Austria reopening thousands of shops in first loosening of the coronavirus lockdown
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Stopp Corona App: So viele Infektionen wurden bisher gemeldet

Ende Juni bekam die Stopp-Corona-App ein Update verpasst. Seither nutzt die Smartphone-Anwendung die Schnittstellen, die Apple und Google kürzlich zur Verfügung gestellt haben. Das bedeutet, dass die Anwendung anonym und vollautomatisch im Hintergrund läuft und digitale Handshakes ohne Zutun aufgezeichnet werden. 

110 Warnungen in 2 Wochen

Seit dem Update der App am 26. Juni gab es insgesamt 110 Warnmeldungen, sagt das Rote Kreuz auf futurezone-Anfrage. „10 Personen haben über die App eine ärztlich bestätigte Infektion gemeldet, 100 haben angegeben, dass sie Symptome haben“, so das Rote Kreuz. Diejenigen, die mit diesen Personen länger als 15 Minuten in Kontakt waren und dabei eine Distanz von 2 Metern unterschritten haben, bekamen entsprechende Mitteilungen der Stopp-Corona-App zugeschickt.

Mit dem Update haben wir die Daten zu den Warnungen zusammengeführt und ausgewertet. Bis zum Update Ende Juni gab es rund 170 Warnungen und Entwarnungen. Das entspricht dem Infektionsgeschehen“, so das Rote Kreuz.

Wichtig dabei ist: Niemand sieht, wer mit wem wann Kontakt hatte, weil diese Daten ausschließlich auf dem eigenen Gerät lokal gespeichert werden – allerdings auch man selbst nicht. „Die Begegnungen im Kontakttagebuch werden aus Datenschutzgründen seit dem letzten Update nicht mehr angezeigt“, so das Rote Kreuz.

Diese Daten können daher auch nicht von den Entwicklern eingesehen werden. Deshalb gibt es dazu auch keine Zahlen, wie viele Personen seit dem Update gewarnt wurden, dass sie Kontakt mit Corona-Infizierten hatten. Einsehbar ist am Gerät lediglich ein Abgleichsvorgang mit dem Server. Meldet sich jemand als Verdachtsfall, wird diese Information als sogenannter „Tagesschlüssel“ gespeichert und an die Server geschickt. Damit können dann die Nutzer informiert werden, die mit dieser Person in Kontakt gekommen sind. Genaueres zu dieser Thematik findet ihr in einem eigenen Artikel zusammengefasst.

Keine behördliche Quarantäne

Bekommt jemand eine „gelbe Warnung“, also, dass einer seiner Kontakte Symptome zeigt, empfiehlt die App, seinen eigenen Gesundheitszustand genau zu überprüfen. Bei „roten Warnungen“, also der Kontakt mit einer bestätigten, infizierten Person, kann die App eine Quarantäneempfehlung anzeigen. „Dazu wird im Hintergrund berechnet, wann der entsprechende Kontakt stattgefunden hat und wie lange man sich am besten in Isolation begeben soll“, heißt es.

Der Sinn der App ist es nämlich, beim sogenannten „Contact Tracing“ einen Zeitvorsprung zu gewinnen, weil zwischen einer Infektion und dem Auftreten von Symptomen oft Tage vergehen können, man aber bereits selbst ansteckend ist. So können alle Menschen, mit denen eine infizierte Person Kontakt hatte, selbst das Virus in sich tragen und somit andere gefährden. Denn man ist bereits 2 Tage, bevor man erste Symptome zeigt, ansteckend.

Behördlich zur Quarantäne gezwungen wird man allerdings nicht, wenn die App Alarm schlägt. „Wir gehen davon aus, dass alle davon Betroffenen ein Interesse daran haben, dass sich Familienmitglieder, Freunde, Arbeitskollegen und Mitarbeiter nicht anstecken. Natürlich ist mit dem Arbeitgeber abzustimmen, wie weiter vorgegangen wird und wie verhindert wird, dass sich das Virus möglicherweise am Arbeitsplatz verbreitet. Ob es dazu gesetzliche Regelungen bedarf, müssen die verantwortlichen Politiker entscheiden“, heißt es seitens des Roten Kreuzes auf die Frage, wie man sich bei einer Quarantäne-Empfehlung verhalten soll. Ein Anruf bei 1450 wird aber auf jeden Fall empfohlen.

Ärzteteam entscheidet über Test

„Das Ärzteteam von 1450 entscheidet individuell, ob jemand getestet wird oder nicht“, heißt es seitens des Gesundheitsministeriums. Ergo: Einen Coronavirus-Test bekommt man auch bei einer Warnung durch die Stopp-Corona-App nicht zwingend, wenn man selbst keine Symptome zeigt. „Nach der Teststrategie der Behörden werden derzeit Menschen getestet, die Symptome haben. Menschen, die Kontakt zu infizierten haben, werden aufgefordert sich zu isolieren – unabhängig davon, ob die Information durch die Behörde oder die App erfolgt ist. Wir glauben an die Eigenverantwortung der Nutzer“, heißt es dazu seitens des Roten Kreuzes.

Personen, die sich mit Symptomen gemeldet haben und bei denen sich der Corona-Verdacht nicht erhärtet, können sich zudem via App wieder gesund melden. Dann bekommen auch die Kontakte die Benachrichtigung zugeschickt.

Derzeit haben die App 775.500 Nutzer installiert. Davon entfallen 218.080 Downloads auf iOS und 494.399 Downloads auf Android-Smartphones. „Wir sehen die App als Ergänzung zum behördlichen Contact-Tracing“, so das Rote Kreuz. Damit noch mehr Menschen auf diese Möglichkeit setzen, hat man am Mittwoch den Start einer Plattform angekündigt, um die Weiterentwicklung der App zu fördern. „Die Stopp-Corona-App soll aber auch in Zukunft freiwillig bleiben“, so das Rote Kreuz.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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