Chinas neue Hyperschallrakete erstmals auf Bomber gesichtet
Die chinesischen Streitkräfte sind nicht dafür bekannt, ihre neuesten Entwicklungen breit zu treten, sie offiziell zu präsentieren oder gar Details dazu zu nennen. Also ist man vielfach auf Analysen, Leaks und Spekulationen angewiesen. So auch bei der neuartigen Hyperschallrakete vom Typ YJ-21.
Diese gefürchtete Rakete soll nun erstmals auf einem chinesischen Langstreckenbomber Xian H-6N gesichtet worden sein. Entsprechende Bilder machen derzeit in den sozialen Medien und einschlägigen Fachpublikationen die Runde.
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Extreme Geschwindigkeiten
Die YJ-21 ist deshalb so gefürchtet, weil sie extrem hohe Geschwindigkeiten erreichen soll und daher von konventionellen Abwehrsystemen schwer abgefangen werden kann. Die Reisegeschwindigkeit soll bei Mach 6 (rund 7.400 km/h) liegen, im Zielanflug erreicht sie angeblich bis zu Mach 10 (rund 12.300 km/h).
Die enorme kinetische Kraft gepaart mit einem Sprengkopf soll sie zu einer der mächtigsten ballistischen Antischiffsraketen machen. Daher wurde ihr auch der Spitzname Flugzeugträger-Killer verliehen.
Rüstungexpert*innen gehen davon aus, dass ein direkter Treffer mit einer YJ-21 reichen könnte, um die US-Superflugzeugträger der Gerald R. Ford-Klasse außer Gefecht zu setzen. In Simulationen hat China bereits solche Angriffe durchgeführt.
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Bomber für Sättigungsangriffe nutzen
Dass der Bomber Xian H-6N die YJ-21 abfeuern kann, wird von Rüstungsexpert*innen als Vorbereitung auf eine Schlacht mit der US Navy gesehen. China soll über 160 Stück der Bomber H-6 besitzen. Die Reichweite der normalen Versionen liegt bei 6.000 Kilometer.
Die neue Version H-6N wurde vermutlich erst 2018 oder 2019 in Dienst gestellt. Der H-6N soll eine noch größere Reichweite haben und wurde umgebaut, um unter dem Bombenschacht ballistische Raketen, mit konventionellen oder Atomsprengköpfen, oder Drohnen transportieren und starten zu können.
Gepaart mit der angeblichen hohen Reichweite der YJ-21 von 1.500 Kilometer, könnten mehrere H-6N im weiten Bogen um die US-Flotte herumfliegen. Anstatt nur aus Richtung des Festlands, in die sich die Abwehrmaßnahmen des US-Flottenverbands primär orientieren würden, könnten die Raketen so von den Flanken und von hinten auf die US-Schiffe abgefeuert werden. Ein solcher Sättigungsangriff von mehreren Seiten würde das Abwehren der Raketen zusätzlich erschweren.
Rakete kann auch gegen Landziele eingesetzt werden
In einem kurzen Videoclip, der bereits 2022 veröffentlicht wurde, soll zu sehen sein, wie eine solche Hyperschallrakete von einem Typ 055 Lenkwaffenzerstörer der chinesischen Marine gestartet wird.
Die Typ-055-Klasse befindet sich erst seit 2020 im Dienst. China hat derzeit 8 dieser Kriegsschiffe. Ob China die YJ-21 auch auf anderen chinesischen Kriegsschiffen stationieren will, ist derzeit nicht bekannt.
Die YJ-21 soll neben Schiffen auch gegen Landziele eingesetzt werden können. Anhand der bisherigen Fotos ist zu erkennen, dass sie relativ kleine Steuerelemente hat. Dies könnte ua. der Hyperschallgeschwindigkeit geschuldet sein. Zum einen, entsteht während des Fluges sehr hohe Hitze, die größere Steuerflügel beschädigen könnte. Zum anderen, reichen bei so hohen Geschwindigkeiten schon kleine Steuerbewegungen, um größere Änderungen bei der Flugbahn herbeizuführen.
Das heißt aber auch, dass die YJ-21 und andere Hyperschallraketen, besonders im schnellen Endanflug, nicht so gut feine Korrekturen vornehmen können, um das Ziel zu treffen. Solange keine technische Lösung dafür gefunden wird, eignen sich Hyperschallraketen deshalb primär für statische Ziele an Land und Ziele die sich langsam bewegen, wie etwa große Kriegsschiffe.
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