zur COVID-19-Testung. Manche sind erst in Entwicklung, und wir können ihre Eignung zur diagnostischen Anwendung noch gar nicht abschätzen. Grundsätzlich muss man unterscheiden zwischen PCR Tests, die das Virus direkt nachweisen, und Antikörpertests.

Was ist der Unterschied und welcher Test ist besser?
Der PCR Test ist der Goldstandard für den Nachweis einer COVID-19 Erkrankung. Mit ihm kann das SARS-CoV-2 Virus direkt nachgewiesen werden. Antikörpertests haben in der Anfangsphase der Infektion, wenn die ersten Symptome auftreten, nur einen geringen Stellenwert. Die entsprechenden Antikörper werden erst im Verlauf der Erkrankung im Körper gebildet, bleiben dann aber länger nachweisbar. 

Was wird bei Schnelltests getestet?
Schnelltests weisen typischerweise Antikörper im Blut nach, die sich im Verlauf der COVID-19 Erkrankung gegen SARS-CoV-2 Virus bilden. Etliche Hersteller bieten Schnelltests an und laufend werden neue auf den Markt gebracht. Meist reichen ein paar Tropfen Blut und man erhält ein Ergebnis in weniger als 30 Minuten. 

Wie seriös ist das?
Ein grundsätzliches Problem ist, dass alle Antikörpertests erst im Verlauf der Erkrankung positiv werden und in der Frühphase einer COVID-19 Erkrankung bei Beginn der Symptome noch nichts anzeigen. Die meisten Schnelltests sind darüber hinaus herkömmlichen Antikörpertests, die in Laboren durchgeführt werden, in ihrer Verlässlichkeit unterlegen.

Wo liegen Defizite vor?
Schnelltests erlauben grundsätzlich keine quantitative Aussage, um auch die Höhe des Antikörperspiegels im Blut zu bestimmen. Viele Schnelltests sind auch nicht ausreichend untersucht und wir wissen einfach nicht, ob sie auch mit Antikörpern gegen andere Erreger, insbesondere andere Coronaviren, kreuzreagieren und so zu einem falsch positiven Ergebnis kommen können, obwohl gar keine SARS-CoV-2 Infektion vorliegt. Man muss bei der Interpretation eines solchen Testergebnisses daher sehr vorsichtig sein. Leider ist hier ein Wildwuchs entstanden und nicht hinreichend charakterisierte Schnelltests werden den Menschen über unterschiedliche Kanäle angeboten, ohne eine ausreichende Aufklärung über die Grenzen der Aussagekraft des jeweiligen Tests zu gewährleisten. 

Sind Antikörpertests überhaupt sinnvoll?
Sie sind erst in der Spätphase der Erkrankung sinnvoll. In Zukunft werden Antikörpertests auch interessant sein, um festzustellen, ob jemand schon eine COVID-19 Erkrankung durchgemacht hat und vielleicht immun ist. Hier muss man aber klar sagen, dass die derzeit verfügbaren Antikörpertests noch nicht spezifisch genug sind, um die Immunität auch verlässlich beurteilen zu können.

Die Ärztekammer zum Beispiel hat sich gegen Schnelltests aus Apotheken ausgesprochen. Wie stehen Sie dazu?
Man muss genau wissen, was ein Test aussagen kann und was nicht, und ob er für die konkrete Fragestellung überhaupt sinnvoll ist. Dafür ist eine Einschätzung der klinischen Situation und eine Beratung des Patienten notwendig, die nur durch einen Arzt erfolgen soll. Sonst besteht die große Gefahr, dass man aus dem Ergebnis falsche Schlussfolgerungen zieht. Gerade bei vielen Schnelltests kommt noch hinzu, dass ihre Verlässlichkeit im Vergleich zu herkömmlichen Labortests schlechter ist. Die ÖGLMKC unterstützt daher ausdrücklich die Stellungnahme der Österreichischen Ärztekammer zu diesem Thema.

