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"Spotify für Magazine" startet zuerst in Österreich

Musik, Filme oder Bücher. Sie alle könnten bereits über Spotify, Netflix oder Amazon im Abo oder über Werbefinanzierung kostenlos abgerufen werden. Für Zeitungen und Magazine habe es ein solches Angebot bislang nicht gegeben, sagt Jörg Braun von der deutschen Presse-Vertriebs-Gesellschaft (PVG). Der Pressegroßhändler will dies nun ändern und startet, zunächst in Österreich, mit der App read.it.

Über die Anwendung, die für iOS und Android verfügbar ist, können rund 200 Zeitungen und Magazine von 35 vorwiegend österreichischen, aber auch einigen deutschen Verlagen entweder gegen eine monatliche Abo-Gebühr von knapp zehn Euro oder in einer werbeunterstützten Gratis-Version abgerufen werden. An Bord sind unter anderem die österreichischen Magazine "profil", "News", "trend" und "Gewinn", "Wienerin", "Woman", "PC Welt", "falstaff" sowie die "Wiener Zeitung" und "heute".

Vorbild Spotify

Leser würden sich heute ein "ganzheitliches" Angebot erwarten, über das sie mobil auf ein breites Spektrum an Inhalten zugreifen könnten, sagt Bauer. Read.it wende sich vor allem an jüngere Zielgruppen von 14 bis 45 Jahren, die vielfach den Kontakt zu klassischen Medien bereits verloren hätten und sich vorwiegend über Facebook oder News-Aggregatoren im Web informieren würden. Bei ihnen wolle man wieder Bewusstsein für klassische Medienmarken schaffen. Das Geschäftsmodell der App, bei dem man sich am Musik-Streamingdienst Spotify orientiert habe, werde dem gerecht und bringe auch Verlagen Vorteile.

Eine werbeunterstützte Gratis-Version biete man auch deshalb an, damit junge Leute möglichst ohne Nutzungsbarrieren auf die Inhalte zugreifen können, sagt der read.it-Geschäftsführer. "Wir hoffen, dass sie dann auf das Premium-Modell umsteigen."

Werbung wird auf read.it vorwiegend in Form von Videos ausgespielt, die alle drei bis vier Minuten zu sehen sind. Zahlenden Nutzern wird sie nicht gezeigt. Sie können die Inhalte im Gegensatz zu Gratis-Usern auch offline nutzen.

E-Paper-Versionen

Angezeigt werden die E-Paper-Ausgaben der teilnehmenden Zeitungen und Magazine. Das habe den Vorteil, dass die Verlage die Kontrolle über das Erscheinungsbild behalten würden, sagt Bauer. Die Inhalteanbieter könnten aber auch aktuelle Newsfeeds zu ihren Titeln einspielen.

Um Artikel lesen zu können, müssen sich Nutzer registrieren und dabei E-Mail-Adresse, Alter und Geschlecht angeben. Die Inhalte der App können über eine Volltextsuche durchsucht werden, die Suche umfasst auch Archivausgaben. Zu markierten Wörtern lassen sich auf Artikelebene auch Definitionen und Videos von Wikipedia, Google oder YouTube anzeigen. Über Online-Netzwerke wie Facebook oder Twitter weiterverbreiten lassen sich die Artikel allerdings nicht. "Der Großteil der Verlage wollte das nicht", sagt Braun.

"85 Prozent der lokal relevanten Inhalte"

In Österreich sei man deshalb zuerst gestartet, weil man 85 Prozent der lokal relevanten Inhalte anbieten könne. In der Schweiz und Deutschland, wo die App noch heuer oder spätestens Anfang nächsten Jahres an den Start gehen soll, sei dies noch nicht der Fall.

In Österreich ist read.it auch mit weiteren Verlagen und Inhaltenanbietern im Gespräch. Braun rechnet damit, dass sich in den nächsten Wochen oder Monaten weitere Tageszeitungen und Magazine in der App präsentieren werden.

Nutzungsorientierte Vergütung

Die teilnehmenden Verlage werden nutzungsorientiert vergütet. Bei der werbefinanzierten Version werden sie entsprechend des Anteils ihrer Inhalte an den ausgespielten Werbungen bezahlt. Für die Nutzung im Abo werden sie gemäß der Lesezeit vergütet.

Mit der Ausweitung des Angebots - vor allem bei Tageszeitungen - plane man langfristig zwei Flatrate-Modelle, sagt Braun. Eines soll sich auf Tageszeitungen beschränken rund 15 Euro im Monat kosten, ein zweites soll Tageszeitungen und Magazine umfassen und für 20 Euro zu haben sein. Die werbefinanzierte Version werde es auch weiterhin geben. "Wir sind eine Paywall die funktioniert", gibt sich der read.it-Chef selbstbewusst. Man komme den Bedürfnissen und Gewohnheiten junger Leser entgegen und werde auch den Ansprüchen der Verlage gerecht: "Jedes Lesen wird monetarisiert."

Mit der Flatrate und dem werbefinanzierten Gratis-Lesen von read.it hält ein neues Geschäftsmodell auf dem Markt für digitale Kioske in Österreich Einzug. Read.it trifft hierzulande auf den Austria Kiosk der APA , der 210 Zeitungen und Magazine als E-Paper im Angebot hat. Das Angebot an Tageszeitungen ist wesentlich breiter und umfasst auch internationale Titel. Die E-Paper-Ausgaben der Zeitungen können aber nur einzeln oder in Paketen (von fünf bis 30 Ausgaben) erworben werden.

Ebenfalls für österreichische Nutzer zugänglich ist Blendle. Auf der niederländischen Plattform, die mit einem breiten Angebot internationaler Medien aufwartet, können Artikel einzeln gekauft (29 bis 69 Cent) und auch komplette Ausgaben erworben werden. Als einziges namhaftes österreichisches Medium ist das „profil“ auf Blendle vertreten.

Noch überschaubar ist das Angebot von selectyco, wo ebenfalls einzelne Artikel gekauft werden können. Neben der Wiener Stadtzeitung „Falter“ findet sich dort etwa die „Computerwelt“ und „Medizin populär“. Einzelne Artikel aus der „Kronen Zeitung“ sollen ebenfalls schon bald über selectyco gekauft werden können.

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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