Start-ups

"Gründen steckt in jedem von uns"

"Gründen steckt in jedem von uns. Wenn man gewisse Kenntnisse hat, ist das aber sicher von Vorteil", sagte SPÖ-Start-up-Sprecherin Elisabeth Hakel bei der von der futurezone gemeinsam mit der ORF-Start-up-Tochter futurelab.261 veranstalteten Panel-Diskussion zum Thema "Kann man Gründen lernen?" beim futurezone day am Donnerstag in Wien. Es sei sicherlich notwendig, das Bildungssystem zu verbessern, um den Gründergeist zu fördern, meinte Hakel. Als Beispiel nannte sie den Ausbau des Englischunterrichts und das Programmierenlernen. "Das sind die Wünsche, die an uns herangetragen werden."

Heute gebe es auch eine Reihe von Online-Kursen und Ressourcen, aus denen man sich selbsständig Inhalte zusammenstellen könne, sagte Larisa Stanescu von den Programmier-Initiativen Smart Ninja und Girls’n’Code, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die wichtigsten "Skills" für das Coden zu vermitteln.

Eine gute Ausbildung sei keine notwendige Bedingung, sie erhöhe aber die Wahrscheinlichkeit, dass man ein Start-up gründe, meinte Rudolf Dömötör vom WU Gründungszentrum. Neben dem notwendigen Know-how lerne man an den Hochschulen auch Leute kennen, die einem bei der Gründung zur Seite stehen könnten.

"Zusammenarbeit muss in die Köpfe"

"Die Zusammenarbeite müsse in die Köpfe, das müssen die Studierenden lernen", meinte Hannes Raffaseder, der an der FH St. Pölten den Bereich Forschung und Wissenstransfer leitet. "Manchen Studierenden fehle Technologie-Know-how, anderen wirtschaftliche Fähigkeiten. Es sei naheliegend gemeinsam etwas zu machen."

Eine Initiative, die Studierende aus unterschiedlichen Universitäten zusammen bringt und sie zum Gründen bewegen will, ist das Entrepreneurship Center Network, ein Zusammenschluss von Wiener Unis. "Wir erreichen viele, die ansonsten nicht mit dem Thema in Berührung gekommen wären", sagte Dömötör. Gemeinsam mit der TU Wien veranstaltet die Wirtschaftsuniversität auch alljährlich im Sommersemester die "Entrepreneurship Avenue": "Dort kan man seine Ideen vorstellen und versuchen, Mitstreiter zu begeistern", erzählt Dömötör.

"Ärger ist ein Katalysator für Ideen"

Eine andere Initiative ist die "Start-up Idea Machine" des Technikum Wiens. "Wir helfen Studenten Ideen zu finden", erzählt Gerhard Käfer von der Fachhochschule. Dabei greift Käfer auch zu ungewöhnlichen Mitteln. "Wir fordern unsere Studierenden auf sich zu ärgern", erzählt der Pädagoge: "Der Ärger ist ein Katalysator für Ideen. Wenn man nach Lösungen für Probleme sucht, mündet das vielleicht in einer Geschäftsidee."

Auch an der FH St.Pölten werden Gründer gezielt gefördert. In Kooperation mit der niederösterreichischen Gründeragentur Akzent wird dort ein "Creative Pre-Incubator"-Programm angeboten, erzählt Raffaseder: Studierende, die konkrete Gründungsideen haben, können sich für die Aufnahme in das Programm bewerben. Pro Jahr werden drei bis vier Gruppen aufgenommen. Neben einem Arbeitsplatz in einem Co-Workingspace erhalten sie Betreuung durch die Fachhochschule und die Gründeragentur. "Es mangelt nicht an Ideen und Leuten", meint Raffaseder. In Österreich seien aber viele Systeme so aufgesetzt, dass Gründer entmutigt würden.

Unterschiedlicher Unterstützungsbedarf

"Braucht es einen eigenen Start-up-Lehrgang?", fragte Moderator Gerald Reischl. Er bezweifle, dass ein genereller Start-up-Lehrgang helfe, meinte Käfer vom Technikum Wien. Start-ups hätten in unterschiedlichen Phasen unterschiedlichen Unterstützungsbedarf. "Wir versuchen in alle Studiengänge Entrepreneurship einzubauen."

Es sei in der Ausbildung weniger wichtig, was man lerne, sondern wie man lerne, sagte Raffaseder von der FH St.Pölten. Das Bildungssystem könne viel von außeruniversitären Initiaven lernen: "Initiativen wie Girls’n’Code funktionieren deshalb so gut, weil sie es von der Methodik her anders machen."

"Trial and error"

Wie wichtig ist es für Gründer im Technologiebereich über Programmierkenntnisse zu verfügen? "Jeder sollte zumindest die Grundkenntnisse erlernen, sagt Stanescu. Beim Programmieren gehe es um Problemlösungen, man lerne größere Probleme herunterzubrechen und sie schrittweise anzugehen: "Die Skills, die man durch das Coden erwirbt sind universal einsetzbar." Man lerne auch, mit dem Scheitern umzugehen, fügte die Programmierin hinzu: "Am Ende des Tages ist Programmieren "trial and error" und das ist exgtrem wichtig für die Start-up-Szene."

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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