Symbolbild: Ein H-6 Bomber wird von einer F-16 der taiwanischen Luftwaffe abgefangen

Symbolbild: Ein H-6 Bomber wird von einer F-16 der taiwanischen Luftwaffe abgefangen

© APA/AFP/Taiwan's Defence Ministry/HANDOUT / HANDOUT

Militärtechnik

Chinesische H-6-Bomber tauchen erstmals an US-Grenze auf

Gestern wurden chinesische H-6 Bomber bei Alaska gesichtet. Es ist das erste Mal, dass die Langstreckenbomber, die mit Atombomben und -marschflugkörpern bewaffnet werden können, in diesem Teil der Welt unterwegs waren.

Die 2 H-6 Bomber wurden von 2 russischen Tu-95 begleitet, die ebenfalls zum Ausführen von Nuklearschlägen geeignet sind.

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Von US- und kanadischen Kampfjets abgefangen

Die 4 Bomber durchflogen einen Teil der Luftraumüberwachungszone (ADIZ) der USA. Das ist quasi eine Pufferzone zwischen Internationalem Luftraum und nationalem Luftraum. Er dient als ein Frühwarnsystem, um hier Flugzeuge ohne Kampfhandlung abzufangen, bevor eine Luftraumverletzung stattfindet.

Laut CNN wurde die Bombergruppe von amerikanischen F-16s und F-35s abgefangen, sowie kanadischen CF-18s.

Die USA und Kanada kooperieren bei der Überwachung des Luft- und Seeraums rund um Alaska. Den USA zufolge drangen weder die chinesischen noch russischen Bomber in den Luftraum von Kanada oder den USA ein.

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China sagt, die Provokation war keine Provokation

China hat sich zu dem Vorfall geäußert. Es habe sich um eine „gemeinsame, strategische Patrouille“ gehandelt, „im relevanten Luftraum des Beringmeers“. Das Ziel sei gewesen, das „strategische Vertrauen und die Kooperation zwischen China und Russland zu stärken“ und habe nichts mit anderen Ländern zu tun und der aktuellen internationalen und regionalen Lage.

Das ist zwar schön gesagt, aber nicht richtig. China hat keinen Grund im Meer zwischen Russland und den USA zu patrouillieren und schon gar nicht mit einem Atombomber. Damit will man zeigen, dass man das amerikanische Festland mit den H-6s erreichen und potenziell von dieser Position aus Marschflugkörper mit nuklearen Sprengstoffen auf US-Ziele abfeuern könnte.

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Für NORAD, das die nordamerikanische Luftraumüberwachung der USA und Kanada koordiniert, ist diese Provokation nicht überraschend. Schon im Februar sagte NORAD man erwarte, dass heuer erstmals chinesische Militärflugzeuge in den ADIZ auftauchen werden.

US Air Force stellt Abfang-Geschwader in Alaska auf

Russland lässt seine Tu-95-Bomber und Tu-142 Seeaufklärer öfters nahe der ADIZ von Alaska fliegen. Aufgrund der zunehmenden Flüge und wohl auch, weil man mit dem baldigen Auftauchen von China gerechnet hat, hat die US Air Force eine eigene Luftverteidigungseinheit in Alaska aufgestellt.

Eine F-22 fängt im Jahr 2020 eine russische Tu-142 ab

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Das 18. Aggressor Geschwader wurde zum 18. Fighter Interceptor Geschwader – eine Bezeichnung, die es seit dem Kalten Krieg nicht mehr gegeben hat. Die Einheit ist bei der Eielson Air-Force-Basis nahe Fairbanks beheimatet.

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Das Geschwader nutzt F-16s, obwohl die Verteidigung des amerikanischen Luftraums eigentlich Sache des Stealth-Jets F-22 wäre. Von dem gibt es aber zu wenig Stück.

Zudem ist die F-22 nur bedingt für Patrouillenflüge und lang dauernde Abfangmanöver geeignet. Sie kann zwar Zusatztanks tragen, allerdings erhöht das den Radarquerschnitt und reduziert dadurch die Stealth-Eigenschaften.

Die F-16 kann zudem zusätzliche Nutzlast mit sich führen. Dazu gehört der AN/AAQ-33 Sniper Pod. Dabei handelt es sich um ein Package bestehend aus Kameras und Sensoren, die das Verfolgen und Identifizieren von Luft-, See- und Bodenzielen auf größere Distanzen und durch Wolken hindurch ermöglichen, was wichtig für Abfangmanöver ist.

Die F-16s wurden auch mit dem AN/APG-83 SABR Radar nachgerüstet. Dieses soll ua. dabei helfen, tieffliegende Ziele und Ziele mit Stealth-Eigenschaften aufzuspüren.

Eien F-16 wird für die Aufnahme des AN/APG-83 vorbereitet

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H-6-Bomber kann auch Hyperschallraketen starten

Welches Modell des chinesischen H-6-Bombers vor Alaska aufgetaucht ist, ist nicht bekannt. Insgesamt soll China derzeit um die 160 aktive H-6 besitzen. Seit der Indienststellung 1969 gab es etliche Umbauten.

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Der H-6E ist etwa eine verbesserte Atombomber-Version, die in den 1980er-Jahren eingeführt wurde. Der in den 90er-Jahren gebaute H-6H verzichtet auf den internen Bombenschacht, um 2 Marschflugkörper zu transportieren. Der H-6J ist für die Seeaufklärung ausgelegt und wird von der chinesischen Marine genutzt.

Eine der neuesten Varianten ist der H-6N. Wie beim H-6H gibt es keinen Bombenschacht. Unter dem Rumpf werden Raketen oder Marschflugkörper getragen, die mit Nuklearsprengköpfen bestückt sein können. Dazu gehört die CJ-20, die eine Reichweite bis zu 2.000 Kilometern haben soll. Das würde reichen, um aus dem russischen Luftraum heraus die Städte Anchorage oder Fairbanks zu beschießen.

Zudem kann der H-6N die Hyperschallrakete YF-21 tragen und abfeuern. Die Antischiffsrakete hat eine Reichweite von 1.500 Kilometern und gilt als Flugzeugträger-Killer.

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Die Hyperschallrakete XJ-21 auf einem Langstreckenbomber Xian H-6N 

H-20: Das Gegenstück zum B-21 Stealth Bomber

Die Reichweite der H-6-Bomber beträgt, je nach Version und Ladung, um die 6.000 Kilometer. Das ist deutlich weniger als die russischen Tu-95-Bomber (ca. 10.500 Kilometer) und amerikanischen B-52-Bomber (14.000 Kilometer). Der H-6 ist zurzeit Chinas einziger strategischer Langstreckenbomber.

Als Ergänzung entwickelt China den H-20. Dieser kann als Gegenstück zum amerikanischen Stealth-Bomber B-21 gesehen werden. Rüstungsexperten rechnen damit, dass China eine Reichweite von mindestens 8.500 Kilometern und eine Nutzlast von mindestens 10 Tonnen anstrebt. Er soll mit nuklearen und konventionellen Waffen bestückt werden können.

So stellt sich das chinesische Magazin Modern Weaponry den H-20 vor

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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