Welche Tests sind also wirklich wirksam?
Für die Diagnose einer COVID-19-Erkrankung sind ausschließlich qualitätskontrollierte PCR Tests mit medizinischer Befundung durch einen erfahrenen Facharzt zu empfehlen. Aktuell sind daher vor allem PCR Tests im Kampf gegen COVID-19 wirksam. 

Wie lange dauern PCR Tests in der Regel?
Ein PCR Test für SARS-CoV-2 dauert in der Regel drei bis fünf Stunden, je nachdem wie stark er automatisiert ist. In dieser Zeit können mit einem Hochdurchsatzgerät auf einmal bis zu 94 Proben analysiert werden. PCR Tests einiger Anbieter funktionieren auch rascher und liefern ein Ergebnis in unter einer Stunde. Dafür können hier oft nicht so viele Proben gleichzeitig getestet werden.

Wo liegen die Unterschiede zwischen öffentlichen und privatenTests?
Es geht ausschließlich um die Verlässlichkeit des jeweiligen Tests und nicht um die Frage öffentlich oder privatwirtschaftlich. Viele privat geführte medizinische Labore bieten hochqualitative Tests für COVID-19 an, die wir uneingeschränkt empfehlen können. Ein wesentliches Qualitätskriterium ist, dass ein Facharzt mit einschlägiger Erfahrung in der Diagnostik von Infektionskrankheiten für die Erstellung des Befundes verantwortlich ist und Auskunft darüber geben kann, was die Möglichkeiten und Grenzen des jeweiligen Tests sind. Ein anderes wichtiges Kriterium ist die Qualitätssicherung durch objektive Kriterien. Die Österreichische Gesellschaft für Qualitätssicherung und Standardisierung medizinisch-diagnostischer Untersuchungen (ÖQUASTA) bietet daher einen Rundversuch für Labore an, in dem sowohl PCR- als auch Antikörpertests regelmäßig überprüft werden sollen. 

Wann wird es bessere Tests geben?
Wir erwarten, dass in etwa einem Monat spezifische Antikörpertest in großem Umfang verfügbar sein werden. Es wird sich dabei im ersten Schritt eher nicht um Schnelltests handeln, sondern um klassische Labortests. Die österreichischen Laboratorien sind jedenfalls auf die Durchführung der Antikörpertests gut vorbereitet.

Wann könnten die ersten guten Schnelltests für Zuhause kommen?
Aktuell sind auch die in Laboratorien durchgeführten Antikörpertests noch nicht so gut, wie wir sie gerne hätten. Die Verfügbarkeit von wirklich guten Schnelltests für Zuhause ist noch nicht abschätzbar.

Was kann man tun, wenn man über die Telefonhotline 1450 keinen Test auf das Coronavirus machen kann, sich aber trotzdem testen lassen möchte?
Wir raten jedem Betroffenen, die individuelle Situation – telefonisch – mit seinem betreuenden Arzt zu besprechen. Je nach der konkreten Fragestellung – Liegen etwa Symptome vor, ist man nach einem Kontakt verunsichert oder möchte man wissen, ob eine länger zurückliegende „Erkältung“ eine COVID-19 Infektion gewesen sein kann – kann dieser am besten beurteilen, ob ein Test sinnvoll ist, und wenn ja, welcher. Die ÖGLMKC arbeitet aktuell an der Erstellung einer Datenbank, die den Arzt im nächsten Schritt dabei unterstützen soll ein geeignetes Labor zu finden, das den jeweiligen Test anbietet. 

Wie werden die Gesundheitsbehörden weitertesten?
Derzeit liegt unser Fokus auf der Ausweitung der Kapazität für PCR Tests. Die zukünftigen Teststrategien der Gesundheitsbehörden werden laufend an die aktuelle Datenlage angepasst. In Zukunft werden hier sicher auch Antikörpertests eine Rolle spielen, dabei ist entscheidend, dass die Qualität dieser Tests stimmt.

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Andreea Bensa-Cruz

Andreea Bensa-Cruz beschäftigt sich mit neuesten Technologien und Entwicklungen in der Forschung – insbesondere aus Österreich – behandelt aber auch Themen rund um Raumfahrt sowie Klimawandel.

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