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Stopp Corona App: So funktioniert die Kontaktüberprüfung

Ende Juni bekam die Stopp-Corona-App ein Update verpasst. Seither nutzt die Smartphone-Anwendung die Schnittstellen, die Apple und Google kürzlich zur Verfügung gestellt haben. Seitdem sehen Nutzer die Anzahl ihrer Kontakte nicht mehr.

Die Informationen über die Kontakte werden aus Datenschutzgründen vom Google- und Apple-Framework nicht an die Stopp-Corona-App weitergegeben“, heißt es dazu seitens des Roten Kreuzes als Begründung. Davor hatten Nutzer die Möglichkeit, die Anzahl ihrer „digitalen Handshakes“ einzusehen – und wussten somit auch, dass die App bei ihnen funktioniert.

Seit dem Update könnten Nutzer glauben, dass die App gar nichts tut. Die Anwendung läuft vollautomatisch im Hintergrund ab und die digitalen Handshakes werden ohne Zutun der Nutzer aufgezeichnet. Auch die Entwickler sehen nicht, wer mit wem wann Kontakt hatte, weil diese Daten ausschließlich auf dem eigenen Gerät gespeichert werden. Das Kontakttagebuch gibt es nicht mehr.

Kontaktüberprüfung

Doch eine Art Kontaktüberprüfung gibt es trotzdem. Zwar sieht niemand, wer mit wem wann Kontakt hatte, weil diese Daten ausschließlich auf dem eigenen Gerät lokal gespeichert werden – allerdings sieht man es daher auch selbst nicht mehr. Meldet sich jemand aber als Verdachtsfall, wird diese Information als sogenannter „Tagesschlüssel“ gespeichert und an die Server geschickt. Damit können dann die Nutzer informiert werden, die mit dieser Person in Kontakt gekommen sind.

Ob dieser Vorgang des Serverabgleichs funktioniert, lässt sich auf der Ebene des Betriebssystems von den Nutzern nachkontrollieren. Es ist sowohl unter iOS als auch unter Android möglich, sich die Abgleichungszeitpunkte der App mit dem Server anzusehen, auf dem die „Temporary Exposure Keys“ der Verdachts- und Erkrankungsfälle gespeichert werden.

So sieht das in Android aus

So funktioniert das Protokoll

Bei iOS ist es dazu notwendig, folgende Punkte aufzurufen: Einstellungen >> Datenschutz >> Health und >> COVID-19-Kontaktprotokoll. Unter „Kontaktüberprüfungen“ sieht man dann Uhrzeiten, die anzeigen, wann die Daten mit dem Server abgeglichen worden sind. Bei Android funktioniert das Ganze ähnlich: Google >> COVID-19-Benachrichtigungen >> Überprüfung auf mögliche Begegnungen.

Es gibt 2 Schlüssel: einen TEK (temporary exposure key) und einen RPI (rolling proximity identifyer). Jeder App-User erhält einen TEK pro Tag. Der RPI wird alle 15 Minuten neu generiert, um eine Wiedererkennung auszuschließen.  Befinden sich 2 Geräte in der Nähe, werden die RPI per Bluetooth übertragen und gemeinsam mit Datum, Dauer sowie Signalstärke auf den Geräten gespeichert“, so die Erklärung seitens Accenture, die die App programmiert haben.

Keine behördliche Quarantäne

„Wenn sich jemand als Verdachtsfall (Gelb) oder erkrankt (Rot) meldet, werden die TEK der vergangenen 3 Tage dieser Person an einen Server übertragen. Je nach Datum, Dauer sowie Signalstärke erfolgt dann eine Benachrichtigung – bei Überschreiten gewisser Grenzwerte –, ob ein relevantes Ansteckungsrisiko besteht, oder ob es reicht, weiter achtsam zu sein und die Hygiene-Vorschriften einzuhalten“, so die Erklärung.

Behördlich zur Quarantäne gezwungen wird man allerdings nicht, wenn die App Alarm schlägt, wie wir an anderer Stelle bereits ausführlich erörtert haben. Denn die App sieht sich als Ergänzung beim behördlichen Contact Tracing.

Fehlermeldungen

Bei iOS gibt es nach wie vor einige Nutzer, die Fehlermeldungen bekommen. Eine davon poppt bei manchen Usern einmal pro Tag auf: „In der Fehlermeldung heißt es, dass die App für die jeweilige Region nicht verfügbar sei. Das wird mit dem nächsten iOS-Update behoben“, heißt es seitens Accenture. „Die App funktioniert trotzdem.“ Diesen Bug gibt es auch in der deutschen Contact-Tracing-App.

Eine weitere Fehlermeldung betrifft ebenfalls iOS-Nutzer. Bei diesen werden keine Abgleichungen mit dem Server vorgenommen. Update: Der Fehler wurde mit der neuesten Version der App behoben. Nach dem Aktualisieren der App sollte dieser Fehler nicht mehr auftreten.

Bisher gemeldete Infektionen

Am Donnerstag teilte das Rote Kreuz auf futurezone-Anfrage mit, dass seit dem Update Ende Juni bisher 10 Personen über die App eine ärztlich bestätigte COVID-19-Infektion bekannt gegeben haben. Weitere 100 haben angegeben, dass sie Symptome haben.

Diejenigen, die mit diesen Personen länger als 15 Minuten in Kontakt waren und dabei eine Distanz von 2 Metern unterschritten haben, bekamen entsprechende Mitteilungen der Stopp-Corona-App zugeschickt.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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