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37 ungewollte Schwangerschaften: Kritik an Verhütungs-App

Die in Europa als Verhütungsmittel zugelassene App „Natural Cycles“ soll für 37 ungewollte Schwangerschaften verantwortlich sein. Das geht aus einem Bericht des schwedischen öffentlich-rechtlichen Senders SVT hervor. Demnach hätten im Zeitraum von September bis Dezember 2017 insgesamt 668 Frauen das Södersjukhuset-Krankenhaus für eine Abtreibung aufgesucht – 37 davon gaben an, „Natural Cycles“ als Verhütungsmittel genutzt zu haben.

93 Prozent Sicherheit

Die App wird derzeit von rund 700.000 Personen weltweit in Anspruch genommen. Sie ist für Nutzerinnen ab 18 Jahren konzipiert und wurde vergangenes Jahr vom TÜV Süd mit dem CE-Zeichen zertifiziert. Damit ist es in Europa auch als medizinisches Gerät für Verhütung zugelassen. Die App soll dank eines selbstentwickelten Algorithmus die fruchtbaren Tage mit 93 Prozent Genauigkeit bestimmen.

Dazu müssen die Nutzerinnen jedoch auch bestimmte Werte, beispielsweise die Körpertemperatur, regelmäßig messen und eintragen. Mit 93 Prozent Sicherheit wäre es zumindest deutlich sicherer als ein Kondom, bei dem es laut Pearl-Index auch bei ordnungsgemäßer Anwendung unter 100 Frauen im Durchschnitt zwei bis zwölf davon dennoch schwanger werden können.

"Auf jeden einzelnen Fall reagieren"

Das Krankenhaus meldete die App der zuständigen Zulassungs- und Aufsichtsbehörde für Arzneimittel MPA (Medical Product Agency). Das Start-up wurde ebenfalls über die Vorfälle informiert und gab bekannt, man wolle „auf jeden einzelnen berichteten Fall reagieren“.

Das Unternehmen hinter Natural Cycles wurde von Raoul Scherwitzl und seiner Frau Elina Berglund gegründet. Berglund ist Teilchenphysikerin und war Mitglied jenes Teams, das das Higgs-Boson-Partikel nachweisen konnte. Für die Nutzung wird eine Abogebühr fällig, die zwischen fünf und neun Euro pro Monat liegt. Laut Natural Cycles-Mitbegründer Raoul Scherwitzl habe die App als Teil mehrerer klinischer Studien wiederholt unter Beweis gestellt, dass sie die Effektivität traditioneller Planungsmethoden zur Schwangerschaftsverhütung verbessere. Sie sei so zuverlässig wie die Pille.

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