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Jan Trionow

"Ausbau der Mobilfunknetze ist wichtiger als das Festnetz"

Vor eineinhalb Jahren bereitete Jan Trionow sein Netz wenig Freude: Der Zusammenschluss des Drei- und Orange-Netzes gestaltete sich komplexer als erwartet, bei der Netzqualität lag man im Vergleich mit den anderen heimischen Betreibern weit zurück und die Kunden waren unzufrieden. Heute ist der Drei-Chef sichtlich entspannter: „Die Netzkonsolidierung steht vor dem Abschluss, wir werden noch im Laufe des Sommers 98 Prozent des Landes mit LTE abgedeckt haben und wir haben das schnellste Netz“, sagt Trionow im futurezone-Interview und legt zwei Belege auf den Tisch: Sowohl der Geschwindigkeitstest auf der Seite des Telekom-Regulierers RTR als auch die Seite des Speedtesters Ookla stellen ihm ein gutes Zeugnis aus: Drei schlägt bei beiden Rankings die anderen beiden Mobilfunkbetreiber.

"Netz der Superlative"

„Drei ist ein Netz der Superlative geworden“, sagt Trionow mit gestählter Brust. „Wir haben nicht nur das schnellste, beste und größte 4G-Netz in Österreich, sondern sind der Betreiber mit den meisten Shops, 83, haben die beste Service-Infrastruktur und sind am schnellsten erreichbar. Und unsere Kunden sind die, die das mobile Netz aufgrund unserer Dienste am meisten nutzen.“ Obwohl nur der drittgrößte Betreiber im Land, führt Drei die Datenstatistik an: Fast zwei Drittel des mobilen Datenverkehrs (64 Prozent) muss das Drei-Netz bewältigen. Der Grund liegt darin, dass Drei von je her viele multimediale Produkte im Angebot hat – am „Planet 3“ bietet man von Live-TV, Musik über Filme bis hin zu Magazinen (3Kiosk) viele Dienste an, für die man nicht nur eine schnelle Downloadrate benötigt, sondern die viel Datenvolumen verschlingen.

Österreich ist ein Mobilfunkland, aber das ist ja bekannt“, sagt Trionow. 70 Prozent der Breitband-Anschlüsse sind mobile Breitband-Anschlüsse. Das müsse in Hinblick auf die Breitband-Milliarde bedacht werden. „Ich will der FFG (Forschungsförderungsgesellschaft), die die Verteilung der Breitband-Milliarde koordiniert, nicht vorgreifen, aber die Fördergebiete sind entscheidend, man darf dort, wo es ohnehin eine gute Mobilfunkversorgung gibt, den Festnetz-Ausbau nicht fördern.“ Eine 50:50-Verteilung der Förderung auf Festnetz und Mobilfunk würde dem Markt nicht entsprechen, „der Ausbau der Mobilfunknetze ist bedeutender“. Der Mobilfunk ist die beste Technologie, das sehen wir bei den LTE-Angeboten.

Die Gefahr sei laut Trionow, dass die Breitband-Milliarden zu einer Haushalts-Diskussion verfalle. Für den normalen Haushalt, selbst für kleine und mittlere Betriebe sei LTE ausreichend. „Der begrenzende Faktor in den Haushalten ist nicht das LTE-Netz, sondern die WLAN-Netze in den Haushalten, die die Geschwindigkeit aus den Netzen nicht verarbeiten können“, so Trionow. Seiner Meinung nach müsste die Breitband-Milliarde im Verhältnis ein Drittel Festnetz und zwei Drittel Mobilfunk aufgeteilt werden. Auch aus einem für Österreich und Europa zukunftsweisenden Grund, nämlich das Internet der Dinge und die Industrie 4.0. „Für diese Ära braucht es deutlich bessere Mobilfunknetze, weil zig Millionen Sensoren günstig und zuverlässig verbunden werden müssen, es darf kaum Latenzzeiten und fast keinen Stromverbrauch geben“, so Trionow. Heute bedienen wir vier, in Zukunft zig Millionen SIM-Karten.“

„Die FFG wird die Verteilung der Breitband-Milliarde sauber lösen, zum Glück wurde ein Dialog-orientierter Ansatz gewählt“, so Trionow. Die Rahmenbedingungen hat bei der Breitband-Milliarde das BMVIT geliefert, und hier gäbe es noch eine leichte Tendenz zu Glasfaser/Festnetz.

Das LTE-Netz werde in absehbarer Zeit zu LTE advanced, das die Geschwindigkeiten von derzeit 150 Mbit auf 300 Mbit verdoppelt. Im Jahr 2020 rechnet Trionow mit der Verfügbarkeit des LTE-Nachfolgers 5G – dann werden Downloadraten bis zu 1 Gigabit pro Sekunde möglich sein. Auf dem Weg dorthin werde weiter optimiert, bei Tempo, kürzeren Latenzzeiten, Low Power-Anwendungen und es werde noch intelligentere Antennentechnik eingebaut.

Im April wurde bekannt, dass mit Drei-Eigentümer Hutchison Whampoa verhandelt. Google plant kostenloses Roaming in allen Ländern, in denen es ein Drei-Netz gibt, darunter Großbritannien, Irland, Italien und womöglich auch Österreich. Ob und wann das Google-Angebot auch nach Österreich kommt, will Trionow nicht kommentieren, aber „wir wollen mit den besten Internet-Anbietern zusammenarbeiten.“ Und dazu gehört auch Facebook.

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