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Apple lässt Nutzern bei App-Tracking die Wahl

Apple hat den Datenschutztag, der am 28. Jänner zelebriert wird, zum Anlass genommen, um eine neue Entwicklung bei iOS-, iPadOS, und tvOS-Apps vorzustellen, mit der die Anwender mehr Macht darüber bekommen, wer ihre Daten verwenden darf. Ab dem Frühjahr wird in den kommenden Versionen von iOS 14, iPadOS 14 und tvOS 14 ein Feature zur sogenannten „App-Tracking-Transparenz“ eingeführt. App-Anbieter müssen bei den Nutzern die Erlaubnis einholen, bevor sie deren Daten über ihre App und über die Website anderer Unternehmen hinweg verfolgen.

Das ist aus datenschutzrechtlicher Sicht eine „große Sache“: Eine durchschnittliche App hat heutzutage in der Regel rund 6 Tracker eingebaut. Das gilt für Menstruations-, Dating-Apps genauso wie für Wetter-Apps. Was diese Apps für intime Daten sammeln und mit wem sie diese aller teilen, haben wir vor Kurzem ausführlich berichtet. In 20 Prozent der Apps, die explizit für die Nutzung von Kindern gemacht wurden, werden derzeit in der Regel persönliche Informationen erhoben, ohne dass die Eltern dafür ihre Zustimmung erteilt haben. Die Ad-Tech-Industrie, die diese Daten zusammensetzt, teilt, sammelt und monetarisiert, ist 227 Milliarden-Dollar schwer.

Do not Track für Apps

Bei Apple bekommen Nutzer in den kommenden Versionen des Betriebssystems nun die volle Kontrolle. Sie können künftig unter dem Menüpunkt Einstellungen „Do not Track“ auswählen, wenn sie nicht wollen, dass App-Anbieter ihre Daten nach Belieben verwenden. Diese Einstellung kann man dann entweder pro App einzeln auswählen, oder aber als Gesamtes. Laut Apple-Angaben ist es nicht möglich, dass die Apps unbenutzbar werden, wenn man das Tracking nicht erlaubt. Ergo: Die Funktionalität der Apps soll aufrecht bleiben, auch wenn Nutzer das Tracking abdrehen.

Laut Apple soll die Funktion in Absprache mit App-Entwicklern designt worden sein, deren Feedback eingeflossen ist. „Die meisten Entwickler waren sehr unterstützend und viele verstehen, dass sich die Nutzer so etwas wünschen“, heißt es in einem Pressegespräch. App-Entwickler haben auch künftig die Möglichkeit, rauszufinden, wer ihre Apps nutzt, allerdings ohne dass dabei private Daten fließen und übertragen werden.

Druck auf Ad-Tech-Branche

Ein Unternehmen, dass immer wieder in Studien feststellt, wie datenhungrig Apps sind, ist Privacy International. Gus Hosein sagt: „Unsere Untersuchungen von Ad-Tech-Unternehmen offenbaren eine komplexe, schnell wachsende Industrie, die für normale Nutzer undurchsichtig ist. Wo es an Transparenz mangelt, wächst die Möglichkeit der Ausbeutung. Die unsichtbare und unentgeltliche Datensammlung macht es Nutzern unmöglich, ihre Rechte auszuüben und ihre Privatsphäre zu schützen.“

Hosein lobt Apples Vorgehen: „Tools wie App-Tracking-Transparenz werden den Leuten helfen, Kontrolle über die nicht sichtbare Weitergabe ihrer Daten zu erlangen. Mit diesen lobenswerten Innovationen wird die Branche endlich Druck verspüren, sich zu ändern“, so seine Hoffnung. Auch Jeff Chester vom Center for Digital Democracy hoff, dass Online-Werbetreibende künftig zu „verantwortungsvollerem Handeln“ gezwungen werden.

Wie Daten gesammelt werden

Diese Funktionalität bei den Apps ist nicht die erste, die Apple beim Datenschutz setzt. Seit Jahren hat Apple zahlreiche Technologien eingeführt, um die Privatsphäre der Nutzer zu schützen. Erst vergangenes Jahr hat Apple Datenschutzinformationen auf den Produktseiten im App Store eingeführt. Apps, die auf Dauer gegen die klaren Privatsphäre-Empfehlungen von Apple verstoßen, würden es mit "Konsequenzen" zu tun bekommen. Wie diese genau aussehen und ob es auch dazu kommt, dass Apps wegen Datenschutz-Vergehen aus dem App Store fliegen werden, beantwortete Apple bei einem Pressegespräch eher vage. Pressevertreter hatten auf die neue und gehypte App "Clubhouse" angespielt, die nach Ansicht von Datenschützern und Juristen nicht datenschutzkonform ist.

Apple hat zudem am Donnerstag „A Day in the Life of Your Data“ veröffentlicht. Damit will das Unternehmen einfach und verständlich erklären, wie Unternehmen Nutzerdaten eigentlich über Apps sammeln. Apple nutzt die Broschüre natürlich auch dafür, seine eigenen Privacy-Funktionen noch einmal gesammelt vorzustellen und zu erklären. „Unser Ziel ist es, Technologien zu entwickeln, die die Daten der Menschen sicher und geschützt halten. Wir glauben, dass der Schutz der Privatsphäre ein grundlegendes Menschenrecht ist, und unsere Teams arbeiten jeden Tag daran, dies in allem, was wir entwickeln, zu verankern“, heißt es seitens Apple.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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