ÖBB entwickeln neue App gemeinsam mit Kunden
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Seit 29. Oktober kann die neue ÖBB App für Android und iOS heruntergeladen werden. Die Bundesbahnen haben sich dazu entschlossen, die App in einer öffentlichen Beta-Version zu verbreiten und mit Hilfe von Kundenrückmeldungen über ein eigenes Feedback-Portal zu verbessern. Für das Staatsunternehmen ist dieser Weg geradezu revolutionär. "Wir wollen Dinge anders als bisher machen", meint Georg Lauber, der Vater des App-Projekts, bei einem Gespräch mit der futurezone.
Schnell und einfach
"Ticketkaufen ist Kundenbelästigung, denn wer kauft sich schon gerne ein Ticket?", zitiert Lauber eine Einsicht zu Beginn des Entwicklungsprozesses. Für die ÖBB App, die bald die derzeitige Ticketing-App "ÖBB Tickets" ersetzen soll, galt es daher, den Fahrscheinkauf möglichst schnell und einfach zu gestalten. Kunden sollen Tickets für ihre am häufigsten benutzten Routen mit Hilfe der App künftig innerhalb von nur fünf Sekunden kaufen können.
Ermöglicht wird dies durch eine personalisierbare App-Startseite, auf der die eigenen Lieblingsrouten mit den tagesaktuellen Fahrplänen abgebildet sind. Dazu gibt es Abkürzungen zu den beliebtesten Routen der ÖBB-Benutzer abhängig vom eigenen Standort. Die App soll von den Ticketkaufgewohnheiten des Nutzers lernen.
Komplexitätsreduktion
Wird eine Verbindung ausgewählt, erhält man einen reduzierten Einblick in die vielfältige Tarifwelt der ÖBB. Angezeigt werden lediglich der günstigste Preis und der Preis für die Option mit der größten zeitlichen Flexibilität. Alle anderen Tarife kann man sehen, wenn man auf "mehr" tippt. Im Zuge der App-Entwicklung haben die ÖBB auch ihre Menge an Tarifen von 118 auf 31 reduziert.
"Wir haben uns wirklich Mühe bei der Vereinfachung der Ticketbuchung gegeben, aber ein bisschen Komplexität bekommt man leider nicht weg", meint Matthissa Hahn, leitende Produktmanagerin der App. "Wir haben es zum Beispiel geschafft, dass bei Reisen mit Kindern innerhalb Österreichs nur mehr das Alter der Kinder zur Ermittlung des passenden Tarifs angegeben werden muss. Bei internationalen Reisen muss jedoch aufgrund von Abkommen mit den Partnerbahnen immer noch das vollständige Geburtsdatum angegeben werden." Notwendige Angaben zu Mitreisenden lassen sich in der App aber speichern, sodass die Eingabe bei ähnlichen Reisebuchungen schneller gehen sollte.
Buchung in zwei Klicks
Will man eine Fahrt buchen, so kann man das Ticket in Zukunft mit nur zwei Klicks erwerben. In der Beta-Version ist das aber noch nicht möglich. Abgebucht wird per Kreditkarte oder EPS Online-Überweisung. Weitere Zahlungsmöglichkeiten sollen dazukommen. Hat man zu schnell auf das "Kaufen"-Feld getippt, kann die Bestellung innerhalb von drei Minuten kostenlos rückgängig gemacht werden.
Neues Vertriebssystem
Im Zuge der App-Entwicklung bauen die ÖBB ihr komplettes Vertriebssystem um. Die App ist quasi der Vorläufer für ein Ticketing-Design, das künftig auch die Web-Plattform und die Ticketautomaten aufweisen werden. "Das Ganze ist ein riesiges IT-Projekt", erklärt Lauber. In den kommenden drei Monaten wolle man neue Funktionen sofort in die neue ÖBB App integrieren. Ab Ende Jänner soll die App dann ein endgültiges Aussehen erhalten. "Es kann aber auch sein, dass es länger dauert", merkt Lauber an. "Je nach den Wünschen unserer Kunden und ihren Rückmeldungen auf der Beta-Plattform."
"Die neue App vereint Fahrplaninformation, Ticketkauf und Reisebegleiter in einem. Alles was man braucht um öffentlich unterwegs zu sein", erklärt Matthissa Hahn. Wenn die fertige Version der ÖBB App veröffentlicht wird, möchten die ÖBB die Nutzer der ÖBB-Tickets-App (mehr als 500.000 Downloads) zum Umstieg auf die neue App motivieren. Die Login-Daten registrierter Nutzer können auch in der ÖBB App verwendet werden. Die ÖBB-Scotty-App (bisher rund 2,5 Millionen Downloads) bleibt bestehen. Die reine Fahrplanabfrage ist aber auch mit der ÖBB App möglich.
Multimodalitäts-Schnittstelle
Als Ergebnis einer gemeinsamen Initiative der ÖBB und den heimischen Verkehrsverbünden, soll man in Zukunft mit der ÖBB App Tickets für sämtliche öffentlichen Verkehrsmittel innerhalb der sieben Verkehrsverbünde erwerben können. Das einheitliche Ticketing für unterschiedliche Verkehrsmittel, etwa Bahn, Carsharing und Mietfahrrad, wird in einem separaten ÖBB-Projekt entwickelt. "Die ÖBB App wird die native Vertriebsapp des Unternehmens", meint Lauber. Multimodalitäts-Lösungen gegenüber will man aber aufgeschlossen sein. Partner-Apps, die den Ticketkauf für unterschiedliche Verkehrsmittel vereinen wollen, können das ÖBB-Vertriebssystem künftig über eine Schnittstelle einbinden.
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