Baubranche soll digitaler werden
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Das Planen, Bauen und Betreiben von Gebäuden in Österreich soll stärker von der Digitalisierung profitieren. Die Branche erhofft sich von der Politik Unterstützung bei dem Transformationsprozess. Zu diesem Zweck wurde ein Posititionspapier verfasst, das am Mittwoch der zuständigen Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, Elisabeth Udolf-Strobl, übergeben wurde. Entstanden ist das Dokument im Rahmen eines neuen „ExpertInnen DIAlog“ der Digitalisierungsagentur, der künftig auch zu anderen Themen stattfinden soll.
Bei der Präsentation orteten Vertreter der Branche einige Probleme. Wolfgang Kradischnig von der DELTA Gruppe erklärte, dass es trotz neuer Technologien einen Rückgang bei der Produktivität gegeben habe. „Unsere Branche hat es verlernt, effizient zu arbeiten." Dabei gebe es aktuell viele Trends, die das Potenzial haben, diese Entwicklung umzukehren.
3D-Druck und Augmented Reality
Dabei spricht er beispielsweise Beton-3D-Druck von Gebäuden an, der in anderen Ländern bereits in der Praxis genutzt wird. Auch Roboterfertigung oder der Einsatz von Augmented Reality mittels spezieller Brillen biete viel Potenzial.
Auf dem Weg zu einer funktionierenden Integration von Analog und Digital gebe es aber Hürden. Hier sei die Politik gefragt, es fehlen einheitliche Standards. Es gelte, mit politischer Unterstützung ein Niveau zu schaffen, auf dem sowohl große Firmen als auch KMUs arbeiten könnten.
Neun Punkte
Vorgelegt wurden neun Punkte zur Digitalisierung der Bauwirtschaft. Im Zentrum steht die Forderung eines Bekenntnisses der Politik. Das Thema sei so dynamisch, dass es ohne eine gewisse zentrale Steuerung zu Fehlentwicklungen kommen könnte. Gefordert wird unter anderem ein rascher Ausbau der entsprechenden Infrastruktur, wie etwa Breitband.
Außerdem weisen die Verfasser des Papiers darauf hin, dass die Kräfte des Bundes bei dem Thema gebündelt werden sollten. Es wird eine eindeutige Rollenverteilung zwischen den verschiedenen Ministerin gefordert. Neben dem BMDW fallen auch dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, dem Justizministerium und dem Finanzministerium sowie weiteren Akteuren, wie etwa dem Umweltministerium, zentrale Positionen zu. Auch die nächsten Ebenen der staatlichen Strukturen sollten eingebunden werden. Genannt werden etwa Landesbaudirektionen, Stadtwerke oder auch der öffentliche Verkehr.
Es wird gefordert, die Rahmenbedingungen der Digitalisierung weiterzuentwickeln. Neben Gesetzen geht es hier auch um Abwicklungs- und Vertragsmodelle sowie Bauherrenvorgaben und Vergütungsmodelle. Ebenfalls empfohlen wird eine verstärkte Einbindung der KMUs.
Ausbildung und Forschung
Außerdem soll es Änderungen bei der Ausbildung geben. Das gesamte Bildungswesen in den entsprechenden Bereichen sollte auf die Digitalisierung ausgerichtet und fokussiert sein, heißt es in dem Papier. Das betrifft sowohl Lehrpläne als auch die Bewusstseinsbildung. Gleichzeitig sollte bei dem Prozess auch die Forschung und Entwicklung eingebunden werden.
Empfohlen wird ein nationaler Stufenplan zur Umsetzung der Digitalisierung der Bauwirtschaft , der mit Bund, Ländern, Gemeinden und der Wirtschaftskammer abgestimmt ist. Ähnliche Pläne existieren etwa bereits in Deutschland, der Schweiz und in anderen EU-Ländern.
Ministerin sieht alle in der Pflicht
Wirtschaftsministerin Udolf-Strobl will nun die Punkte durchgehen und machbare Schritte identifizieren. Gleichzeitig nahm sie aber auch die großen Firmen der Branche in die Pflicht. “Wenn die großen Unternehmen Veränderungen in die Branche tragen, schließen die kleinen sich an. Der Bund kann schon einiges, aber nicht alles. Wir können die Rahmenbedingungen schaffen, aber das Umsetzen kann der Wirtschaft niemand abnehmen.”
Kommentare